Mieter sauer auf die Eigentümer

Die Bewohner von sieben Häusern in Neersen wehren sich gegen nicht abgesprochene Rodungsarbeiten in ihren Gärten.

Foto: Kurt Lübke

Neersen. Seit Anfang der Woche sind Maraike Jansen und ihre Nachbarn in heller Aufregung. Denn für die Bewohner von sieben Einfamilienhäusern am Steene Dyk in Neersen ist es mit Ruhe und Frieden seit Montag vorbei: In ihren Gärten haben plötzlich Arbeiten begonnen, Sträucher und Blumen werden beseitigt, Hecken und Sichtschutzzäune entfernt. Angekündigt worden seien die Arbeiten durch den neuen Eigentümer zuvor nicht, berichtet Maraike Jansen.

Seit Anfang des Jahres ist Meike Rölver aus Drensteinfurt (Kreis Warendorf) Vermieterin der Häuser. „Zumindest auf dem Papier“, sagt Jansen. Denn vor Ort trete deren Ehemann Manfred auf — und das ziemlich unverschämt und ohne Rücksicht.

Rölver sei zunächst am Montag erschienen und habe „uns so ganz nebenbei“ erklärt, dass alle Häuser jetzt saniert und einzeln verkauft würden. Tags darauf sei er samt Hausverwalter und Handwerkern inklusive Container erschienen. „Sie gingen ohne das Wissen der Mieter einfach in den Garten eines der Häuser und begutachteten alles. Kurz darauf ratterte die Kettensäge. Die ahnungslose Hausbewohnerin saß gerade beim Frühstück“, berichtet Jansen. Als die Bewohnerin gefragt habe, was denn los sei, habe Rölver erklärt, hier werde alles platt gemacht, um durch sämtliche Gärten einen Gehweg zu ziehen.

Bei der betroffenen Familie wurden Hecken, Sträucher und Blumen entfernt. Ebenso die hölzernen Sichtschutzwände. „Während der Arbeiten waren wir Nachbarn alle im Garten. Da rief der Hausverwalter uns zu, alles müsse bis Mittwoch aus den Gärten raus. Sichtschutzwände, Zäune usw. würden entfernt.“ Einen Streifen von zwei Metern solle man freimachen, obwohl es dort auf den Grundstücken Gartenhäuschen und drei Brunnen gebe, so Jansen, die mit ihrer Familie seit 2011 in dem Reihenhaus wohnt.

Noch am gleichen Abend setzte sich die Nachbarschaft zur Beratung zusammen, was man tun kann. Gestern gab es ein Treffen mit den Für-Willich-Ratsmitgliedern Detlev Nicola und Therese Stoll. Parallel dazu wurde die Presse eingeschaltet. Zudem seien fast alle Nachbarn in den Mieterverein eingetreten.

„Wir haben die Verwaltung schon eingeschaltet. Es muss zunächst geprüft werden, ob es sich um eine rein privatrechtliche Angelegenheit handelt oder ob die Stadt eingreifen kann“, berichtet Nicola. „Ich habe den Familien geraten, die Arbeiter in den Gärten nicht einfach so schalten und walten zu lassen, sondern zur Not die Polizei zu holen.“

Die besagten Häuser waren vor Jahren für kinderreiche Familien gebaut und mit öffentlichen Mitteln gefördert worden. Die Mietpreisbindung endet nach Auskunft von Meike Rölver erst am 31. Dezember 2027. Eines der Gebäude steht derzeit leer. „Wenn überhaupt, verkaufe ich das leere Haus“, teilt sie auf Anfrage der WZ schriftlich mit. Die Entscheidung sei noch nicht gefallen.

Meike Rölver bestätigt außerdem, dass „hinten“ ein Weg angelegt werde, „damit die Mieter die Fahrräder, Grünschnitt usw. nicht durch das Wohnzimmer bis zur Haustür tragen müssen“. Vor Ort seien ihr Ehemann und ihr Bruder. Die Zäune würden nach dem Anlegen des Weges wieder aufgestellt. „Der Weg ist unstrittig eine Verbesserung. Schade, dass das ein oder mehrere Mieter nicht so sehen“, sagt Meike Rölver.