Ehemalige Raststätte An die Geschichte des Schwarzen Pfuhls in Neersen erinnert jetzt eine Gedenktafel

Neersen. · Das geschichtsträchtige Gebäude war bis 2016 eine beliebte Raststätte. Seit dem vergangenen Jahr beherbergt es Teile der Willicher Stadtverwaltung.

Seinen Namen verdankt der Ort den tiefen Kuhlen, die ein früher in diesem Bereich verlaufendes Gewässer in den Boden gegraben hat.

Foto: Stadt Willich

(Red) Ab sofort erinnert eine Gedenktafel an die wechselvolle Geschichte des Schwarzen Pfuhls in Neersen, der auf Initiative der Willicher Grundstücksgesellschaft vor allem von der Bausubstanz her, aber auch optisch im vergangenen Jahr ein Comeback erlebt hat. Die Tafel wurde kundig vom Willicher Stadtarchivar Udo Holzenthal gestaltet.

Aus ihr geht hervor, dass der Schwarze Pfuhl immer schon eine große überregionale Bedeutung hatte, da sich hier die beiden wichtigen Fernstraßen Köln–Venlo und Aachen–Krefeld kreuzten. Folglich wurde hier bereits im späten Mittelalter ein Landzoll erhoben, den die Fuhrleute vor ihrer Weiterfahrt entrichten mussten. Oftmals entstanden an solchen Zollstätten auch Fuhrmannsherbergen: 1550 wird mit Peter Poil erstmals ein Besitzer der Herberge an dieser Kreuzung urkundlich erwähnt. Auf einer abgebildeten Karte von 1660 wird die Ortsbezeichnung „Poel“ vermerkt. Seinen Namen verdankte der Ort den tiefen Kuhlen, die von einem früher hier verlaufenden Gewässer herrührten. Hier ließ Ambrosius II. von Virmond im Januar 1579 einen Galgen errichten, an dem die Urteile des Neersener Gerichts vollstreckt wurden.

1745 bis 1778 diente die Herberge dem Schiefbahner Amtsverwalter als Wohnsitz. Auch die Franzosen richteten hier eine Mautstelle ein. Der „Schwarzenpfuhl“ wurde zu einer der bedeutendsten Fuhrmannsherbergen am Niederrhein. Im 19. Jahrhundert konnten hier bis zu 50 Personen speisen und auch übernachten.

Auch der „Fetzer“ soll einst in dem Gebäude übernachtet haben

Das Gebäude sah in seiner Geschichte auch prominente Besucher: So übernachtete dort der französische Marschall Ney auf seiner Rückkehr vom gescheiterten Russland-Feldzug, und auch der bekannte Räuber Matthias Weber, genannt „Der Fetzer“, soll dort während einer seiner Raubzüge genächtigt haben.

Im 20. Jahrhundert war der „Schwarzenpfuhl“ eine beliebte Fernfahrer-Raststätte. Dass der Durchgangsverkehr Ende der 1960er-Jahre in Neersen spürbar zurückging, änderte nichts an der Beliebtheit des Hauses bei Fernfahrern, bei denen die Gaststätte nahezu Kultstatus genoss – zumal der letzte Wirt „Pitter“ Weuffen für die Trucker Kumpel, Berater und Seelsorger in einer Person war. 2016 war dann für ihn nach 27 Jahren Schluss, und der Restaurationsbetrieb wurde eingestellt. Drei Jahre später erwarb die städtische Grundstücksgesellschaft das marode, aber geschichtsträchtige Gebäude, um es nach erfolgter Grundsanierung einer neuen Nutzung zuzuführen: Heute sind Teile der Verwaltung in den modernen Gebäuden
untergebracht.

(RP)