Im Schiefbahner Repair-Café gibt es echte Hilfe zur Selbsthilfe

Einmal im Monat treffen sich in der Begegnungsstätte Menschen, die lieber reparieren als wegwerfen. Das Interesse ist groß: Schon im ersten halben Jahr sind 110 Geräte in Reparatur gegeben worden.

Foto: Norbert Prümen

Schiefbahn. „Absolut solide, aber sehr verschachtelt aufgebaut“, bemerkt Jürgen Krecht. Der Nachrichtengerätemechaniker hat gerade den Schraubendreher an der Handkreissäge angesetzt, die Rolf Burchartz mitgebracht hat. Um an die Mechanik zu kommen, gilt es jede Menge extrem festsitzender Schrauben zu lösen. „Seit rund einem halben Jahr funktioniert die Säge nicht mehr. Sie ist zwar alt, aber ein absolutes Profigerät und ich fände es schade, sie wegzuwerfen“, sagt Burchartz, der nach den Anweisungen von Krecht mithilft.

Auf mehreren zusammengeschobenen Tischen in der Schiefbahner Begegnungsstätte liegen die unterschiedlichsten Werkzeuge und diverse Teile von Elektrogeräten. Dort wird an einem auseinander genommenen Rasierapparat gearbeitet und ein Stückchen weiter ist es eine Kaffeemaschine. Werkstattcharakter hat in der Begegnungsstätte Einzug gehalten — das Repair-Café ist gestartet. Einmal im Monat steht Reparieren statt Wegwerfen auf dem Programm. Ehrenamtler aus den verschiedenen Berufsgruppen helfen Bürgern, Dinge zu reparieren, die sonst in der Mülltonne landen würden.

Immer wieder klappert es in dem bunten Keramikschwein mit der Aufschrift „Danke“, das neben Erika Hartings an der Annahme steht. Die ältere Dame, die gerade einiges an Kleingeld in dem Schwein versenkt hat, strahlt. „Ich hatte davon gelesen und mir schon seit Wochen das alte Stabfeuerzeug bereit gelegt. An diesem Teil hängen viele Erinnerungen und ich wollte es, obwohl es nicht mehr funktioniert, nicht wegwerfen“, sagt die Neersenerin. Nun ist das Feuerzeug nicht nur ein Erinnerungsgegenstand, sondern funktioniert auch wieder.

Melanie Genz spricht von einem Erfolgsmodell. „Im ersten halben Jahr sind 110 Geräte in Reparatur gegeben worden, von denen etliche repariert werden konnten. Das Angebot wird gut angenommen und es ist immer viel los“, freut sich die Leiterin des Freiwilligen Zentrums Willich, das zusammen mit der Stadt Willich, dem Tauschring Willich und der Begegnungsstätte Schiefbahn das Angebot betreibt.

Insgesamt sind aktuell 21 Ehrenamtler im Einsatz, deren Berufspalette von Elektriker bis Schneiderin reicht. Auch wenn eine Reparatur im Repair-Café einmal nicht möglich ist, wie bei dem DVD- und dem Blueray-Player von Elke und Walter Belk der Fall ist, ist die Stimmung gut. „Es ist hier einfach schön. Die Leute sind nett, man kommt ins Gespräch, tauscht sich aus und kann sogar Kaffee und Kuchen genießen“, kommentiert das Ehepaar das Angebot.