Missbrauch: Immer noch ein Tabu-Thema
Expertinnen erklären, worauf Eltern und Angehörige beim Thema „Missbrauch“ achten sollten.
Tönisvorst. Es gehört immer noch zu den Tabuthemen. Dabei ist es so wichtig, „sexuellen Missbrauch als gesellschaftliche Realität anzuerkennen.“ Das sagt Anna Janßen vom Arbeitskreis gegen sexuellen Missbrauch. Erst wenn man über dieses Thema Bescheid wisse, seien Erwachsene in der Lage, auch versteckte Hinweise von Kindern wahrzunehmen und entsprechend zu agieren.
Doch soweit muss es erst gar nicht kommen. Präventive Erziehung und Stärkung von Kindern sind ausschlaggebende Elemente. Einer von vielen Bausteinen ist dabei das Selbstsicherheitstraining für Mädchen und Jungen.
Wie es nun Westdeutsche Zeitung und Stadtwerke Tönisvorst unter dem Motto „Ich bin stärker“ anbieten. Gesa Brauer-Ebner vom Kommissariat Kriminalprävention und Opferschutz der Kreispolizeibehörde Viersen kennt sich mit dem Thema bestens aus. „Ein solcher Kurs dient dazu, das Selbstbewusstsein von Mädchen und Jungen zu stärken und ihnen eine positive Selbsteinschätzung zu vermitteln“, sagt sie.
Das Training solle die Kinder auch ermutigen, sich ihren Eltern oder anderen nahestehenden Personen anzuvertrauen, wenn sie Übergriffe befürchten oder erleben. Wichtig sei für Eltern, dass sie sich für ihre Kinder Zeit nehmen.
„Ein Kind muss in seinen Aussagen ernst genommen werden. Wenn es zum Beispiel nicht mehr zu Onkel XY mit will und sagt, er sei blöd, sollten Eltern nicht einfach darüber hinweggehen“, erklärt Brauer-Ebner. Kinder, die sexuellen Missbrauch erlebten, äußerten sich irgendwie. Darauf müssten die Eltern vorbereitet sein.
„In der präventiven Erziehung sprechen wir von sieben Kernaussagen“, erklärt Anna Janßen. Zum einen sollen Kinder befähigt werden, Hilfe zu holen. Es werde der Unterschied zwischen guten und bösen Geheimnissen klar gemacht, das gleiche gelte für gewollte und nicht gewollte Berührungen. Außerdem sei das entschiedene „Nein“ unglaublich wichtig.
Ihr Arbeitskreis bietet kostenlose Infoabende in Kindergärten und Grundschulen an. Denn nicht nur die Kinder müssen stark gemacht werden. Weitere Anfragen bei Gesa Brauer-Ebner, Telefon 02162/377 1706.