Hülser Berg: Bergtour am Niederrhein
Kinder aus St. Tönis erforschten den Hülser Berg. Dazu eingeladen hatte eine Natur-Akademie.
Tönisvorst/Hüls. Wie kommt ein Berg an den Niederrhein? Dieser spannenden Frage gingen unter anderem die Kinder des bewegten Familienzentrums „Villa Gänseblümchen“ nach. Aber auch der Frage, was es für Böden gibt, und welche Pflanzen auf welchem Boden gedeihen. Denn so viel war nach sechs Stunden Unterricht unter freiem Himmel klar: Ohne Boden kein Brot zum Essen. Eingeladen zu diesem lehrreichen Vormittag hatte die Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA).
Aber wie kommt jetzt der Hülser Berg an den platten Niederrhein? „Vielleicht durch Erdplatten, die sich bewegt haben?“, so die vorsichtige Antwort eines der Kinder. „In diesem Falle nicht“, sagt Ulrich Jäckel, Biologe und Referent der NUA. Schließlich wird der Atlas gezückt. Es kommt das Bild eines Gletschers zum Vorschein. „Vor 150 000 Jahren stieß ein Gletscher aus dem Norden bis in unsere Region vor. Und so wie ein Gletscher auch in den Alpen Geröll und Schutt vor sich herschiebt, hat auch dieser Gletscher Gesteinsmassen transportiert“, erläutert Jäckel.
Der Fachmann vom Geologischen Landesamt, Dr. Gerhard Milbert (58), ahmt den Gletscher in Miniaturform mit Hilfe eines schneeweißen Hammers auf dem kiesig-sandigen Boden nach. „Nachdem der 200 Meter dicke Gletscher weggeschmolzen war, blieb der Hülser Berg mit seinen 60 Metern Höhe zurück“, schließt Jäckel die Erläuterungen ab. Gigantische Dimensionen. Die Kinder sind sichtlich beeindruckt.
Was der Berg selbst an Geheimnissen versteckt hatte, wurde in den nächsten Stunden erforscht. Mit Bohrstock, Hammer, Schaufel und Sieben. Dafür ging es zunächst auf die Kuppe zu einer Lichtung. „Warum haben die Naturschützer die Bäume und die oberste Bodenschicht hier eigentlich weg gemacht?“, fragt Jäckel? Ein historisches Bild löst das Rätsel: „Vor 130 Jahren war der Hülser Berg nicht bewaldet“, sagt Jäckel und zeigt verschiedene Bilder mit Schafen und einer Heidelandschaft mit Erikakraut — Heimat von außergewöhnlichen Insekten, wie dem Stierkäfer. „Und genau diesen Arten wollte man wieder einen Lebensraum bieten“, erklärt Jäckel den Kindern.
Nächste Aufgabe für die Kinder: Es geht eine Etage tiefer in den Wald hinein. Hier ist eine 1,60 Meter tiefe Grube gegraben. Die Kinder sollen versuchen, die verschiedenen Bodenschichten zu kneten. Vom sandigen Teil, der oben im Bodenaufschluss zu sehen ist, bis hin zum rot-grauen Teil in 1,60 Meter Tiefe.
Aus sandigem Boden einen Würfel oder eine Kugel zu kneten, ist hoffnungslos, stellen die Kinder fest. Begeisterung kommt allerdings beim rot-grauen Boden auf. „Das fühlt sich ja an wie Knete“, so die Kinder.
Es werden noch an diesem Tag noch viele verschiedene Bodenaufschlüsse untersucht - von ganz oben auf dem Berg bis in den Hülser Bruch, wo noch im April das Grundwasser in den Gräben stand. Dabei lernen die Kinder, wie aus ganzen Blättern mit Hilfe von kleinen Knabbertieren, Pilzen und Bakterien wieder Nährstoffe werden, die sich in Wasser auflösen und so wieder von den Bäumen aufgenommen werden können.
Maas-Eier, Feuersteine, eine Niedermoorlandschaft mit Binsen und Farnen werden noch Thema. Rundum mit Wissen abgefüllt, plumpsen die Kinder nach sechs Stunden dann zufrieden wieder auf ihre Sitze im Bus.