Willich Kritische Fragen in der offenen Moschee
Es waren weniger Besucher an die Bahnstraße gekommen als noch im vergangenen Jahr.
Willich. Boko Haram, IS, Taliban — sie alle kämpfen angeblich für den Islam und diskreditieren diese Religion damit zugleich in unfassbarer Weise. Das weiß man auch im Ortsverein Willich der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs. Der „Tag der offenen Moschee“ ist deshalb eine willkommene Gelegenheit, um Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Die leistete am Samstag vor allem Kerim Isik, der der Deutsch-türkischen Union und dem Kulturausschuss der Stadt Willich angehört. Er hatte keinen ganz leichten Job, denn die Fragen der Besucher waren durchaus kritisch.
„Sie können gerne reinkommen, wir beißen Niemanden“, erklärte Kerim Isik, wenn Unentschlossene vor dem Gebetsraum mit den Teppichen im orientalischen Stil stehen blieben. Das Ausziehen der Schuhe war Pflicht, und dass auch viele Frauenschuhe vor der Tür standen, war eine Ausnahme: „Frauen haben hier normalerweise keinen Zutritt, ihr Gebetsraum ist in der ersten Etage“, erklärte Isik. Die christlichen Besucher erfuhren unter anderem, dass der Imam den Koran nie auf dem Boden ablegen darf: Deshalb steht immer ein kleiner Hocker bereit. Der Imam dürfe in seiner Predigt auch zur Teilnahme an politischen Wahlen aufrufen, aber es ist ihm untersagt, eine Wahlempfehlung auszusprechen.
Warum Frauen in getrennten Räumen beten? „Nichts soll vom Gebet ablenken.“ Der CDU-Ratsherr Dieter Lambertz erinnerte daran, dass früher auch in der katholischen Kirche Männer und Frauen getrennt voneinander saßen. Und er zeigte sich kritisch: „Ich wünsche mir mehr Fortschrittlichkeit, wünsche mir, dass auch in Moscheen bald Männer und Frauen in einem Raum beten können.“
Kerim Isik revanchierte sich mit einer kritischen Bemerkung: „Ich kann nicht verstehen, dass christliche Eltern entscheiden, dass ihre Kinder nicht am Religionsunterricht teilnehmen.“ Diplomatisch antwortete er auf die Frage, ob es im Islam die Gleichberechtigung für die Frauen gibt: „Frauen haben mehr zu sagen als wir.“ „Könnten katholische Christen, die in der Türkei leben, dort auch eine katholische Kirche errichten lassen?“, wollte ein Besucher wissen. Kerim Isik bejahte diese Frage.
Er musste sich auch zu dem Recht des Mannes, bis zu vier Frauen zu haben, äußern: „Er muss alle Frauen gleich behandeln: Wenn er einer einen Rock kauft, muss er allen einen Rock kaufen, das kann sich auf Dauer keiner leisten.“
Die Islamische Gemeinschaft freut sich über immer neue Gesichter bei den Freitagsgebeten: Asylbewerber mit islamischem Glauben kommen gerne in die Moschee an der Bahnstraße. Zekeria Berber, der stellvertretende Vorsitzende des Willicher Ortsvereins, war mit der Resonanz nicht so ganz zufrieden: „Im vergangenen Jahr waren mehr Besucher hier.“ Die Frauen hatten Spezialitäten zubereitet wie Börek, eine mit Käse gefüllte Teigspeise und Kurabiye — das sind Plätzchen.