Willich/Tönisvorst Kaputte Schilder und sperrige Themen
Über Menschen, die Bücher schreiben, Musiker, die in einem Wohnzimmer spielen und Luftballons, die ziemlich weit fliegen.
Willich/Tönisvorst. Jaja, alles ist vergänglich. Der Spruch ist ebenso selten dämlich wie oft sehr wahr. Dabei muss man sich vielleicht die Frage stellen, ob man nicht mal was Vergängliches tauschen muss. Zum Beispiel Schilder, die so an der Straße stehen. Da hat sich der Flüsterer jüngst mal in Tönisvorst umgeguckt und da sind ihm schon ein bisschen die Tränchen gekommen. Da ist zum Beispiel das Sackgassenschild am Eingang des Ginsterwegs in Vorst. Da ist gerade der rote Balken noch zu ahnen, mehr nicht. Noch schlechter geht es einem Verkehrszeichen Rad- und Gehweg auf der Schlufftrasse, das aussieht, als sei es mit Bleichmittel behandelt worden. Und dem Ortseingangsschild am Biwak in St. Tönis hat auch schon bessere Tage gesehen. .
Der Neersener Autor Wolfgang Boochs hat sein aktuelles Buch „Die Kopten. Kirche der Märtyrer“ im Deutschen Bundestag vorgestellt. Der heimische Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer, ein Nachbar von Boochs, hatte zu dem Treffen eingeladen, an dem auch der Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche Deutschlands, Anba Damian, und der Vorsitzende des Stephanuskreises, Heribert Hirte, teilgenommen haben. Schummer wies auf die gemeinsamen Wurzeln der jüdischen, christlichen und muslimischen Religionsgemeinschaften hin und betonte, dass der gegenseitige Respekt auf allen Seiten gelebt werden müsse.
Es brodelt gar heftig in der Willicher Gerüchteküche. Da heißt es, dass es wieder ein Konzert von den Black Brothers und den Bad Bones geben soll. Sie erinnern sich: Das ist die Blues-Brothers-Revival-Show. Sogar ein Termin wird genannt, nämlich der 21. November. Der Knaller ist aber die Location: Hier ist der gute alte Kaisersaal im Gespräch. Und sollte das nicht funktionieren, könnte auch die Josefshalle in Anrath herhalten. Angeblich fehlt nur noch das finale Okay der Stadt. Der Flüsterer bleibt am Ball.
Zurück zur Literatur. Marcell Feldberg, rühriger Kirchenmusiker und Autor aus Schiefbahn, hat ebenfalls ein neues Buch fertiggestellt. „Wolken — Haltestellen. Ein Tagebuch“ ist im Radius Verlag Stuttgart erschienen. Das Tagebuch durchschreitet auf dem Weg vom Winter in den Frühling eine poetische Landschaft zwischen Stadt und Land, Lyrik und Prosa. Wegbegleiter sind Kunstwerke und Künstler wie Franz Schubert, John Cage, Walter Benjamin und Friederike Mayröcker.
Wir bleiben schon wieder — oder noch immer — bei der Literatur. Über neue Lesebücher freuen sich Schüler und Schülerinnen der Albert-Schweitzer-Gemeinschaftsgrundschule in Anrath. Der Willicher Rotary Club hatte dem Förderverein unlängst für neue Bücher der Schülerbücherei 200 Euro übergeben. Auch andere Grundschulen in Anrath, Neersen und Schiefbahn hatten diesen Betrag erhalten. Vor dem Kauf war die Schüler nach ihren Wünschen gefragt. Das Ergebnis war ganz klassisch: Die Jungs wollten vor allem Fußball-, die Mädels Pferdebücher.
Jetzt müssen wir über Luftballon-Wettbewerbe reden. Einen solchen hatte die Tönisvorster Senioren Union beim Kinderspieltag in diesem Sommer veranstaltet. Weit über 250 Kiddies hatten mitgemacht. Jetzt stehen die Sieger fest. 333,75 Kilometer weit war der Ballon von Hana Jomel (8) geflogen. Ihre Eltern stammen aus Somalia. In respektvollem Abstand dahinter landete Janek Jansen, dessen Ballon 207 Kilometer zurücklegt. Den dritten Platz erreichte Emma Nuella mit 154 Kilometern. Es gab Gutscheine vom Tönisvorster Buchladen, von Spielwaren Lessenich oder dem Schwimmbad.
Jetzt wechseln wir ins Fach „schwer verständlich“. Wir reden nicht über modernes Theater oder zeitgenössische Literatur, nein wir sprechen über einen Antrag der Willicher Grünen an den Stadtrat. Es geht um einen „Compliance-Kodex“ für Amtsträger, das ist so etwas wie ein Katalog für richtiges Verhalten, um Korruption zu verhindern. Im O-Ton klingt das so: „Somit kann dieses Fehlen zu höchst problematischen Konsequenzen aller Beteiligten aus Verwaltung, Politik und Wirtschaft führen, denn nicht erkennbare Neutralität, Vorteilsnahme und -gewährung bzw. deren Verdachtsmomente sind im Graubereich politischen und administrativen Handels eben nicht scharf einzugrenzen.“ Sagen sie dem Flüsterer einfach Bescheid, wenn Sie’s verstanden haben. Oder trinken sie einfach eine Tasse Kaffee, wahlweise einen Schnaps.
Jetzt noch zu einem kleinen Privat-Highlight vom vergangenen Wochenende. Da war doch beim St. Töniser Ehepaar Ruth und Guido Beckers im Wohnzimmer Singer/Songwriter Martin Praetorius zu Gast. Zwischen Roots Rock und Americana ist er angesiedelt. Und dass eigentlich eine Gitarre reicht, davon konnten sich die Zuschauer überzeugen. Es war ein grandioser Abend. Dass es dem Musiker Spaß machte, war ihm förmlich anzusehen und zu merken. Zweimal eine Stunde — und nach der Pause sammelte er draußen sein Publikum höchstselbst ein. Auch nach dem Konzert war für den Künstler nicht Schluss. Zeit genug, Autogramme zu schreiben, Selfies zu schießen oder mit den Anwesenden zu fachsimpeln, zum Beispiel über die legendären Rockpalast-Nächte in Praetorius Heimatstadt Essen. Und dass dies wohl nicht die letzte Veranstaltung im Hause Beckers war, dürfte so ziemlich jedem klar gewesen sein, der Ruth und Guido Beckers kennt und sie jetzt erlebt hat. Dazu irgendwann an dieser Stelle mehr.