Horst von Brechan: Künftig stehen Hobbys im Vordergrund

Nach 20 Jahren verlässt Horst von Brechan den Tönisvorster Stadtrat. Planung und Bauen waren immer sein Ding.

Foto: Kurt Lübke

Tönisvorst. Wenn man ihn aus dem politischen Geschäft kennt, liest sich der folgende Satz wie ein Widerspruch in sich: Horst von Brechan wirkt entspannt. Dennoch ist das tatsächlich der Eindruck, wenn der langjährige Fraktionsvorsitzende der CDU im Gespräch mit der WZ zurückblickt. Auf jahrzehntelange Tätigkeit in den politischen Gremien in Tönisvorst. Womit jetzt Schluss ist. Mit der Kommunalwahl am Sonntag scheidet HvB, wie ihn Freunde und Gegner nennen, aus.

„Es war gar nicht so schwer, das Amt des Fraktions-Chefs zu übernehmen“, erklärt der 72-Jährige. „Jahrelang war ich Stellvertreter von Heiner Bergerfurth, war in alles eingeweiht, konnte dann recht leicht übernehmen“, erinnert sich von Brechan.

Kann er sich an seinen ersten Erfolg erinnern? „Ja, weil ich einstimmig gewählt wurde“, sagt der Polit-Dino und schmunzelt. Um dann ernsthaft zu werden. „In der Politik geht ja fast nichts schnell.“ Dass er das Baugebiet Blaumeisenweg als erstes größeres Projekt mit auf den Weg gebracht habe, gehöre zweifellos zu den Erfolgen.

Überhaupt: Zehn Jahre Vorsitzender des Bauausschusses, zehn Jahre in der gleichen Position im Liegenschaftsausschuss, Mitglied des Planungsausschusses — da zeige sich doch schon, wo seine Stärken lägen. Ja, auch die Gerkeswiese in Vorst und das Gebiet am Wasserturm in St. Tönis habe er entwicklungsmäßig begleitet.

Gab’s Dauerbaustellen? Tiefer Seufzer. „Das Baugebiet Vorst-Nord.“ Halb ernst, halb ironisch schiebt von Brechan hinterher: „Dass ich das noch erleben darf.“ Dessen Entwicklung gleiche „einer schlechten Poker-Partie.“

Einen der größten Erfolge der gesamten Tönisvorster Politik sei allerdings den Erhalt des Krankenhauses gewesen — sowohl bei den „Donnerwettern“ als auch beim kürzlichen Übergang an die Alexianer. „Da kann man so einen Menschen wie Günter Wolfs (langjähriger Vorsitzender des Aktionskomitees pro Krankenhaus; Anm. d. Red.) nur loben. Und auch die jetzige Rettungsphase sei super gelaufen. „Eine tolle Leistung unseres Bürgermeisters.“ Das kleine Team habe insgesamt hervorragend gearbeitet.

Was ist mit Misserfolgen? Gab’s die? „Zwei Abstimmungen im Rat habe ich verloren. Aber ich weiß nicht mehr, worum’s ging.“ Spricht’s, stutzt, zeigt auf den WZ-Reporter: „Doch, als Sie mich auf Mallorca angerufen und mir gesagt haben, dass der damalige Bürgermeister Albert Schwarz das Gewerbegebiet in der Huverheide nicht mehr will.“ Während er das sagt, spürt man immer noch ein wenig den Ärger durch. Und auch, dass das Altenheim in Vorst nicht im ehemaligen Pfarrgarten steht, ärgert ihn.

Wie war die Zusammenarbeit mit den Entscheidungsträgern in Verwaltung und Politik? „Ich habe viele Parteivorsitzende, Bürgermeister und Beigeordnete kommen und gehen sehen. Ich habe sie alle überlebt.“ Und wieder ist der Ansatz eines Schmunzelns in dem Pokerface zu sehen.

Was die Kollegen aus den anderen Parteien angeht, fällt ihm auf Anhieb Franz Kersten ein, früherer Fraktionschef der UWT. „Ich vermisse ihn. Er ist durch nichts und niemanden zu ersetzen.“ Aber auch Michael Horst (SPD) und Jürgen Cox (Grüne) erwähnt er lobend. Gebe man jemand eine Zusage, müsse die bindend sein. „Nicht, dass man sich um 17.55 Uhr telefonisch verständigt und der andere um 18.05 Uhr in einer Sitzung genau anders abstimmt. Das kann ich nicht brauchen.“

Wie reagiert er auf Vorwürfe gegen seine Amtsführung: „40 bis 50 Mitglieder einer Fraktion muss man bisweilen straff führen. Sie müssen wissen, wo’s langgeht.“

Was macht er künftig so ganz ohne Politik? Von Brechan lacht. „Ich habe genug zu tun. Meine Hobbys nehmen viel Zeit in Anspruch.

Was ist mit der immer wieder monierten Verquickung von Beruf und Mandat, die auch in der WZ ein Thema war? „Dazu habe ich nie etwas gesagt“, betont er. Um dann zu erklären, was ihm in der Berichterstattung dieser Zeitung manchmal ein Dorn im Auge war: „Sie haben Schlechtes über mich geschrieben, ohne zu recherchieren. Bloß weil andere Leute etwas behauptet haben.“ Und weil dies das Abschluss-Interview war, muss dieser Satz unkommentiert so stehen bleiben.