„Jazz und Handwerk“: Bummeln, schauen, swingen

„Jazz und Handwerk“ war ein Publikumsmagnet. Vor allem am Sonntag war’s richtig voll.

Neersen. So lang wie am Würstchenstand war die Schlange sonst zwar nirgendwo. Aber „Jazz und Handwerk“ rund ums Neersener Schloss war bei strahlend schönem Frühlingswetter wieder ein Publikumsmagnet. Obwohl die Besucher in Scharen kamen, herrschte rund um die Stände heitere Gelassenheit vor. Dazu trugen auch die drei Jazzformationen bei, deren Musik größtenteils entspannend wirkte.

Mal einen Moment nicht an die Bikinifigur für die Freibadsaison denken: Den Stand mit dem höchsten Verführungspotenzial hatte Frank Kleynemeier aus Berlin, der Marzipan- und Nougatspezialitäten feilbot. „Hüftgold“, bemerkte eine Frau, den zahlreichen Kunden war’s egal. Sie griffen erst zur Geldbörse und dann zu den Kalorien-Beuteln.

Organisator Thomas Gartz war mehr als zufrieden: „Das Wetter ist einfach optimal.“ Dass am Samstag nicht ganz so viel los war, erklärte Mitorganisatorin Elisabeth Könings-Schumann so: „Samstags wird im Garten gearbeitet und das Auto gewaschen.“ Als Keramikerin hatte sie unter anderem den ewigen Frühling in Form von bunten Blumen auf Steinzeug im Angebot.

Schmissige Jazzklängen im Angebot hatte am Samstag „Blue Karma“ aus Krefeld. Vor wesentlich größerem Publikum spielte am Sonntagnachmittag das Quarett „Becky Beckers“ aus Willich. Zum ersten Mal mit dabei: „The New Savoy Jazzmen“ aus Schwerte. Die Musiker mischten sich unters Volk, ließen es so richtig swingen. Wer wegen der Musik gekommen war, setzte sich, machte die Augen zu und genoss einen wunderschönen Nachmittag.

Mit offenen Augen gingen die Frauen an den Schmuckständen vorbei. „Tolle Sachen“, raunten sie ihren männlichen Begleitern zu.

Die Kunsthandwerker im Schloss haben normalerweise Hochkonjunktur, wenn es regnet. Aber diesmal hielt auch der Sonnenschein die Leute nicht davon ab, sich im schattigen Keller umzuschauen. Sie entdeckten unter anderem Möbel aus Massivholz, aus dem Vollen geschnitzt von Helmut Meyer aus Mosbruch. Ebenfalls aus Holz, aber sehr viel filigraner: Kugelschreiber und Füllfederhalter aus Holz von Burkhard Höschen aus Duisburg.

Agnes Brock aus Neersen, Inhaberin von Abo-Moden, hatte ihre Nähmaschine mitgebracht, um zu demonstrieren, wie ein individuelles Kleidungsstück entsteht. Sie bot aber auch Tischdecken für die Oster-Kaffeetafel an und machte stellvertretend für alle Anbieter deutlich, dass geschmacklose Billigware bei „Jazz und Handwerk“ keine Chance hat.