Alle lachen in derselben Sprache

Mit den Flüchtlingen wurde gegrillt. Der Pfarrer wurde nach Hause geschickt.

Foto: Kurt Lübke

Vorst. Wenn Menschen grillen, dient dies in aller Regel dem geselligen Zeitvertreib. Das Grillen am Samstagnachmittag in Vorst neben der Hans-Hümsch-Turnhalle hatte noch einen anderen Zweck: Es sollte eine Brücke zwischen den Kulturen bilden. Die Organisatorinnen Göksu Kocak (31) und Edith Mascini (50) von der Flüchtlingshilfe Tönisvorst konnten mit der Resonanz zufrieden sein.

Weit über 100 Menschen machten mit, darunter auch die 18 Asylbewerber, die derzeit in der Hans-Hümsch-Turnhalle leben. Zur unerwünschten Person wurde Pfarrer Ludwig Kamm erklärt, der das Grillfest daraufhin schnell wieder verließ. Großen Unmut bei den Organisatorinnen hatte ein Text im Pfarrbrief hervorgerufen: Dort war die Pfarre in einen engen Zusammenhang mit dem Grillfest gebracht worden. „Tatsächlich haben sowohl die katholische, als auch die evangelische Kirche mit diesem Fest nichts zu tun“, erklärte Edith Mascini entrüstet.

Dass das Fest ein Erfolg werden würde, zeichnete sich bereits im Laufe der Vorbereitungen ab: Parteien wie CDU, SPD, Grüne und DKP brachten sich ein, ebenso wie die Vorster Bevölkerung, die Diakonie Krefeld-Viersen und Unternehmen wie die Firma Abbelen, die das Grillfleisch zur Verfügung stellte.

Aller Sprachbarrieren zum Trotz kam es immer wieder zu Gesprächen zwischen Einheimischen und Flüchtlingen, wobei Fingerspitzengefühl gefordert war: „Von ihrer oft lebensgefährlichen Odyssee reden die Flüchtlinge nur sehr ungern“, erzählte Göksu Kocak. Und die Flüchtlinge mussten erst lernen, auf eine resolute Frau zu hören.

Die Ehrenamtlerin trank Bier aus der Flasche und hat sich schnell Respekt verschafft. Sie weiß, dass die Asylbewerber voller Scham sind. Es war ihnen wichtig, dass ihre Notunterkunft in der Turnhalle für die Besucher tabu war. Die Besucher erfuhren, dass die 18 Männer aus sieben zumeist afrikanischen Ländern kommen, nämlich aus Nigeria, Ghana, Kongo, Eritrea, Somalia, Burma und Marokko. Und dass die Flüchtlinge fast alle etwas Anständiges in ihrer Heimat gelernt haben und so schnell wie möglich arbeiten wollen.

Da war zum Beispiel Emmanuel aus Nigeria. Der 33-Jährige ist Ingenieur. Er ist vor der islamischen Terrormiliz Boko Haram geflohen, als Christ schwebte er in Lebensgefahr. Was ihm nicht so gut gefällt, ist die Unterbringung in der Turnhalle ohne wirkliche Privatsphäre. Was der Flüchtling, der fleißig Deutsch lernt, zu schätzen weiß: „Die Menschen in Vorst sind sehr freundlich.“

Auf seinem gelben T-Shirt stand: „Everyone smiles in the same Language“ — jeder lacht in derselben Sprache. Viel gelacht wurde auch bei den Volleyballern des TV Vorst. Markus Feldmann lud die Flüchtlinge ein, zum Beachvolleyball zu kommen. „Außerdem können sie bei uns das Sportabzeichen machen“, erklärte er. Er und seine Freunde vom Verein hatten außerdem warme Jacken mitgebracht.

Die Flüchtlinge aus den warmen Ländern frieren hier schnell, gebraucht werden deshalb auch Decken. Zu den Besuchern am Samstag gehörten auch Bürgermeister Thomas Goßen, der das Grillen auch finanziell unterstützt hatte sowie der stellvertretende Bürgermeister Uwe Leuchtenberg. Jeder Gast bekam ein Namensschild, was die Kommunikation erleichterte. Die Turnhalle ist mit 18 Flüchtlingen belegt, Platz ist dort für 40 Menschen.