Willich Hundesteuer: „Bloß keine Erhöhung“

2016 werden in Willich die Hunde gezählt. Am WZ-Mobil wollten wir wissen, was die Willicher davon halten.

Foto: Friedhelm Reimann

Willich. Dem vierjährigen Rüden „Leo“ sind die WZ-Meinungsforscher so was von egal. Der mausgraue Weimaraner sitzt gehorsam vor einem Schuhladen auf seiner blauen Kuscheldecke und betrachtet das Treiben auf dem Marktplatz. „Wir sind gerade bei der Hundebegleitprüfung, zumal wir etwas außerhalb vom Zentrum wohnen und Leo den Menschenauflauf hier nicht so kennt“, sagt Herbert von Werden (66). Bis vor seiner Pensionierung war er Oberstudienrat am St. Bernhard- Gymnasium. Er findet eine erneute Hundebestandsaufnahme okay.

Foto: Kurt Lübke

Hundetrainerin Astrid Arnold macht einen ganz anderen Vorschlag: „Die Stadt solle einmal über Ermäßigungen der Hundesteuer für diejenigen Hundehalter nachdenken, die eine Schutzhundebegleitprüfung (also so ein Art „Hundeführerschein“) nachweisen. Dadurch könnte sich vielleicht auch das Bewusstsein der Hunde-Ablehnenden verändern.“

Foto: Kurt Lübke

„Bloß keine weitere Erhöhung der Hundesteuer“, sagt übereinstimmend das Willicher Ehepaar Ulrich und Agnes Gust, das gerade mit der zehn Jahre alten Pudelhündin „Aika“ unterwegs ist. Für sie zahlen sie 120 Euro im Jahr. Ulrich Gust meint: „Wir sind oft in Ostfriesland, dort zahlt man jährlich nur 60 Euro.“ Seine Ehefrau spricht bei der doppelten Steuer von „Düsseldorfer Verhältnissen“ und ergänzt: „Und mit Düsseldorf kann man Willich ja wirklich nicht vergleichen.“

„Klar muss für alle Hunde, die man hat, eine Steuer bezahlt werden“, sagt Wilfried Ludewig. Für den 64-Jährigen gehören seit über 30 Jahren die Vierbeiner zu seinem Leben einfach dazu. Der Willicher ist mit der tricolorfarbenen Elo-Hündin „Anna“, 14 Monate alt, da. Was aber bei einer neuerlichen Bestandsaufnahme überhaupt nicht passieren darf, so Ludewig: „Dass Nachbarn dann als so einer Art Spitzel oder Blockwart auftreten und mit kontrollieren.“

Die Anratherin Gabi Hecke, Halterin des Mini-Australien Sheppards „Pete“, kommentiert: „Die Prüfer können kommen, bei mir ist alles okay.“ Auch die Höhe der derzeitigen Hundesteuer sei in Ordnung. Was besser sein könnte: „Einige Male gab es in der Anrather Betreuungsstelle keine Hundebeutel mehr.“

Über fehlende Hundebeutel-Automaten im Willicher Ortskern klagt Lesley Schmitter. Sie ist mit ihrem Hund „Theo“ unterwegs — und habe heute die Tüte für das „Geschäft“ daheim vergessen. Wenn man schon Hundesteuer zahlen müsse, wäre es aus ihrer Sicht ein guter Service, dafür auch eine Gegenleistung zu bekommen.

Ruth und Winfried Hunneck hatten auch mal einen Hund, würden heute aber keinen mehr anschaffen: Für so ein Tier müsse man auch die entsprechende Zeit haben. „Das mit den Tütchen würde ich nicht machen wollen“, verrät der Ehemann. Er habe aber immer dafür gesorgt, dass nichts auf dem Bürgersteig landet, denn das „ist ein Ärgernis für Fußgänger“. Seine Frau kann nicht verstehen, dass Leute mit mehr als einem Hund eine höhere Steuer zahlen müssen.

Eine „Schweinerei hoch drei“ sind für Ingrid Müller die Häufchen, die frei herumlaufende Katzen in ihrem Garten hinterlassen. Hundebesitzer kümmerten sich wenigstens um die Hinterlassenschaften ihrer Tiere. Daher wäre die Willicherin für eine Katzensteuer.

Für Dieter Koch wäre eine solche Steuer dagegen übertrieben. Das Gründungsmitglied des Vereins „Tierschutz für Willich“, selbst Katzenbesitzer, gibt zu Bedenken, dass für viele alleinstehende ältere Leute der Hund oder die Katze ein wichtiger Partner im Leben sei. „Es wäre doch schlimm, wenn sie das Tier aus finanziellen Gründen abgeben müssten“, sagt er.

Ein befragtes Tönisvorster Ehepaar hat keinen Hund. „Obgleich unser Nachbar schon manchmal ein Sauhund sein kann“, schmunzelt der Ehemann.

Per E—Mail hat sich Regina Gotzian aus St. Tönis zu Wort gemeldet. Sie berichtet, dass ihre Familie einen Straßenhund aufgenommen habe. „Wir gehen mit ihm zum Tierarzt, füttern und pflegen ihn und gehen mit ihm in die Hundeschule.“ Vor diesem Hintergrund regt sie an, dass Menschen, die Hunde aus ihrer Not herausholen und ihnen ein Heim geben, von der Hundesteuer befreit werden.

„Uhrendoktor“ Bernard Faas, der gerade in seiner mobilen Werkstatt viel zu tun hat, nennt auch gleich ein anderes Problem: „Schreibt mal lieber über die vielen Radfahrer, die schon frühmorgens hier kreuz und quer über den Platz fahren und dabei andere gefährden.“