Interview mit Autor Horst Eckert „In Krimis erfährt man, wie Menschen ticken“

Interview · Der Krimiautor spricht über seinen neuesten Roman. Am 24. April liest er daraus im Forum Corneliusfeld in St. Tönis.

Horst Eckert liest auch privat Krimiliteratur. Der Autor lebt seit vielen Jahren in Düsseldorf.

Foto: Kathie Wewer

Krimiautor Horst Eckert hat einen neuen Roman veröffentlicht. Am 24. April liest er daraus im Forum Corneliusfeld in St. Tönis.

Herr Eckert, Sie waren 15 Jahre lang Journalist. Wann haben Sie das Schreiben von Romanen für sich entdeckt?

Horst Eckert: Das war vor fast 30 Jahren. Im Weihnachtsurlaub las ich drei Krimis, sie waren eher mittelmäßig, wie ich fand, und ich fragte mich viel zu oft, wie würde ich es formulieren? So entstand die Idee, mir selbst einen Kriminalroman auszudenken, und beim Schreiben habe ich Blut geleckt, wie man so schön sagt.

Was war Ihr Debütroman und wie lange haben Sie
an ihm geschrieben?

Eckert: Das war „Annas Erbe“ von 1995. Ich habe die Rohfassung in nur acht Wochen geschrieben. Wie ich das so schnell geschafft habe, weiß ich nicht mehr.

Wie lange brauchen Sie
heute für einen Roman?

Eckert: Inzwischen mindestens ein Jahr. Einmal waren es sogar zwei. Da hatte ich mich bei der Recherche zum Thema Banken und Finanzkrise ein wenig verzettelt.

Wie sind Sie auf das Genre Krimi gekommen?

Eckert: Weil ich als Leser stets Fan des Genres war. Im Krimi geht es ums Eingemachte. Wie Menschen ticken und was unsere Gesellschaft ausmacht. Das reizt mich nach wie vor.

Wo nehmen Sie die Ideen
für Ihre Geschichten her?

Eckert: Von überall. Im Fall meines neuen Thrillers „Die Macht der Wölfe“ interessierte es mich durchzuspielen, ob und wie in Deutschland eine rechtspopulistische Strömung an die Macht gelangen könnte, wie es in vielen Ländern Europas der Fall ist, von Schweden bis Italien. Welche Rolle Medien und wirtschaftliche Interessen dabei spielen. Und als während des Schreibens Russland die Ukraine überfiel, kam ein weiterer Aspekt hinzu: Welche Rolle würde der Kreml dabei spielen? Denn es ist seit Jahren russische Politik, freiheitliche Demokratien mit Geheimdienstmethoden zu zersetzen.

Melia Adan und Vincent Veih sind erneut die Hauptfiguren in Ihrem neuen
Roman. Was ist das Besondere an den beiden?

Eckert: Sie sind auf unterschiedliche Art ungewöhnliche Figuren mit ungewöhnlicher Familiengeschichte. Und sie kommen sich privat näher. Im aktuellen Buch sind sie ein Paar, was neue Probleme aufwirft, denn immerhin ist Melia als Kriminalrätin auch die Vorgesetzte von Hauptkommissar Vincent Veih.

Sind die Hauptfiguren
auch eine Art
Wiedererkennungswert?

Eckert: Für viele Leserinnen und Leser spielt das eine Rolle, das stimmt. Aber das allein würde mir nicht genügen, um sie auch im nächsten Roman zu Hauptfiguren zu machen. Sie müssen mir stets etwas Neues erzählen, dürfen nicht in Routine erstarren.

Worum geht es in
„Die Macht der Wölfe“?

Eckert: Zu Beginn tauchen Leichenteile auf der Baustelle der neuen Düsseldorfer Oper auf. Das Bauprojekt leitet ein Immobilien-Milliardär, der auch hinter der Neugründung einer rechten Partei steckt. Zugleich erhält Melia einen Auftrag, mit dem sie nie gerechnet hätte: Die Bundeskanzlerin wird erpresst, und Melia soll ihr helfen. Und plötzlich steckt das Land in einer handfesten politischen Krise.

Viele Ihrer Romane spielen in Düsseldorf. Warum ist die Landeshauptstadt immer wieder Tatort?

Eckert: Ganz einfach: Weil ich da seit vielen Jahren lebe. Das erleichtert die Recherche in vielen Punkten. Und ich habe erfahren, dass es in Düsseldorf fast alle sozialen Milieus gibt, die ich für meine Geschichten brauche. Nur für die Szenen mit der Kanzlerin musste ich auf Berlin zurückgreifen.

Wie läuft so eine Lesung eigentlich ab? Lesen Sie zwei Kapitel und die Besucher können das Buch im
Anschluss kaufen?

Eckert: (lacht) So ungefähr. Wobei ich nicht bloß lese, natürlich mehr als nur zwei Kapitel, sondern auch viel erzähle. Über mich, das Thema des Buchs und das Schreiben im Allgemeinen. Zum Schluss beantworte ich die Fragen des Publikums, dann wird signiert.

Welche Gefühle wollen Sie bei den Lesern mit ihren Romanen auslösen?

Eckert: Für mich gibt es drei Dinge, die ein gutes Buch erfüllen muss: Spannung, Spannung und Spannung. Hinzukommt, dass ich ein Fenster in die Welt öffnen möchte, um den Blick auf Dinge zu lenken, denen wir in unserem Alltag normalerweise nicht begegnen. Als Leser will ich meine Neugier befriedigt bekommen und zum Nachdenken angeregt werden. Ich hoffe, das als Autor auch zu erreichen.

Haben Sie
Autoren-Vorbilder?

Eckert: Es gibt Autorinnen und Autoren, die ich sehr schätze. Aber ich ahme niemanden nach.

Was lesen Sie
selbst am liebsten?

Eckert: Nach wie vor Kriminalliteratur. Jeweils die neuesten Romane von Don Winslow, Michael Connelly und Gary Disher, um ein paar Namen zu nennen. Aber gern mache ich auch neue Entdeckungen. In jeden Urlaub nehme ich eine Menge Schmökerstoff mit.