Jugend forscht Nachwuchsforscher stellen ihre Projekte vor
Kreis Viersen · Im Krefelder Seidenweberhaus lief am Dienstag der Regionalwettbewerb Niederrhein von „Jugend forscht/Schüler experimentieren“. Schulen aus Kempen, Willich, Grefrath und Tönisvorst gingen mit 16 Projekten an den Start.
Die Konstruktion erinnert an eine Guillotine, und die Funktionsweise ist ähnlich. Allerdings rollen keine Köpfe, vielmehr wird ein Apfel ohne Kraftaufwand in gleichmäßige Stücke zerteilt und das Fruchtwasser in einer Kunststoffschale eingefangen. „Das ist mein Tatmac 2.0“, sagt Daniel Lückgen und präsentiert seinen Apfelschneider. Seine Schwester hat ihn auf die Idee gebracht, ein solches Gerät zu konstruieren. „Sie hat mit dem Apfelschneider Probleme“, sagt der 13-Jährige, der die Liebfrauenschule in Mülhausen besucht. Im vergangenen Jahr nahm er bereits im Bereich Technik in der Sparte „Schüler experimentieren“ teil. Nun hat er seine Apparatur optimiert und geht ein zweites Mal an den Start.
Für Joel Weyers und André Siemann, ebenfalls von der Liebfrauenschule, ist die Teilnahme am Wettbewerb hingegen eine Premiere. Die beiden 14-Jährigen haben ihr Augenmerk auf eine, nach ihrer Meinung noch nicht beachtete Energiequelle gelenkt. „Wir machen die Bewegungsenergie von Regenwasser in einer Regenrinne und Abwasser in Abwasserrohren nutzbar“, erklärt Joel. Möglich macht es ein Wasserrad, das die Jungforscher für eine Rinne konstruiert haben. Über eine Welle wird die Energie auf einen Dynamo übertragen. „Wir wollen weiterforschen und einen leistungsstärkeren Dynamo mit Permanentmagneten konstruieren“, blickt André in die Zukunft.
Das Krefelder Seidenwederhaus ist zum Treffpunkt für Jungforscher mutiert, und es liegt eine erwartungsvolle Spannung in der Luft. Der Regionalwettbewerb Niederrhein von „Jugend forscht/Schüler experimentieren“, organisiert von der Unternehmerschaft Niederrhein, findet an diesem Dienstag statt. 110 Projekte werden an den Ständen den umherziehenden Juroren präsentiert.
Am Stand 18 wird herzlich gelacht. Der zehnjährige Erik Kuangran Li hat auf Nachfrage der Jury nochmals genau die Ansetzung der Nikotinlösung erklärt, wobei der mitforschende, ein Jahr ältere Florian Schäfer mit Nachdruck darauf hinweist, dass es nicht ihre Zigaretten gewesen seien. Die beiden Schüler des Anrather Lise-Meitner-Gymnasiums haben untersucht, welchen Einfluss weggeworfene Zigaretten auf das Pflanzenwachstum haben.
Am Stand von Leon Kalinowski, Justus Tutt und Benjamin Joss vom Michael-Ende-Gymnasium aus St. Tönis läuft derweil Wasser durch eine selbstgebaute Konstruktion. „Wir haben uns mit der Wassersäuberung beschäftigt, um mit einfachen Mitteln in Krisenregionen und Entwicklungsländern für sauberes Wasser zu sorgen“, erläutert Justus. Dabei deutet der Zwölfjährige auf das Filtersystem von Sieben, Filtern und Aktivkohle. „Wir filtern erst die Grob- und dann die Feinstoffe. Zum Abschluss nutzen wir die Elektrolyse, um Mikroorganismen abzutöten“, fügt Benjamin an.
Bei Tim Kreckler, Vincenzo Giorgio und Max Mandelatz grünt es, wobei die Pflanzen eher nebensächlich sind. Die drei Schüler von der Städtischen Gesamtschule Kempen haben per 3D-Drucker hergestellte Fassadenbewachsungstöpfe entwickelt. Sie können problemlos an Fassaden montiert werden, wobei der Pflanztopf von der Halterung abnehmbar ist. Zudem haben sie Biofilamentstäbchen für die Gefäße hergestellt, die optimal Dünger und Wasser speichern können. „Wir werden unsere Forschungen in der Fläche ausprobieren können“, berichtet der 16-jährige Tim.
Wenn es in Kempen zu dem geplanten Schulneubau kommt, dürfen die drei Gesamtschüler eine Außenwandfläche mit den Töpfen samt Pflanzen bestücken. „Mit Pflanzen heizen sich Gebäude nicht so auf. Wir werden dann genaue Messungen machen, um festzustellen, inwieweit die begrünten Wände für ein besseres Klima sorgen“, sagt Vincenzo. Die drei Forscher haben schon Kontakte zu Nik Geraeds geknüpft. Der 18-jährige Gesamtschüler aus Brüggen beschäftigt sich nämlich mit dem Recyceln von Kunststoff und liefert das Material für die Töpfe.
In der Kempener Gesamtschule sind Ökologie und Energiegewinnung weitere Forschungspunkte. Bei Cedric Maas und Samet Arslan geht der Wasserdrache in den Einsatz. „Wir haben die Idee, ein skalierbares Wasserkraftwerk ohne Turbinen und Staumauern zu entwickeln. Unser Wasserdrache wandelt die Wasserenergie in Strom um – und das ohne Stauung und Turbinen, was auch fischfreundlich ist“, erklärt der 16-jährige Cedric. Mit ihrem Projekt namens „Urbane 3D gedruckte Insektenhotels“ wollen Luis Wagner und Paul Pöhlmann in Kürze in die Freifläche gehen. „Wir haben Insektenhotels in verschiedenen Farben und Formen gedruckt und möchten nun testen, was am besten angenommen wird. Nach den Vorlieben der Insekten möchten wir die Objekte entsprechend anpassen“, sagt Paul.
Ob „Zurück in die Zukunft mit Halbadierern“, ein Projekt vom Kempener Luise-von-Duesberg-Gymnasium, das Müllprojekt des Thomaeum aus Kempen oder das wundersame Weidenholzwasser vom Michael-Ende-Gymnasium – das alles sind Forschungen, die es der Jury nicht leicht machen zu entscheiden, wer welchen Preis erhalten soll.