Inna Thomas - Ein Leben zwischen Models, Mode und eigener Schule
Inna Thomas ist mit ihrem Label Sava Nald erfolgreich. Nebenbei hat sie in Düsseldorf ein Mode-Institut gegründet.
Tönisvorst. Ohne die Liebe gäbe es das Modelabel Sava Nald, das gerade zum dritten Mal bei der Berliner Fashion Week vertreten war, nicht. Und ohne ein Geschichtsstudium in Russland und die Stadt Saratov, die mit ihrer Million Einwohner so deutsch ist, dass die Sprache dort zum Alltag gehört.
Eigentlich sollte Deutschland für Inna Thomas nur eine Zwischenstation sein. Hätte man ihr 2004 gesagt, dass sie bald in Tönisvorst wohnen würde, hätte die großgewachsene Frau mit den braunen Haaren vermutlich nur ungläubig gelacht. „Mein Plan war, zunächst in Hamburg Deutsch zu lernen, danach nach Amerika zu gehen, um mein Englisch zu verbessern, und dann nach Saratov zurückzukehren, und mir eine Arbeit zu suchen“, sagt die studierte Historikerin und Modedesignerin.
Doch während der sechs Monate in Deutschland traf sie auf Harald Thomas (51). Der Tönisvorster Versicherungsfachmann war beruflich in Hamburg, und plötzlich ging alles schnell. „Ich wusste sofort, dass ich für ihn hier bleiben würde. Nach Russland bin ich dann nur noch kurz zurückgekehrt, um mein Studium zu beenden“, sagt Inna Thomas. Auch die geplante Reise nach Amerika fand nicht mehr statt.
Stattdessen lebte die heute 31-Jährige plötzlich in Tönisvorst und steckte all ihre Energie in die Verwirklichung ihres Traumes. Nun, eigentlich waren es zwei. 2008 gründete sie zunächst in Düsseldorf das Fashion Design Institut. Gerade einmal sechs Monate vergingen von der konkreten Idee bis zum Start der ersten Klasse. An der Privatschule lernen Mode-Interessierte seitdem alles über Design, Schnitttechnik und Fotografie, absolvieren Praktika im Ausland und nehmen an Shows teil.
„Ich hätte es nicht gedacht, aber es war viel einfacher, das Institut zu etablieren, als ein eigenes Label“, sagt Thomas, die mittlerweile seit sieben Jahren in Tönisvorst wohnt. Als streng und klassisch aber auch feminin beschreibt Inna Thomas den Stil, den sie mit Sava Nald verfolgt. „Manche sagen auch, er wäre verspielt, aber das finde ich eigentlich nicht.“
Seit 2010 gibt es das Label mittlerweile, das ausschließlich Mode für Frauen herstellt. Die drei Teilnahmen an der Berliner Modewoche, bei denen die Kleider in diesem Jahr auf der Show im Hotel Adlon zum Beispiel von „Germany’s next Topmodel“-Siegerin Sara Nuru und Lilly Becker getragen wurden, gehören zu den Höhepunkten des jungen Labels. „Bislang ist die Resonanz sehr gut. Aber zwischen positiver Resonanz und dem großen Geld liegt natürlich ein Unterschied“, sagt Inna Thomas und lacht. Das verdient sie, außer mit dem Institut, momentan vor allem durch ihre Mode-Geschäfte in Krefeld, Düsseldorf und Köln und den Verkauf übers Internet.
Noch macht die zweifache Mutter fast alles selbst. Sie kauft die Stoffe in Frankreich oder Italien, arbeitet an den Entwürfen und bereitet die Shows vor. Nur an der Nähmaschine sitzt sie eher selten. Die Ware für ihre Geschäfte lässt sie von Schneiderinnen aus der Region fertigen.
Immer an ihrer Seite ist ihr Mann Harald. „Ich habe erst durch meine Frau angefangen, mich wirklich für Mode zu interessieren“, sagt er. Er begleitet sie auf ihren Einkaufstouren, wählt auch selbst mal einen Stoff aus. „Aber inzwischen habe ich gelernt: Wenn meine Frau einen Stoff hässlich findet, dann hat sie meistens Recht damit“, sagt er und lacht.