Jochen Contzen im Interview: Hesse, Haxe und Büstenhalter
Jochen Contzen ist einer der bekanntesten Willicher. Der WZ verrät er seine Wünsche und sein Lebensmotto.
Willich. Wenige Sätze können ausreichen, um einen Menschen näher kennenzulernen. Die Westdeutsche Zeitung hat deshalb prominenten Willichern und Tönisvorstern immer dieselben 13 Fragen gestellt. Die lose Serie mit Antworten setzen wir heute mit dem Blues-Musiker und Gastwirt Jochen Contzen fort.
1. Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Jochen Contzen: Genieße den Tag, es könnte dein letzter sein. In meinem Alter hat man schon so einiges erlebt. Ich versuche dieses Motto zu berücksichtigen. Das klappt nicht immer, aber man kann sich ja bemühen.
2. Welches Talent besäßen Sie gerne?
Contzen: Ich würde gern alle Sprachen der Welt sprechen können. Wenn eine Fee mit Zauberstab vorbeikäme, dann würde ich mir das wünschen. Dann könnte ich alle verstehen. Aber leider spreche ich nur drei Sprachen: deutsch, englisch und italienisch. Na und ein bisschen französisch. Gerade so viel, dass ich in Frankreich nicht verhungern muss.
3. Was macht Ihnen eine Gänsehaut?
Contzen: Gute Musik, wobei man sagen muss, dass es ja keine schlechte Musik gibt, nur schlecht gemachte. Musikalisch hat mich meine Mutter geprägt. Ich bin damit aufgewachsen, dass alles querbeet gehört wurde. Früher bin ich gern in Musicals gegangen, heute lieber in die Oper. Momentan liebe ich Bluesmusik. Jede Musik hat so ihre Zeit im passenden Lebensabschnitt. Ich bin immer auf der Suche nach neuer Musik und interessanten Interpreten.
4. Welche Leistung bewundern Sie besonders?
Contzen: Ich bewundere Menschen, die sich um die wirklich wichtigen Dinge des Lebens kümmern, etwa Philosophen oder Wissenschaftler. Es ist doch die größte Leistung eines Menschen, wenn er eine Sache komplett verstanden hat.
5. Mit wem würden Sie gerne essen gehen?
Contzen: Mit Sean Connery. Der gehört zu der Sorte Männer, die im Alter interessanter werden und auch besser aussehen. Ich glaube, Sean Connery hat auch viel zu erzählen. Ich würde mit ihm über Whiskey und Schottland reden wollen. Mario Adorf fände ich auch interessant. Der gehört zum gleichen Schlag.
6. Was finden Sie überflüssig?
Contzen: Büstenhalter. Ich bin ein Kind der 1970er Jahre. Damals brauchten die Mädels das ja auch nicht.
7. Was ist Ihr Lieblingsbuch?
Contzen: Der Kurgast von Hermann Hesse. Das Buch habe ich in meiner Jugend mal gelesen und dann ein paar Jahre später noch mal. Es ist witzig geschrieben. Hesse entlarvt in wundervoller Sprache die Scheinheiligkeit des Bürgertums. Heute komme ich nicht mehr oft zum Lesen. Beim Reisen habe ich jedoch Zeit dafür und da nehme ich dann auch viele Bücher mit.
8. Ergänzen Sie bitte: Willich/Tönisvorst ist . . .
Conthen: . . . genauso gut wie jeder andere Ort. Wenn man mal aus seiner Stadt herauskommt, dann sieht man wunderschöne Flecken auf der Welt. Ich bin viel unterwegs, doch immer froh, wenn ich die Willicher Kirche wiedersehe. Hier am Niederrhein ist meine Heimat. Ich denke jedoch auch, dass egal wo man lebt, man etwas daraus machen muss.
9. Wohin ging Ihre schönste Reise?
Contzen: Nach Rom. Ich bin mit meiner damaligen Frau einfach Richtung Süden gefahren, ohne Ziel. Eigentlich wollten wir nach Österreich, sind dann aber falsch abgebogen.
10. Was ist für Sie der höchste kulinarische Genuss?
Contzen: Haxe mit Beilage, das esse ich besonders gern in München. Ich liebe die Biergärten und mag die bayerische Art sehr. Haxe schmeckt auch nur in München, wenn sie auf dem Holzkohlegrill zubereitet wurde.
11. Wofür geben Sie meist zu viel Geld aus?
Contzen: Ich gebe gern Geld für Essen aus. Momentan habe ich keine Zeit dazu, sonst würde ich auch Geld für Urlaube ausgeben. Für Kleidung eher weniger. Ich kleide mich zwei Mal im Jahr ein und das reicht dann auch.
12. Welchen Traum haben Sie noch?
Contzen: Ich möchte bei meinen Freunden einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nicht so schnell in Vergessenheit geraten, das wäre doch was. Und ein Buch würde ich gern noch schreiben, vielleicht eine Mischung aus einem Roman und einer Biografie. Ein Anekdotenbuch könnte ich auf jeden Fall schreiben über all die Erlebnisse mit meiner Band.
13. Welchen Geheimtipp haben Sie für Besucher von Willich?
Contzen: Die Brauerei gibt es ja leider nicht mehr. Alle Besucher müssen natürlich in meine Kneipe kommen. Ich selbst bin am liebsten auf meinem Balkon. Aber da hab ich dann auch gern meine Ruhe.