Spuren sichern wie ein Profi
Detektiv Alexander Schrumpf hat 25 Jungen und Mädchen in die Geheimnisse der Spurensicherung eingeweiht.
St. Tönis. Personenbeschreibung: braune Augen, braune Haare, Stoppelbart, mittelgroß, von kräftiger Statur. Stammte Alexander Schrumpf aus dem Reich der Bücher-Helden, man könnte ihn glatt für Räuber Hotzenplotz halten.
Schrumpf und Hotzenplotz könnten — rein beruflich betrachtet — aber unterschiedlicher nicht sein. Hotzenplotz reiht ein Verbrechen ans nächste, Schrumpf klärt Fälle auf und überführt die Täter.
„Nicht bei Mord und Totschlag“, versichert der 39-Jährige zu Beginn seines Seminars in der Stadtbücherei Tönisvorst. Er will 25 Jungen und Mädchen zwischen acht und zwölf Jahren zu Junior-Detektiven ausbilden.
Schrumpf ist seit 20 Jahren Detektiv. Ein Profi mit Zertifikat. Ein gemeiner Diebstahl hat ihn an diesem Morgen an den Tatort zwischen Bücherregalen geführt. „Eure Detektivausweise sind gestohlen worden.“
Der Täter hat Spuren zuhauf dagelassen. Schrumpf macht Witze: „In Wirklichkeit müsste man hier von einem dummen Dieb ausgehen, der sich wahrscheinlich selbst auf der Toilette einschließen würde und darauf wartet, verhaftet zu werden.“
Die Junior-Detektive lachen und gucken wieder gebannt auf den silbernen Koffer auf dem Tisch. Mit Lupe, Pinseln, Taschenlampen, Handschuhen und allerlei Fläschchen ist er gefüllt. „Chemische Fangmittel sind mein Spezialgebiet“, sagt Spurensucher Schrumpf, der die Tatortarbeit mit Assistenten vorantreibt.
Kirsten macht mit Rußpulver und einem Zephyr-Pinsel Fingerabdrücke an der Fensterscheibe sichtbar, sichert sie auf einem Tesastreifen. Fabian fasst Zettelchen mit der Pinzette an und verstaut sie in einer Asservatentüte. Von einer Fußspur des Täters in einem Kasten mit Erde wird ein Gipsabdruck genommen und die Schuhgröße errechnet.
Eine Stunde später wissen die Kinder, wie gut man durch eine schwarze Nylonstrumpfhose sieht, ohne selbst erkannt zu werden, wie schnell man bei einer Festnahme seine Hände auf dem Rücken und in Handschellen haben kann und wie man die Hände von Langfingern mit UV-Licht bunt leuchten lässt.
Schrumpfs Assistenten arbeiten gut mit, listen wichtige Werkzeuge eines Ermittlers auf, nennen berühmte Detektive und lösen sogar rätselhafte Wörter in Geheimschrift.
Von der entschlüsselten Botschaft ist es nicht mehr weit bis zum Täter. Der Gipsabdruck überführt ihn. Nein: sie. Wer hätte das gedacht: Carmen Alonso, Leiterin der Bücherei, steckt mit Schrumpf unter einer Decke.
Die erfolgreichen jungen Detektive zeigen sich gnädig, sehen von weiteren Strafverfolgungsmaßnahmen gegen die Komplizen ab — und nehmen zum Dank frisch laminierte Ausweise entgegen. Die jungen Ermittler ziehen zufrieden ab, Schrumpf packt seinen Koffer. Er wird schon in Brüggen erwartet. Spuren sichern. Am nächsten Tatort.