Standortfrage noch immer offen Viele Optionen beim Verwaltungsneubau
Tönisvorst. · Analyse Beim großen Thema Rathaus gehen die Meinungen im Rat weit auseinander.
Rund 25 Millionen Euro wird es kosten, das neue Haus für die Mitarbeiter der Tönisvorster Stadtverwaltung. Das hatte eine Wirtschaftlichkeitsstudie ergeben, die 2019 veröffentlicht wurde. Wo es seinen Platz bekommen wird, steht hingegen noch nicht fest. Die Assmann-Gruppe aus Dortmund, die mit der Planung befasst ist, hatte vier Standorte geprüft: den Wilhelmplatz, das Feld am Wasserturm zur Düsseldorfer Straße hin, ein Grundstück im Gewerbegebiet Hohenhöfe Vorst und eines am Maysweg St. Tönis.
Während Bürgermeister Thomas Goßen (CDU) sich früh für den Wilhelmplatz ausgesprochen hat – das einzige Grundstück, das im Besitz der Stadt ist–, brachte der Rat bei seiner Sitzung im Dezember noch zwei weitere Grundstücke in St. Tönis ins Gespräch: den Parkplatz an der Willicher Straße zum Spielplatz hin, und das gegenüberliegende Grundstück, auf dem sich unter anderem die Hotel-Gaststätte „Zur Linde“ befindet. Die meisten Parteien haben bereits einen Favoriten, aber alle wollen das Gutachten abwarten, das derzeit noch für die beiden neu ins Auge gefassten Grundstücke erstellt wird.
Zentrale Lage bietet mehr Möglichkeiten für Folgenutzung
Nach dem bevorzugten Standort befragt, sagt CDU-Parteichef Dirk Louy: „Wir sind grundsätzlich für eine zentrale Lage, die eine gute Anbindung hat und die auch für eine Folgenutzung interessant ist, wenn der Verwaltungsbau etwa aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung in der Größe nicht mehr benötigt wird.“ Weil der Wilhelmplatz aber keine Mehrheit finde, könne sich die CDU auch für eines der Grundstücke an der Willicher Straße erwärmen. Bedingung sei, dass das Bürgerbüro Vorst erhalten bliebe.
Die SPD hingegen will nicht „in die Glaskugel“ schauen, wie der Vorsitzende Helge Schwarz es ausdrückt: „Wir warten das Gutachten ab. Dann können wir alle Vor- und Nachteile abwägen und eine Entscheidung treffen.“ Fest stehe bisher lediglich, dass die SPD den Wilhelmplatz und das Grundstück am Maysweg für die schlechtesten Optionen hält. Der Standort Wasserturm habe hingegen „durchaus Charme“, findet Schwarz.
Die Grünen haben sich bereits positioniert, bevor von den Grundstücken an der Willicher Straße die Rede war – und daran habe sich auch nichts geändert. „Wir sind für den Standort am Wasserturm, unsere zweite Wahl wäre Hohenhöfe“, sagt Britta Rohr. Die Grundstücke lägen geografisch in der Mitte zwischen Vorst und St. Tönis, seien gut angeschlossen und böten ausreichend Platz für den Verwaltungsneubau.
Die 130 Mitarbeiter sind derzeit noch auf sechs Standorte verteilt
Dem schließt sich die GUT an: „Ein großer Teil der Verwaltungsmitarbeiter hat keinen Publikumsverkehr, das wird über die Bürgerbüros auf der St. Töniser Bahnstraße und am Markt in Vorst abgewickelt“, sagt Daniel Ponten. Würde das Bürgerbüro St. Tönis im historischen Rathaus untergebracht, und bliebe das Bürgerbüro Vorst erhalten, müsse sich der Neubau nicht in „teurer 1a-Lage befinden, wie es an der Willicher Straße der Fall wäre“, findet Ponten. Die GUT bevorzuge die Optionen Wasserturm und Hohenhöfe: „Beide Standorte sind in der wahren Stadtmitte.“
Die FDP spricht sich wie die CDU klar für eine zentrale Lage in St. Tönis aus: „Ein Rathaus gehört in die Innenstadt“, sagt Torsten Frick. Der Wilhelmplatz sei allerdings ungeeignet. Die FDP könnte sich einen Neubau aber sehr gut auf dem Grundstück der „Linde“ vorstellen. „Wenn das städtebaulich gut gemacht ist, kann das eine Bereicherung für die ganze St. Töniser Innenstadt sein“, ist Frick sicher. Wichtig sei der FDP, dass es eine satte Mehrheit für den Standort gebe.
Auf ein Grundstück festgelegt hat sich die UWT: „Wir wollen keine Tiefgarage, und wir wollen keinen unnötigen Flächenverbrauch“, sagt Michael Lambertz. Deshalb sei die bereits versiegelte Brachfläche Hohenhöfe ideal. „Auch die Anbindung ist gut: Die Straße ist da, und zwei Buslinien, eine von Vorst und eine von St. Tönis, fahren dort entlang“, argumentiert die UWT. Dass das Grundstück auch noch im geografischen Zentrum der Stadt liege und diese Möglichkeit die wirtschaftlich günstigste sei, runde die Wahl ab.
Noch ist die Frage nach dem Standort also offen. Einig sind sich die Politiker lediglich darüber, dass die Verwaltung ein neues Haus benötigt. Derzeit sind die 130 Mitarbeiter noch auf sechs Standorte verteilt, wovon die meisten eine marode Bausubstanz, keinerlei Barrierefreiheit und eine schlechte Energiebilanz haben. Den Neubau stellt sich das Büro Assmann als ein modernes Gebäude vor, das auch Platz für Ausstellungen und Abendveranstaltungen bietet.