Tulpensonntagszug in Anrath Kamelle, Spaß und lachende Gesichter

Anrath · Organisatoren und Polizei sind zufrieden mit dem Anrather Tulpensonntagszug. Viel Arbeit hatte das Streetwork mit alkoholisierten Jugendlichen. Ein besonderes Highlight ist der Zug für die vielen Kinder, die sich über Kamelle freuten.

Das Prinzenpaar Carina I. und Fabian I. Loer (v.r.) hat viel Spaß beim Zug. Im Hintergrund ist die Menschenmenge rund um die Kirche mindestens zu erahnen. Laut Polizei säumen 12.000 Besucher den Zugweg.

Foto: Norbert Prümen

Schon eine halbe Stunde, bevor der Zug am Lohrfeld aufbricht, ist es besonders rund um die Kirche bereits voll. Jugendliche, die viel singen und tanzen, Eltern mit ihren Kindern und sonstige Jecken säumen den mit Gittern abgesperrten Zugweg. Das Glasverbot wirkt hier. Nur einige kleine Fläschchen von „Kurzen“ liegen auf der Straße. Besonders groß ist bei überraschend gutem Wetter – es ist trocken und etwa zwölf Grad warm – die Vorfreude naturgemäß bei den Kleinsten.

„Ich freue mich besonders auf die Süßigkeiten. Ich mag Karneval, das Verkleiden macht Saß. Ich war auch schon im Kindergarten verkleidet“, erzählt die drei Jahre alte Bella-Sophie, als plüschiger Löwe, stolz. Für Mutter Sandy Jagd ist der Zug ein Muss. „Ich bin gebürtige Willicherin, und wenn das Wetter einigermaßen gut ist, sind wir eigentlich immer hier“, erzählt sie. Spaß haben auch die fünf Jahre alte Frida, ein Drache, und ihr acht Jahre alter Bruder Louis, ein Eisbär. Sie sind aufwendig geschminkt. „Wir haben jeder eine halbe Stunde gebraucht“, erzählt Louis eifrig. Worauf sie sich besonders freuen? Klar, Kamelle! „Die Süßigkeiten sind toll“, sagt der ältere Bruder. In der Schule sei er Polizist gewesen. „Ich war im Kindergarten Elsa. Karneval ist toll“, fügt Frida hinzu.

Polizei musste nur drei Platzverweise aussprechen

Besonders zufrieden zeigt sich die Polizei. „Wir haben die Besucherzahl auf etwa 12 000 geschätzt. Dazu ist es eine ausgemacht friedliche Atmosphäre. Aus polizeilicher Sicht ist es ein vorbildlicher Zug. Es gibt einige kleinere Gerangel, aber keine nennenswerten Ereignisse. Wir mussten insgesamt nur drei Platzverweise unabhängig voneinander aussprechen“, sagt ein Polizeisprecher.

Etwas mehr Arbeit gibt es für Marion Tank. Die Willicher Sozialarbeiterin ist ebenfalls vor Ort. Es geht hier aber weniger um Betreuung und Prävention als um Krisenintervention. „Es ist schon feststellbar, dass viele Jugendliche extrem viel trinken. Das ist aber auch keine ganz neue Entwicklung. Auffällig ist, dass es mittlerweile besonders viele Mädchen sind. Auf die versuchen wir dann auch besonders aufzupassen, weil sie natürlich in dieser Situation auch besonders hilflos und angreifbar sind“, erzählt sie. Auch Schlägereien würde sie oft im Keim ersticken. „Ich habe da einen Blick für, wo es eskalieren könnte, und gehe frühzeitig dazwischen, so können wir auch eine Menge Situationen lösen“, sagt sie. Da sie und ihr Team, anders als Polizei und Rettungskräfte, nicht automatisch die Personalien betrunkener Jugendlicher aufnehmen, sind sie eine beliebte Hilfe.

Solche Probleme haben oder machen Alex, Clara und Hannah (noch) nicht. Die Kinder ziehen nach dem Zug eine begeisterte Bilanz. „Ich habe ganz viele Süßigkeiten gefangen, und es ist richtig toll“, sagt die vierjährige Clara, verkleidet als Elsa, und fügt in erwachsenem Tonfall hinzu „Ich bin zufrieden.“ Im Kindergarten sei sie eine Fee gewesen. „Aber wir hatten keine Flügel“, echauffiert sie sich – die Mutter lacht. Die beiden Dreijährigen daneben sind etwas weniger Staatsmännisch. „Ich fand es toll, und es hat Spaß gemacht“, erzählt Tiger Alex, und Hannah nickt eifrig. „Ich hab sooo viele Süßigkeiten“, erzählt sie und zeigt eine prall gefüllte Tüte.

Entsprechend gut fällt denn auch die Bilanz der Organisatoren aus. Zugleiter Frank Klingen ist schon gleich zu Beginn höchst positiv gestimmt. „Wir haben einen tollen Zug zusammengestellt. Wenn ich mich hier umsehe, ist es ein großer Erfolg, wir haben viele Besucher, und das macht dann natürlich Spaß“, erzählt er. Angaben zur Menge des Wurfmaterials kann er nicht machen. „Das besorgt bei uns jede Gruppe für sich. Darum haben wir da keinen Überblick“, sagt er.

Nach dem Zug ist seine Bilanz sogar regelrecht euphorisch. „Wir hatten mehr Zuschauer als in den Vorjahren, mehr Wagen, sind länger gezogen: Wir sind restlos zufrieden und haben so etwas tolles selten erlebt“, bilanziert er glücklich.