Marta Tenelsen: Tschüss nach 42 Jahren
Die Rektorin der Gemeinschaftsgrundschule Vorst geht in den Ruhestand — nicht ohne mit der WZ ein Abschieds-Interview zu führen.
Vorst. Tenelsen, Grundschule und Vorst — diese drei Namen konnten über vier Jahrzehnte lang in einem Atemzug genannt werden. Grundschule und Vorst reduzieren sich nun zum Zweiklang, denn Marta Tenelsen, seit 42 Jahren als Lehrerin, später auch als Konrektorin und Rektorin tätig, geht in den Ruhestand. Die Frau hat viel angeregt und bewegt. Und sie hat immer noch jede Menge Pläne. Verwirklichen wird sie die künftig aber woanders.
Frau Tenelsen, was hätte in einem Berichtszeugnis über die kleine Marta aus der ersten Klasse gestanden?
Marta Tenelsen: Ach, wahrscheinlich „ganz still, ganz klein und rote Locken“.
Und was würden Ihre Kolleginnen heute in Ihr Zeugnis schreiben?
Tenelsen: Auf jeden Fall: laut. Aber wohl auch, dass ich eine vermittelnde Art habe. Ich bin harmoniesüchtig, habe ein Kümmerersyndrom. Ich mische mich in zu viele Dinge ein. Mir ist die menschliche Seite der Schule sehr wichtig. Ich mag es nicht, wenn gegeneinander gearbeitet wird. 2006, nach der Zusammenlegung der zwei Vorster Grundschulen, die über Jahre für sich gearbeitet haben, mussten wir auch erst als Kollegium zusammenwachsen. Das ist gelungen. Die frühere Rivalität der Schulen ist heute überhaupt kein Thema mehr.
Wann hat sich abgezeichnet, dass das Thema Schule Sie ein Berufsleben lang begleiten würde?
Tenelsen: Erst wusste ich gar nicht so genau, was ich studieren sollte. Ich bin jeden Tag zur Schule gegangen und hatte plötzlich das Abitur. Pharmazie hätte mich interessiert. Ich wollte auf gar keinen Fall zur Bank, zum Finanzamt oder zur Verwaltung. Meine Eltern fanden den Beruf Lehrerin gut. Ich habe dann an der Pädagogischen Hochschule in Aachen bewusst auf Primarstufe studiert. Alles andere hätte mich erschreckt.
Ist der Lehrerberuf trotzdem zum Traumberuf geworden?
Tenelsen: Ja, ich bin voller Zufriedenheit. Ich habe die Wahl nie bereut. Aber jetzt, nach 42 Jahren an der Schule, ist es auch gut.
Was lieben Sie an Ihrer Tätigkeit als Rektorin?
Tenelsen: Ich organisiere gern und viel. Ich denke, dass ich viele Spuren an dieser Schule hinterlassen habe. Wir machen viel Musik, mit Chor, Orchester und Flötenspiel ab Klasse 1. Seit 20 Jahren nehmen wir an „Schulen musizieren“ teil. Wir feiern das ganze Jahr über Feste als Schule — zu Weihnachten, im Frühling oder wenn die Schulneulinge kommen. Leider wird es immer schwieriger, die Eltern einzubinden. Viele arbeiten. Früher hatten wir mehr Freiwillige.
Was belastet Sie?
Tenelsen: Ich muss als Schulleiterin viel Mangel verwalten und für Düsseldorf Kohlen aus dem Feuer holen. Der Stundenplan kann nicht immer so erfüllt werden, weil es nicht genügend Planstellen gibt. Wir müssen immer mehr Listen und Berichte über die Schüler schreiben, was viel Zeit kostet. Zeit, die man besser mit der Förderung der Kinder füllen sollte.
Was darf bei der offiziellen Verabschiedung am 4. Juli auf gar keinen Fall über Sie gesagt werden?
Tenelsen: Weiß ich gar nicht. Ich möchte aber keine Lobhudelei.
Worüber würden Sie sich freuen?
Tenelsen: Wenn die menschliche Seite betont würde. Das ist mir wichtig. Ich freue mich beispielsweise immer, wenn Lehramtsanwärter zu mir sagen: „Marta, bei Dir ist es schön.“
Sie lassen sich auch von jungen Kollegen duzen?
Tenelsen: Ja, klar! Andere Rektoren können das nicht verstehen. Aber ich kann jemandem auch mit einem Du die Meinung sagen.
Was tun Sie in den nächsten Monaten?
Tenelsen: Oh, ich muss meinen 800 Quadratmeter großen Staudengarten umkrempeln.
Keine Reisen geplant?
Tenelsen: Ich reise gar nicht gern. Kurzreisen werden mein Mann und ich aber machen. Ich werde auf jeden Fall wieder Klavierunterricht nehmen.
Werden Sie auch noch einmal eine Schulbank drücken?
Tenelsen: Ich werde mich in Computerdingen fortbilden. Bisher fehlte mir dazu einfach die Zeit. Ich möchte iPad, iPod, tralala kennenlernen. So blöd kann ich doch nicht bleiben.