GUT-Fraktion verzichtet auf die Hälfte der i-Pads
Herbe Kritik von FDP und Grünen an Äußerungen von CDU-Fraktionschef Horst von Brechan.
Tönisvorst. Die Diskussion um die Anschaffung der Tablet-PCs für den Tönisvorster Stadtrat und seine Gremien kommt nicht zur Ruhe. In einer Sondersitzung des Rates am Sonntag hatte dieser beschlossen, die i-Pads der Firma Apple anzuschaffen und den Ratsvertretern zur Verfügung zu stellen (WZ berichtete). In unserer gestrigen Ausgabe hatte CDU-Fraktions-Chef Horst von Brechan im Interview die Haltung eines überwiegenden Teils der CDU begründet, lieber eigene Geräte nutzen zu wollen.
Den „kürzesten Leserbrief“ seiner Karriere schickt der stellvertretende SPD-Chef Hans-Joachim Kremser. „ . . . und die Welt ist eine Scheibe . . .“ Kremser weiter: „Von meinem i-Pad gesendet.“
Die Gemeinschaft Unabhängiger Tönisvorster (GUT) reagiert anders: Sie verzichtet auf die Hälfte der für sie vorgesehenen i-Pads. „Viele Fraktionsmitglieder nutzen eigene Notebooks und Tablet-PCs, die anderen teilen sich die i-Pads zukünftig im Rotationsverfahren“, erklärt GUT-Sprecher Daniel Ponten. Falls irgendwann weiterer Bedarf an Geräten bestehe, würden diese in der Fraktion auf eigene Kosten beschafft.
Von der FDP kommt Kritik an der CDU. „Die Arbeitsgruppe beim Bürgermeister, an der sämtliche Fraktionen des Stadtrates beteiligt waren, erzielte vollständige Einigkeit“, betont Pressesprecher Torsten Frick. Man habe sich auf den Vorschlag von Bürgermeister Thomas Goßen verständigt. Und dieser wiederum habe sich Rat beim Kommunalen Rechenzentrum Niederrhein eingeholt. Jetzt lasse die Union ihren eigenen Bürgermeister im Regen stehen. Zur Aussage von Helmut Drüggen (CDU), er stimme der Investition nicht zu, weil er einem Bauarbeiter mit 1500 Euro Nettogehalt nicht erklären könne, wozu der Rat solche Geräte braucht, sagt Frick: „Der Bauarbeiter muss auch nicht den Bagger selbst anschaffen, mit dem er täglich arbeitet.“ Horst von Brechan wirft Frick vor, sich auf einem „Ego-Trip“ zu befinden.
Verärgert zeigt sich Jürgen Cox, Vorsitzender der Tönisvorster Grünen. „Das, was Herr von Brechan sagt, ist eine Lüge. Die Tablet-PCs bleiben im Eigentum der Stadt und sind kein Geschenk, sondern Arbeitsmittel. Ich bin entsetzt und habe den Eindruck, dass Herr von Brechan mit einer Abstimmungs-Niederlage nicht mehr umgehen kann.“ Er lasse selbst seinen Bürgermeister im Regen stehen.
Auch online wird das Thema diskutiert. „Ich denke mit diesem Schritt in die digitale Zukunft hat Tönisvorst den richtigen Weg eingeschlagen“, schreibt ein User, der sich Peter Schmitz nennt. kor