Tönisvorst Jonas und Yolas: Austausch in der Tischler-Werkstatt

Ein Lehrling aus St. Tönis ist Gastgeber für einen Azubi aus Frankreich — beide verbringen je drei Wochen in Land und Betrieb des anderen.

Foto: Schreinerei Kohnen

St. Tönis. Voilà! Jonas Kohnen und Yolas Charles (16) sind für zwei Wochen ein Team. Es ist ein Pas de deux von zwei Azubis an der Werkbank. Jonas absolviert seine Tischlerlehre im zweiten Lehrjahr in der Schreinerei seiner Onkel Matthias und Christian Kohnen.

Yolas stammt aus Poitiers, im Westen Frankreichs gelegen, rund 120 Kilometer vom Atlantik entfernt. Er beteiligt sich wie Jonas an dem Deutsch-französischen Austauschprogramm der Handwerkskammer Düsseldorf, das seit 17 Jahren auf Auszubildende im Tischlerhandwerk zugeschnitten ist. Rebecca Hof betreut es als Mobilitätsberaterin bei der Kammer. Dass auch die Franzosen die duale Ausbildung, also die Kombination von schulischen und betrieblichen Modulen für Tischler anbieten, sei von Vorteil. Rund 170 deutsche und ebenso viele französische Tischler haben bereits ein solches Auslands-Betriebspraktika absolviert. Dass der Austausch mit La Rochelle verabredet worden sei, sei damals ein Zufall gewesen, sagt Hof.

Die Schreinerei Kohnen ist zum ersten Mal Gastgeber und hat sich bereiterklärt, im März ihren Azubi Jonas für drei Wochen ins Nachbarland reisen zu lassen. „Unser Schwerpunkt ist der Möbelbau, Küchen und Innenausbau“, so Christian Kohnen. „Wir arbeiten öfter in Mitgliedsländern der Europäischen Gemeinschaft, in England, Belgien, Spanien und Frankreich. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, an diesem Austauschprogramm teilzunehmen.“

Er persönlich hat ebenfalls Erfahrung mit dem bilateralen Austausch während seiner Meister-Schulzeit in Bamberg gesammelt. „Es ist bereichernd, andere Arbeitstechniken kennenzulernen.“ Und, so Kohnen: „Mein Bruder und ich waren bei den Pfadfindern. Wir haben internationale Treffen erlebt und gelernt, dass man offener für andere Menschen und Meinungen bleibt, wenn man fremde Länder und Leute kennengelernt hat.“ Diese Erfahrung wollen sie auch ihren Lehrlingen ermöglichen.

Neun Auszubildende aus Frankreich, unter ihnen Yolas, sind seit Anfang November in Deutschland. Sie sind zwischen 15 und 20 Jahre alt, etwas jünger als die meisten der acht deutschen Teilnehmer. Sie kommen aus dem Einzugsgebiet um La Rochelle, zwischen Bordeaux und Nantes.

Die erste Orientierungswoche verbrachten die jungen Franzosen in Düsseldorf, besuchten gemeinsam das Viersener Berufskolleg. Außerdem wurde ein fachbezogenes Kulturprogramm geboten. Dazu gehörte etwa der Besuch einer Ausstellung in Essen mit den besten Arbeiten des NRW-weiten Tischler-Wettbewerbs „Die gute Form“.

Zwei Wochen verbrachte Yolas in der Familie von Jonas und arbeitete in der Schreinerei Kohnen mit. Gestern endete sein Aufenthalt mit einem gemeinsamen Abendessen. Heute reist er ab. Christian Kohnen: „Wir haben Yolas als sehr aufgeschlossenen, jungen Mann erlebt, der sich sehr bemüht hat, alles mitzumachen.“ Still sei er wohl gewesen. Die sprachliche Hürde will erst genommen sein. Die Jungs behalfen sich mit einer Vokabelliste der Kammer und dem Übersetzungsprogramm ihrer Smartphones. Und Jonas hat bis zu seiner Reise nach La Rochelle ja die Chance, noch ein paar Vokabeln des „menuisier“, des Tischlers, zu pauken.