Keine Routine am Kreisverkehr

Umleitungen und Sperrungen fordern von Fahrern, Radlern und Fußgängern hohe Aufmerksamkeit und zuweilen auch weitere Wege.

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Willich. Auf einem Balkon an der Bahnstraße ist um 9.30 Uhr Zeit für eine gelassene Rauchpause unterm Sonnenschirm. Sommerloch vorm Balkon. Keine Hektik, kein andauerndes Motorengeräusch. Die Bahnstraße ist verwaist statt stark befahren. Bis auf ein Auto, das spätestens 50 Meter weiter an der Absperrung zum Kreisverkehr wenden muss, ist auf diesem Teil der Straße kein rollendes Fahrzeug zu sehen.

Foto: Friedhelm Reimann

Etwas weiter stellt Willichs zweite Großbaustelle seit Montag die Bürger und Pendler allerdings auf die Probe. Denn mit Routine sind ihre Wege nicht mehr zurückzulegen, egal ob sie per Auto, Rad oder zu Fuß über die Parkstraße, die St. Töniser Straße, die beiden Teile der Bahnstraße und der Korschenbroicher Straße in den Kreisverkehr führen.

Foto: Kurt Lübke

Der Umbau durch den Landesbetrieb Straßen führt bis zum Ende der Sommerferien zu Umwegen und Wartezeiten. Nicht nur vor den beiden Baustellenampeln. Die regeln jetzt den Verkehr über die Nord-Südachse. Meistens jedenfalls.

Schon auf dem Weg in die Willicher Innenstadt — etwa zwischen den beiden Kreisverkehren der Anrather Straße — warnen mindestens zwei eng beschriebene Baustellenschilder vor Sperrung und Staugefahr. Erst im Baustellen-Karree zwischen Esso-Tankstelle, Hirsch-Apotheke, Subway und Feuerwache wird klar, was das wirklich bedeutet. „Ja, da klagen schon einige und fragen sich, wo kann ich ’rüber“, sagt Elke Rankers, Mitarbeiterin der Hirsch-Apotheke. Zwei große Baustellen in der Innenstadt, das belaste schon sehr. Aber, sagt sie, „ich persönlich begrüße den Umbau. Für mehr Sicherheit, vor allem für die Radfahrer.“ Da müsse man während der Bauphase eben durch. Der Kreisverkehr werde aber hoffentlich sicherer. „Denn hier ist viel Verkehr. Und wenn die Schüler aus der Schule kommen, ist es, als liege ein Aida-Schiff vor Anker und habe die Schleusen geöffnet.“

Der Kreisverkehr ist zurzeit in der Nord-Südtangente zwischen St. Töniser und Korschenbroicher Straße für den Auto, Lkw- und Baustellenverkehr geöffnet. Beide Äste der Bahnstraße sind aber gesperrt. Und von der Parkstraße gelangt man ebenfalls nicht in den Kreisverkehr.

Radfahrer sind als fahrende Verkehrsteilnehmer in diesem Bereich vorübergehend nicht mehr gerngesehen. Schilder sollen sie weiträumig umleiten. So könnten Radler auch die Dietrich-Bonhoeffer- oder Grunewallstraße kennenlernen. Die meisten schieben aber das Rad über den einen Gehweg am Kreisverkehr vorbei.

Der Fußweg von A nach B ist, wenn der Kreisverkehr genau in der Mitte liegt, gar nicht so einfach zu finden. Am Donnerstagmorgen will eine ältere Dame offensichtlich die Korschenbroicher Straße in Richtung Apotheke queren. Dort aber ist kein Übergang für Fußgänger vorgesehen. Auf der einen Straßenseite fehlt für eine Fußgängerampel ein Bürgersteig. Die Dame müsste eigentlich den halben Kreisverkehr umlaufen und hinter der Tankstelle die St. Töniser Straße überqueren, um auf die andere Straßenseite zu kommen.

Ein Mann steht plötzlich auf einer Verkehrsinsel und muss von Arbeitern ermahnt werden: „Das hier ist eine Baustelle.“ Die Arbeiter können die Augen gar nicht überall haben. Je nach Bauampelphase werden Autos von links oder rechts in den befahrbaren Teil des Kreisverkehrs gespült. Zwischendurch müssen sie die großen Kipper an die Stellen lotsen, wo der Schotter abgeladen werden soll. Manchmal dauern Rangieren und Ladevorgang länger. Dann passen Grünphasen nicht mehr, die Autokolonnen treffen aufeinander. Irgendwie macht man sich Platz und schleicht aneinander vorbei. Es staut sich. Dabei ist Feierabendverkehr noch nicht in Sicht.

Der habe deutlich nachgelassen, sagt ein Tankstellen-Mitarbeiter — wegen der Sommerferien und der Baustelle. „Viele umfahren weiträumig.“ Andere tun das Gegenteil. So passiere es, dass Autofahrer das Tankstellengelände von der gesperrten Bahnstraße über einen Bürgersteig aus anfahren. Nicht alle wollen auch tanken. Sondern fahren gleich durch auf die St. Töniser Straße. Eine Frau spricht ironisch von „kreativem Umgang“ mit der Baustelle.

Kurzer Schwenk von der Bau- zur Bushaltestelle. Wo fährt der Bus? Da helfen rote Hinweisschilder der SWK weiter. Neue Wege bleiben auch da nicht erspart.