Willich Wenig Interesse am Ambulatorium
Zwei Ratsmitglieder wollen wissen, was aus der „Mini-Klinik“ wird. Offenbar fehlt es an Ärzten, die sich beteiligen wollen.
Willich. Lange war nichts mehr vom sogenannten Ambulatorium zu hören. Doch nun haben die Ratsmitglieder Theresa Stoll und Martin Dorgarthen — sie hatten kürzlich ihren Austritt aus der SPD-Fraktion erklärt — das Thema nochmals in Erinnerung gebracht. In einer Pressemitteilung von ihnen heißt es: „Wir sind unzufrieden mit dem momentanen Stillstand.“ Martin Dorgarthen nennt es „eine Zumutung gerade für Eltern mit Kindern, die Freitagnachmittags oder an Sonn- und Feiertagen erkranken, dass sie jedes Mal nach Viersen fahren und dort mitunter stundenlang auf ärztliche Hilfe warten müssen“. Auch ältere Mitbürger hätten dazu oft keine Möglichkeit.
Das Ambulatorium soll eigentlich eine Anlaufstelle in Willich mit ärztlicher Besetzung auch an Wochenenden und Sonn- und Feiertagen sein. Doch momentan gebe es hier keine Bewegung, bedauern Dorgarthen und Stoll. Dabei gehe es überhaupt nicht darum, Parallelstrukturen im Krankenhausbereich aufzubauen. Gerade bei leichteren Erkrankungen wie fiebrige Infekte oder Blasenentzündungen, die ohne verschreibungspflichtige Medikamente nicht von alleine wieder verschwinden, wäre aus Sicht der beiden Ratsmitglieder eine solche Anlaufstelle wünschenswert.
Er habe den Eindruck, so Dorgarthen weiter, dass diese „wirklich gute Idee“ zurzeit nicht weiter verfolgt wird. Deshalb wünscht er sich von allen Parteien, „dass in dieser Sache die Umsetzung wieder aufgenommen wird, um die ärztliche Versorgung außerhalb der normalen Praxiszeiten nach der Schließung des Krankenhauses in Willich sicherzustellen und zu verbessern“.
Die Idee zur Errichtung einer Gesundheitsstation war entstanden, als das Katharinen-Hospital im Sommer 2014 von den St. Augustinus-Kliniken geschlossen wurde. Damals wollte man dieses Mini-Krankenhaus bis Mitte 2016 umsetzen, um die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung weiter sicherzustellen.
Dann dauerte alles viel länger. Erst im September 2016 verkaufte die Willicher Grundstücksgesellschaft ein 2000 Quadratmeter großes Grundstück zwischen Casino und Halle 18 am Rande des Stahlwerks Becker an die eigens gegründete Gesundheitszentrum Willich Verwaltungs GmbH. „Bis zum Sommer 2018 könnte das Gesundheitszentrum fertig sein“, lautete die damalige optimistische Prognose. Doch bis heute gibt es keinen Baubeginn.
Dem Vernehmen nach scheiterte das Projekt bislang am mangelnden Interesse der örtlichen Ärzteschaft. Das bestätigt auf Nachfrage der Erste Beigeordnete der Stadt Willich, Willy Kerbusch: „Der Investor braucht genügend Mieter. Doch die sind nicht zu finden.“ Nächste Woche wolle er nochmals alle Parteien an einen Tisch holen, um das Amulatorium zu retten. Doch mehr könne die Stadt nicht machen: „Wir hatten sogar eine Ärztevermittlung eingeschaltet, die mehr als 100 Gespräche geführt hat. Ohne Erfolg.“
Als Betreiber ist schon länger das Allgemeine Krankenhaus in Viersen im Gespräch. Das AKH ist deshalb auch seit Anfang 2015 für die Notarztversorgung in Willich verantwortlich. Ob das Krankenhaus aktuell noch Interesse an einer Umsetzung des Projektes hat, konnte die WZ nicht klären: Kim-Holger Kreft, Geschäftsführer des AKH, war gestern nicht erreichbar. Einer Bitte um Rückruf kam er nicht nach.