Musette-Walzer Französischer Charme in St. Tönis
St. Tönis. · Lydie Auvray verzauberte mit Lebensfreude und Akkordeon die Besucher in der evangelischen Kirche.
Musette-Walzer versprühen immer wieder einen eigenartigen Zauber. Sie klingen nach typisch französischem Charme, nach Lebenskunst, eben nach „Savoir-vivre“. In diese muntere Stimmung versetzte Lydie Auvray, die aus Frankreich stammende „Grande Dame“ des Akkordeons, ihr Publikum bei ihrem Auftritt in St. Tönis. „Musetteries“ nannte sie ihr Programm. Damit, erläuterte sie ihren rund 180 gut gelaunten Zuhörern, wollte sie zum Ausdruck bringen, dass es ihr nicht um Musette pur, nicht um einen schulmäßig korrekten Vortrag der französischen Form des Walzers ging.
Darauf versteht sie sich zwar auch, mit authentischer Wiedergabe von Musette-Walzern hat sie sich in vielen Konzerten und Alben einen Namen gemacht. Aber mit ihrem jetzigen Programm wollte die 1956 geborene Musikerin zu einem etwas freieren Umgang mit ihrem ureigenen Metier ansetzen.
Ob heiter oder melancholisch – Musette schimmerte stets durch
Deshalb begann sie in der evangelischen Kirche auch erst einmal mit einen argentinischen Tango. Aber schon da wurde dem Besucher klar: Was immer Lydie Auvray im Laufe des Abends spielte, was immer an anderen Elementen hinzugefügt wurde – es kreiste alles um die Valse Musette. Ob südamerikanische oder jazzige Rhythmen ins Spiel kamen, ob sie ihre Lieder über heitere oder melancholische Themen sang: Musette schimmerte immer wieder durch. Und natürlich wurden traditionelle Musette-Weisen nicht auf den Index gesetzt. So war ein abwechslungsreicher Abend garantiert, der allen Beteiligten offensichtlich viel Freude machte.
Noch eines merkte der Besucher gleich zu Beginn des Konzerts: Lydie Auvray spielt nicht nur virtuos und vital, sondern auch sehr artikuliert, mit markanten Akzenten. Ihr Instrument ist das chromatische Knopfakkordeon. Das heißt zunächst einmal, dass die rechte Hand Knöpfe und keine Tasten bedient. Und im Gegensatz zu den schlichteren Urformen dieses Instruments lassen sich alle Tonarten spielen.
Einige Beiträge trug sie ganz allein vor, die meisten gemeinsam mit ihren beiden Ensemble-Kollegen Markus Tiedemann (verschiedene Gitarren) und Eckes Malz (Keyboard und Percussion). Viele Beiträge stammten von Lydie Auvray selbst. Recht verschiedene Musikwelten führte Eckes Malz zusammen, indem er typische Musette-Wendungen mit afrikanischen und jazzigen Klang-Elementen vermischte. Das war kein einfaches Unterfangen, aber es klappte.
Viel Lebensfreude strahlten Lydie Auvrays Kompositionen mit karibischem Einschlag aus. Angeregt wurde sie dazu durch häufige, längere Aufenthalte auf der karibischen Insel Martinique.
Zwei Zugaben durfte das begeisterte Publikum noch hören. Ein plötzlich aufgetretenes Problem mit der Verstärkeranlage führte dazu, die zweite Zugabe ohne Verstärker vorzutragen. Das war zwar nicht geplant, erwies sich aber durchaus als vorteilhaft. So klang es noch authentischer.
Ein gelungener Abend, der die Besucher der evangelischen Kirche begeisterte.