Graue Damen: Drill in der Gesamtschule

Schüler der Schuman-Schule haben mehr als ein Jahr lang an einem Musical gearbeitet.

Willich. Das Turbo-Abi nach zwölf Schuljahren ist bereits Realität. Wird es bald schon nach der 7. Klasse sein? An der Robert-Schuman-Europaschule wird diese Methode des Überschall-Abiturs nun von der neuen Schulträgerschaft, den sogenannten grauen Damen, angewendet.

Im Kasernenton werden die Schüler effektiv auf den globalen Wettbewerb konditioniert. Sport, Musik und Kunst fallen der eisernen Wettbewerbsdogmatik zum Opfer. Alles wird auf Effizienz getrimmt. Einige Schüler flüchten sich in die fantastischen Abenteuer ihrer Helden aus Film und Literatur, um dem Drill der grauen Damen zu entkommen.

Das alles ist zum Glück nur Fiktion: Als Hommage an Geschichten von Michael Ende erzählt ein opulentes Musical die Gedanken einer jungen Leserin, die in einem Buch von der Schule liest, die von den grauen Damen übernommen wird. Um ihre Träume zu retten, reist eine Gruppe von Schülern ins imaginäre Phantasien. Dabei sind ihnen nicht nur ihre Häscher dicht auf den Fersen, sondern die Helden treffen auch auf skurrile Gestalten, wie ein vegetarisches Spinnenpärchen oder eine Schildkröte auf dem Bobbycar.

Unterstützt wurden die vielen Einfälle von einer Leinwand, auf denen zum Beispiel im Mathematikunterricht streng kalkuliert wird, dass den Schülern bloß 409 968 000 Sekunden bis zum Schulabschluss bleiben. Musikalisch wurde die Aufführung von einer Big Band und dem Schulchor untermalt und mit symbolischen Songs wie „Teenage Dreams“ von Katy Perry oder „An Tagen wie diesen“ von den Toten Hosen gewürzt, welche mehrmals Standing Ovations erhielten.

Vor allem im bunten Finale entdeckte man viele versteckte Details. Mit Figuren von Edward Cullen über Winnetou bis Rotkäppchen trat so ziemlich alles auf, was die Fantasie der Menschen hervorgezaubert hat.

Die Revue sollte nicht nur das Selbstbewusstsein der Jugend stärken, sondern auch anspornen, sich mit ihrer Kreativität auseinanderzusetzen. Die Schüler hatten Unterstützung von den Lehrern Markus Gather, Judith Woll und Ulli Brasseler. Damit haben alle Teilnehmer an dieser gelungenen Aufführung deutlich Position dazu bezogen, dass die Jugend von heute nicht bloß das Werkzeug von Morgen darstellt, und Zeit und Zeitgeist auch ruhig getrennte Wege nehmen können.