Rathaus Willich: Der grün-schwarze Beigeordnete
Willich · Grünen-Ratsherr Raimund Berg wird Nachfolger von Willy Kerbusch im Willicher Rathaus. Eine Personalie, die vor allem der SPD sauer aufstößt.
Man darf – trotz geheimer Abstimmung – annehmen, dass die strategische Partnerschaft zwischen CDU und Grünen in dieser Legislaturperiode in Willich nun personelle Früchte trägt. Dr. Raimund Berg, seit 2004 Ratsherr, Mitglied des Haupt- und Finanzausschusses und seit 2007 Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, wird Nachfolger von Willy Kerbusch, Kämmerer und Erster Beigeordneter der Stadt.
Berg erhielt im Stadtrat in geheimer Wahl 23 Ja-Stimmen. 21 stimmten am Mittwochabend in der Jakob-Frantzen-Halle mit Nein. Enthalten hatte sich niemand.
Berg ist beruflich wissenschaftlicher Referent in einem Forschungszentrum und seit fast zwei Jahrzehnten als Dozent an Hochschulen bundesweit in den Bereichen Wirtschaft, Kommunalmanagement und Führungskräfte-Entwicklung tätig. Er wird am 1. Dezember sein Amt übernehmen. Ernannt ist er für die Dauer von acht Jahren zum Beigeordneten der Stadt Willich (Geschäftsbereich Personal und Organisation, Gemeinschaftsbetriebe Willich und Freizeitbad De Bütt).
Ab 1. Juni 2021 übernimmt Berg das Amt des Kämmerers
Zum 1. Juni 2021 wird Berg dann Stadtkämmerer der Stadt Willich (Geschäftsbereich Zentrale Finanzen). Kerbusch, kürzlich 65 geworden, verlängert somit seine Amtszeit.
Der öffentlich gewordene Plan der CDU geht damit auf. Denn um den Übergang zu gestalten und eine optimale Startphase der Heyes-Nachfolge vorzubereiten, hatte sie, wie exklusiv von der WZ berichtet, intern an dieser Lösung gearbeitet: Willy Kerbusch, Kämmerer und Erster Beigeordneter, soll seine Dienstzeit verlängern. Eigentlich wäre für Kerbusch am 30. November Schluss gewesen: Ruhestand nach 45,5 Dienstjahren. Doch aufgrund der Bedeutung der Beigeordneten-Postion im Willicher Rathaus sollte die Zeit um rund sechs Monaten verlängert werden. Kerbusch könnte noch den Haushalt 2021 einbringen. So tritt es nun ein.
Bürgermeister Josef Heyes (CDU) gratulierte Raimund Berg als einer der ersten. Die Grünen jubelten mit Sonnenblumen-Emojis: „Raimund zum neuen Kämmerer gewählt!“
Nach Ansicht von Merlin Praetor, Parteivorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, und Christian Pakusch, Parteichef der CDU, sorge die Wahl Bergs „für stabile und zukunftsfeste Verhältnisse in der Verwaltungsführung der Stadt“.
Pakusch, auch Bürgermeister-Kandidat der Christdemokraten, postete, Raimund Berg habe überzeugen können mit seinen Vorstellungen stabiler Stadtfinanzen, der gewerblichen Zukunft in Willich und sozial gerechter Verhältnisse. Er vereine ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit in seinem Handeln.
Scharfe Kritik der SPD: „Fauler Deal“ – „unwürdiges Schauspiel“
Weniger Gratulation steckt in dem Statement von Lukas Maaßen, Vorsitzender der SPD in Willich, das er am Mittwoch nach der Wahl Bergs veröffentlicht hat: „Jetzt ist das eingetreten, wovor wir gewarnt haben. Der faule Deal, als grüner Mehrheitsbeschaffer für die strauchelnde CDU im Gegenzug einen der einflussreichsten Spitzenposten der Verwaltung zugeschustert zu bekommen, ist vollzogen. Unparteiisch muss es noch als eine Wahl mit bitterem Beigeschmack bezeichnet werden. Aber Schwarz-Grün schürt mit dieser undurchsichtigen Hinterzimmerpolitik die Politikverdrossenheit und versenkt nebenbei 50 000 Euro Willicher Steuergeld. CDU und Grüne haben dem Steuerzahler zu erklären, warum so viel Geld in ein Auswahlverfahren investiert wurde, obwohl der Fraktionschef der Grünen als neuer Stadtkämmerer bereits feststand. Dieses unwürdige Schauspiel und die Verschwendung von Steuermitteln schaden unserer Stadt.“