Willich/Kreis Viersen Freie Hühner und schwarze Schafe

Der Kreis-Agrarausschuss der CDU hat eine Broschüre zur „Zukunft der Landwirtschaft im Kreis Viersen“ herausgegeben.

Foto: Reimann

Anrath. „Die Landwirtschaft hat ein Image-Problem“: Peter Joppen, Vorsitzender des Kreisagrarausschusses, eines Gremiums der CDU, weiß wovon er spricht. Der Vorster ist selber Landwirt und kennt die aktuellen Herausforderungen. Erstmals hat der Ausschuss jetzt eine Broschüre zum Thema „Zukunft der Landwirtschaft im Kreis Viersen“ veröffentlicht. Vorgestellt wurde sie auf dem Stautenhof der Familie Leiders in Anrath. Der Bio-Betrieb hält allein 2500 Hühner in Freilandhaltung.

Die Ausschuss-Mitglieder möchten mit diesem Leitbild eine Diskussion auf möglichst breiter Ebene anstoßen. Claudia Wendt vom Kreisagrarausschuss drückt es so aus: „Die Leute sollen nicht über, sondern mit den Landwirten sprechen.“

Es werden so ziemlich alle „heißen Eisen“ angepackt: vom Wasserschutz über den Flächenverbrauch, den Tierschutz bis hin zu dem, was die landwirtschaftlichen Familienbetriebe bewegt. Außerdem geht es um den Nachwuchs in landwirtschaftlichen Berufen, der längst nicht mehr wie einst überwiegend aus der Familie rekrutiert wird.

„Kriminelle aussondern“, heißt ein Kapitel. Gemeint sind Vertreter des Berufsstandes, die sich vorsätzlich nicht an gesetzliche Regelungen halten. „Ein schwarzes Schaf bringt die gesamte Branche in Misskredit“, weiß Bernd Wolfs von der Raiffeisen Schwalm-Nette in Dülken.

Marcus Optendrenk, Vorsitzender der Kreis-CDU, wünscht sich den Dialog zwischen Verbrauchern und Landwirtschaft. Dabei wird es auch darum gehen, ob Bio-Höfe besser sind als herkömmliche Betriebe. „Wer Bio will, muss auch bereit sein, mehr dafür zu bezahlen“, sagt Wolfs. Der mündige Verbraucher stimme mit seinem Kaufverhalten ab.

Der Tierschutz ist eines der Themen. Hier haben die Autoren „veränderte gesellschaftliche Erwartungen“ registriert, bittet aber auch um Verständnis für die Belange der Landwirte, die Tiere halten: „Sie müssen die Chance bekommen, sich im Wettbewerb zu behaupten, da sich sonst die Tierhaltung ins Ausland verlagert und wir dann nicht mehr Einfluss auf eine artgerechte Haltung nehmen können“, so steht es in dem Positionspapier.

In punkto „Flächenverbrauch“ wird angeregt, vorrangig leerstehende Industriebrachen für Gewerbezwecke zu nutzen, bevor dafür wertvolle landwirtschaftlich genutzte Böden versiegelt werden.

Ein Problem, dass die Landwirtschaft vor allem mit dem Handwerk teilt: Beide Branchen suchen händeringend Nachwuchs. Der Agrarausschuss betont die Wichtigkeit der Zusammenarbeit von Politik, Berufsschule und Landwirtschaftskammer, um die Attraktivität entsprechender Berufe zu sichern.