Tradition in Schiefbahn-Niederheide Martinszug ist der Treffpunkt für das ganze Dorf

Schiefbahn · Weil der Martinsumzug in Niederheide traditionell am Wochenende stattfindet, können fast alle Eltern ihre Kinder mit ihren Laternen begleiten. Nach dem Feuer stehen die Menschen noch lange zusammen. Ein Treffpunkt für das ganze Dorf.

Neben den liebevoll gebastalten Laternen ist das Martinsfeuer nach dem Zug durch Niederheide der Höhepunkt.

Foto: Fiona Schultze

Wenn rauchiger Lagerfeuer-Geruch auf den Duft von süßen Weckmännern trifft, dann ist es wieder so weit: Der Sankt-Martin-Verein Niederheide lädt zum traditionellen Martinsumzug für die ganze Familie ein. Das Besondere an dem Martinsumzug: „Da er am Wochenende stattfindet, können die Eltern gemeinsam mit und neben ihren Kindern im Zug mitziehen“, berichtet Dirk Klam, Schatzmeister des 1974 gegründeten Martinvereins.

Der Startpunkt ist der Parkplatz der Stadtverwaltung am St.-Bernhard-Gymnasium. Frühzeitig stellen sich die ersten Kinder mit ihren selbst gebastelten Laternen in die lange Zug-Reihe: „Nur noch fünf Minuten“, sagt der sechsjährige Tom nervös. „Ich gehe zum ersten Mal mit.“ In den vergangenen Jahren habe er den Martinszug immer nur vom Wegesrand aus betrachtet und sich mit seinen Eltern das große Brauchtumsfeuer angesehen.

Angeführt wird der familiäre Martinsumzug von Sankt Martin, der pünktlich um 17 Uhr auf seinem Pferd angeritten kommt. Beinahe zeitgleich starten die Musikkapellen mit traditionellen Martinsliedern. Tom atmet noch einmal tief ein, streckt seine Laterne in die Höhe und stimmt bei der ersten Strophe von „Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind“ sofort mit an. Die Martinslieder hat er in den letzten Tagen immer wieder geübt.

Anwohner empfangen
immer wieder den Zug

Der Zugweg führt über den Höterkesweg, das Knickelsdorf, den Ahorn-, Akazien- und Buchenweg, zuletzt am Niederheider Hof vorbei zum Brauchtumsfeuer am Hans-Brocker-Platz. Immer wieder gesellen sich während des Zugweges Familien mit ihren Kindern hinzu und verlängern die ohnehin schon lange Zug-Reihe. Aber auch Anwohner empfangen immer wieder den Zug. Manche schauen aus den Fenstern oder stehen an der Haustür, einige sammeln sich in kleinen Gruppen am Straßenrand und singen mit.

Die zahlreichen Beobachter können eine Vielzahl an individuellen Laternen bestaunen. Einhorn-, Froschkönig-, Geister- und Affen-Laternen sorgen für ein buntes Lichtermeer. Viele Augen bleiben kurzzeitig an der Laterne von Finn hängen. Der runde Fisch glubscht die Menge nur so an: „Ich habe meine Laterne ganz allein gebastelt. Dafür habe ich zwei Tage gebraucht“, betont er. Ihm gefällt der Martinstag: „Am meisten freue ich mich jetzt aber auf das große Feuer.“ Auch Viktoria hat ihre Erdmännchen-Laterne beinahe ohne Hilfe gebastelt: „Die Arme, Beine und das Gesicht habe ich selbst gestaltet“, erklärt sie. Auch wenn ihr, beinahe am Zielort angekommen, bereits die Füße schmerzen, streckt sie ihre Laterne noch in Richtung Horizont. Doch der Bollerwagen ihrer Mutter bietet einen Sitzplatz, sodass sich Viktorias Beine kurz ausruhen kann, während ihre Arme alles geben, damit weiterhin jeder ihre Laterne bestaunen kann.

Am Zielort angekommen, strömen Hunderte in Richtung Feuerstelle am Hans-Brocker-Platz, um sich die Martinsszene anzusehen. Als die Kinder dort ankommen, brennt bereits ein großes Martinsfeuer, und ein frierender Mann wärmt sich an den Flammen. Die bekannte Mantelteilung des Sankt Martin schauen sich rund 1800 Personen an: „Hier kommt das Dorf zusammen. Senioren schauen sich die Martinsgeschichte an, Freunde trinken gemeinsam ein Bier, die Familien lassen den Umzug gemeinsam ausklingen“, berichtet Dirk Klam.

Auch Tom schaut sich die Mantelteilung an. Für ihn ist sein erster Martinsumzug ein voller Erfolg: „Am besten hat mir das riesige Feuer gefallen“, fasst er zusammen. Die Besucher versammeln sich auch nach der Martinsszene noch am Hans-Brocker-Platz. Sven und Sabrina Breugelmans aus Niederheide nehmen in diesem Jahr zum ersten Mal mit eigenem Kind an Martinsumzug teil: „Es war ein schöner Umzug und im nächsten Jahr kommen wir definitiv wieder.“