„Stadthalle ja“ — aber wie?
Das Aus für den Kaisersaal stimmt viele Willicher traurig. Manche fordern seinen Erhalt.
Willich. Allein im Vorbeifahren weckt der Kaisersaal Schiffer an der Grabenstraße viele Erinnerungen. Auf dem Weg mit dem WZ-Mobil zum Wochenmarkt vor St. Katharina denkt man an Blueskonzerte, Karnevalsabende und Auftritte diverser Chöre.
Doch das ist bald Geschichte, denn bis März 2015 soll der Kaisersaal abgerissen werden. Auf dem Marktplatz war am Donnerstag eine Stunde lang die Meinung unserer Leser gefragt: Kann eine neue „Stadthalle“ den altehrwürdigen Saal ersetzten?
„Der Kaisersaal ist total veraltet, die Luft darin meist schlecht. Es ist eine neue Halle notwendig“, meint Gudrun Hoppe. „Der Saal ist nicht mehr zu retten, auch wenn er zu Willich gehört“, stimmt ihr Hildegard Pesch zu. Sie glaubt, die Pläne zum Neubau liegen schon lange in der Schublade: „Das ärgert mich. Damit sollen die Bürger dumm gehalten werden.“
Walter Höfges, Vorsitzender der Willicher Brieftaubenzüchter, fürchtet um die Zukunft kleiner Vereine in Willich: „Nicht nur wir haben Schiffer als Vereinslokal. Größere Versammlungen sind zukünftig dort nicht mehr möglich. Ob wir uns andere Saalmieten leisten können, bezweifle ich.“ Deshalb die Beiträge zu erhöhen, davon hält Höfges nichts.
„Natürlich trauere ich dem Kaisersaal nach. Aber seine Zeit ist abgelaufen. Parkplatzsituation, Brand- und Lärmschutz hätten teuer nachgebessert werden müssen“, sagt Heinz Malessa. Als Mitglied vom Vereinigten Männerchor (VMC) Willich und der Kolpingfamilie blickt er in die Zukunft und findet den Plan gut, eine Veranstaltungshalle zwischen Sport- und Freizeitzentrum und dem Schwimmbad zu errichten. „Die Lage ist für Alt-Willich optimal“, sagt er.
Für den „Erhalt bestehender Hallen“ plädiert indes Manfred Hendrichs, Brudermeister der Schiefbahner Sebastianus-Schützenbruderschaft. Er befürchtet, dass eine neue Halle am geplanten Standort nicht angenommen wird. „So etwas darf nicht aus dem Ort herausverlagert werden“, findet er.
Auch Peter Wynands lässt an den Plänen kein gutes Haar: „Am Schwimmbad ist der falsche Platz.“ Er erinnert an den einstigen Kaisersaal an der Burgstraße: „Der Name könnte ja bleiben.“
„Laut Standortanalyse ist die Lage gut“, kontert Franz Auling, Vorsitzender des Sport- und Kulturausschusses. Der CDU-Politiker betont, die Halle solle „ein Zweckbau und keine zweite Elbphilharmonie“ werden. „Schiefbahn und Wekeln sind von dort aus gut mit einbezogen“, sagt er zum geplanten Standort.
„Willich wird zum Kaff“, sagt Monika Neubauer und verweist auf das Ende der Kaisersaal-Ära, das geschlossene Krankenhaus und zahlreiche Gewerbe-Leerstände. „Damit der Ortskern nicht komplett stillgelegt wird, ist ein Veranstaltungssaal notwendig“, sagt sie.
Der stellvertretende Bürgermeister Guido Görtz sieht „genug Ideen auf dem Tisch, um allen Vereinen in 2015 Räume zu geben“. Bei dem „intensiven Thema“ will er „frühzeitig Lösungen schaffen, weil Handlungsbedarf besteht“. Gleichzeitig verspricht er, auch in Sachen Kaisersaal weiterzuplanen: „Es darf keine Lücke geben.“ In der neuen Halle sollen mindestens 1000 Menschen Platz finden.
„Wir werden einen Antrag stellen, für die neue Halle einen geeigneten, zentralen Platz zu finden, der auch das Gewerbegebiet nicht außer Acht lässt“, kündigt SPD-Mitglied Lukas Maaßen an.
„Infrastruktur und Parkplatzsituation stimmen neben dem Schwimmbad nicht“, sagt er. Die SPD sei für eine neue Halle, die alle Stadtteile bediene. „Das könnte auch im Gewerbegebiet Münchheide der Fall sein“, meint Maaßen.
Stefan Drießen schimpft über Politiker, die auf den Abriss des Kaisersaals spekulieren: „Das ist unfaire Politik. Keiner von denen hat mit dem neuen Eigentümer gesprochen“, sagt er. In einem Punkt sind sich alle einig: Eine neue „Stadthalle“ muss es geben, denn Vereine sollen keinesfalls unter fehlenden Möglichkeiten leiden oder gar sterben.