Kabarett mit Heinz Gröning: Die Entrümpelung des Festes
Im Schloss Neersen war Heinz Gröning zu Gast und berichtete quasi live aus dem Weihnachtsstollen.
Neersen. „Verschollen im Weihnachtsstollen“ ist Christmas-Comedy für Leute, die die Zeremonien rund ums Weihnachtsfest nicht ganz so ernst nehmen. Heinz Gröning lockerte am Samstag in der Motte von Schloss Neersen die vorweihnachtliche Verkrampftheit radikal auf. Der 48-jährige gebürtige Emmericher, der sich nach dem Medizinstudium der Kleinkunst widmete, entstaubte gründlich so ziemlich alles, was mit Weihnachten zu tun hat.
Sein Programm ist wortgewaltig, zugleich aber auch sehr musikalisch geprägt. Gröning, bekannt auch durch seine Kunstfigur „der unglaubliche Heinz“, sparte nicht mit Macho-Gesten und Selbstironie. Zum Publikum hatte er sofort Kontakt, das war ihm wichtig.
Der Mann, der in verschiedenen Bands gespielt hat, griff immer wieder zur Gitarre, sang und interpretierte Weihnachtslieder neu — im Stil von den Bee Gees, Herbert Grönemeyer, Bob Dylan und Rammstein. Gröning, der mit dem größten christlichen Fest respekt- aber nicht humorlos umging, machte sich über die „Zillertaler Andachtsjodler“ ebenso lustig wie über das viele Aufstehen, Hinsetzen und Hinknien im katholischen Gottesdienst. Auch den Weihnachtsmann entzauberte er: „Er schleppt von 1000 Kilometern Socken an, die man bei Aldi nebenan kaufen kann.“
Wie hierzulande das Fest der Liebe gefeiert wird, für Gröning ist das eine einzige Lachnummer. Das verstand er jetzt in der Motte seinem Publikum zu vermitteln. Anarchistisch, wie sich die Singles rächen, die von einem in Harmonie lebenden Paar zum Fest eingeladen wurden. Andere Peinlichkeiten, die er jetzt genüsslich sezierte: Das alljährliche Krippenspiel und selbst ins Englische übersetzte Weihnachtslieder, wo aus dem Heiland „Sharkcountry“ wird.
Zwischendurch mal schnell ein Handstand, ein kleiner Witz („Ich bin so behaart, dass ich während der Jagdsaison nicht im Wald joggen darf.“), ein ätzendes Lied gegen den ätzenden Markenfetischismus, der die Wunschzettel beherrscht: Niemand kann behaupten, dass „Verschollen im Christstollen“ eintönig und langweilig ist.
Neben normalen Kabarettbesuchern waren auch echte Heinz-Gröning-Fans in die Motte gekommen, bereit, voll auf ihr Idol abzufahren. Der Mann, der einst zehn Legosteine zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte, prangerte indirekt den Konsumwahn an und hinterfragte auch sonst so ziemlich alles, was mit Weihnachten zu tun hat. Einfach „heinzigartig“, um eine seiner Wortspielereien zu verwenden.