Interview mit Maria Vollmer Älterwerden mit Augenzwinkern

Neersen. · Interview Kabarettistin Maria Vollmer über die Lebensphase zwischen Rock’n’Roll und Rheumadecke.

Maria Vollmer schildert humorvoll die Übergangsphase von Minirock zu Birkenstock.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Maria Vollmer ist über 50 und absolviert in ihrem neuen Programm einen Marathon an Selbstfindungskursen. Sie lässt sich entschlacken und wiedergebären. Sie atmet sich ins Nirvana. Weder nackt noch ungeschminkt, dafür aber offen und schonungslos schildert, tanzt und besingt die Kabarettistin die erlebnisreiche Übergangsphase zwischen Minirock und Birkenstock, Kamasutra und Klosterfrau, Rock‘n‘Roll und Rheumadecke.

Worum geht es in
Ihrem Programm?

Maria Vollmer: Ich spiele mein Programm „Push-up, Pillen und Prosecco“, das sind sozusagen die Dinge, die eine Frau ab 40 braucht. Die Presse sagte einmal darüber: „Ein rasanter Abend von geradezu unverschämter Frische.“ Ich bringe Themen, die mich bewegen, auf die Bühne und verpacke sie nicht nur mit Sprache, sondern auch mit Gesang und Bewegung. Das hat eine größere Dynamik, als wenn man zwei Stunden nur steht und spricht.

Was hat sie zu den Themen Push-up, Pillen und Prosecco genau inspiriert?

Vollmer: Ich bin ja selbst in einer Lebensphase, in der gewisse Hilfsmittel förderlich sein können, wo man auch mal zum Push-up greift (lacht). Ich suche mir die Themen immer in meinem Umfeld und im ganz alltäglichen Leben. Bei meinen Nachbarn. Da reicht es oft, bei uns über den Gartenzaun zu schauen. Mittlerweile bin ich über 50, und da überlegt man sich, was kommt noch und was ist mir wirklich wichtig. Push-up, Pillen und Prosecco können einem helfen, leichter über die Unwägbarkeiten des Lebens hinwegzukommen (lacht). Was den Titel anbetrifft: Ich habe festgestellt, dass Begriffe, die mit Sex und Alkohol zu tun haben, eine magnetische Anziehungskraft haben.

Was macht ihrer Meinung nach ein gutes Leben aus? Und gibt es Fehler im Leben, die jeder macht?

Vollmer: Ich würde einfach sagen, sich in das hineinzustürzen, was einem wichtig ist. Sich nicht von der Angst, sondern von der Neugier leiten lassen und von der Lust auf Leben sozusagen, und das ist bei jedem unterschiedlich. Manche wollen Familie, manche reisen lieber alleine durch die Gegend, das ist ja typabhängig. Und Fehler sind total wichtig. Ich weiß ja immer erst hinterher, ob etwas ein Fehler war, zum Beispiel wenn man den falschen Partner wählt, den falschen Beruf oder wenn man denkt, man müsste eine Diät machen.

Das passt direkt zur nächsten Frage: Was halten sie von Diäten, Entschlackungen und autogenem Training?

Vollmer: Also ich habe früher getanzt und bin deshalb von Diäten auch nicht verschont geblieben, finde das aber für mich heute nicht mehr passend. Ich faste auch nicht gerne, weil ich einfach nicht gerne Hunger habe. Aber auch da soll jeder machen, was er will. Manchen tut Fasten gut, mir nicht. Ich finde es übertrieben zu denken, man müsse im Frühjahr eine Kur machen, damit man in den Bikini passt.

Richtet sich Ihr Programm nur an Frauen?

Vollmer: Ich würde sagen nein. Natürlich können Frauen meine Themen besonders gut nachvollziehen. Es kommen aber durchaus auch Männer, und ich rede ja auch von meinem Mann, das heißt es geht auch um Männerthemen, zum Beispiel Männerhobbys oder einfach die Konflikte, die zwischen Männern und Frauen entstehen. Einmal kam ein Mann zu mir, der sagte: „Danke, jetzt weiß ich endlich, was in meiner Frau vor sich geht.“

Haben Sie ein Vorbild?

Vollmer: Nein. Also im Kabarett gibt es schon welche, aber ich finde es schwierig, mich da festzulegen. Wichtig ist, dass man selbst immer wieder schaut, was einem im Leben wichtig ist und sich traut weiterzugehen.

Wo ordnen Sie sich eher ein: Minirock oder Birkenstock?

Vollmer: Eben genau dazwischen. Ich kann nicht mehr so gut auf High Heels. Das mache ich nur noch auf der Bühne, aber privat laufe ich selten damit rum. Dieser Anspruch, man will noch schick sein, es aber auch einfach mal bequem haben, da stehe ich genau dazwischen. Das Positive am Älterwerden ist, dass es immer unwichtiger wird, was andere über einen denken.