Hardanger-Stickereien im Heimatmuseum: Handarbeit mit Löchern

Im Heimatmuseum Schiefbahn waren Hardanger-Stickereien von Anne Decker zu sehen.

Schiefbahn. Loch an Loch und hält doch: Das muss nicht unbedingt ein Netz oder ein Sieb sein, wie jetzt im Schiefbahner Heimatmuseum zu sehen war: Anne Decker (68) präsentierte ihre Hardanger Stickereien.

Typisch für diese Art von Handarbeiten sind die Doppeldurchbrüche. „Mit dieser aus Persien stammenden Technik, die später in Norwegen sehr beliebt war, bin ich 1996 in Berührung gekommen — vorher habe ich geklöppelt“, erklärte die ehemalige kaufmännische Angestellte. Im Gegensatz zum Klöppeln könne sie bei der Hardanger Stickerei fernsehen.

Gelernt hat sie diese spezielle, recht aufwendige Technik bei der Familienbildungsstätte in Viersen. „Früher, an langen Winterabenden in Norwegen, haben die Frauen Tischdecken, Blusen und Schürzen mit der Hardangerstickerei hergestellt“, erzählte Anne Decker. Es seien sehr feine Textilien entstanden, eher die schicke Sonntagsschürze als die robuste Arbeitskleidung. Die Löcher entstehen, indem der Stoff mit einer scharfen Schere millimetergenau weggeschnitten wird.

„Man muss sehr konzentriert arbeiten, Pfusch wird bei dieser Technik gnadenlos sichtbar“, erklärte die begeisterte Handarbeiterin. Die Hardanger Stickereien seien nie wirklich weit verbreitet gewesen.

Anne Decker machte darauf aufmerksam, dass diese Handarbeitskunst von einer Gruppe älterer Damen in der Schiefbahner Begegnungsstätte regelmäßig praktiziert werde. Auf dem alten roten Sofa waren noch jede Menge alte Handarbeiten zu sehen, ebenso wie in allen Räumen des Museums. Neben der Technik sind hier vor allem die eingestickten Botschaften interessant, spiegeln sie doch häufig die Rolle der Frau wider.

Die wenige Freizeit wurde gerne zum Stricken und Sticken genutzt. „Mein Heim, mein Glück“, ist auf einem Handtuch zu lesen. Soviel zur Emanzipation der Frau im Schiefbahn des frühen 20. Jahrhunderts, als die Geschlechterrollen noch eindeutig definiert waren. Gehandarbeitet wurde aber nicht nur zum Entspannen, schließlich galt es, für die Kinder eine Aussteuer bereit zu halten.

Dass die Hausfrau früher auch schon pfiffig war, ist an einer Handarbeit anzulesen: „Fünf sind geladen, zehn sind gekommen, giess Wasser zur Suppe, heiss alle willkommen“, steht da geschrieben oder genauer gesagt: gestickt.