NRW Mittelstandsunion kritisiert Pläne für den Markt in St. Tönis scharf
Tönisvorst · Um Rettungswege freizuhalten, überlegt die Stadt, den Wochenmarkt in St. Tönis anzupassen. Das beunruhigt die MIT.
(emy) Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion Tönisvorst (MIT) zeigt sich beunruhigt über eine Verwaltungsvorlage zum Wochenmarkt in St. Tönis. Darin geht es darum, die Verkaufsstände neu anzuordnen, nachdem im Mai ein Rettungswagen auf dem Weg zu einem Einsatz zunächst nicht durchgekommen war. Die MIT zeigt sich entsetzt und mutmaßt gar, der Wochenmarkt solle kaputt gemacht werden.
In der Vorlage für die Sitzung des Ausschusses für Sicherheit, Ordnung und Verkehr am 10. Juni heißt es, dem Rettungswagen sei die Anfahrt zum Einsatzort durch einen Marktbeschicker mehr als erschwert worden. „Eine Situation die sicherheitstechnisch nicht haltbar ist und im Ernstfall tragische Konsequenzen nach sich ziehen kann.“ Um künftig derartige kritische Situationen zu vermeiden, sei es zwingend erforderlich, eine Neuordnung der Marktstände vorzunehmen.
Die Verwaltung wolle nun mit den Marktbeschickern in Kontakt treten und mit diesen „eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung“ finden. Vorrangiges Ziel werde es aber sein, den Rathausplatz bis auf maximal zwei bis drei Marktstände (je nach Größe) freizuhalten. Die weitere Verteilung der Marktstände müsse wie etwa bereits bei Stadtfesten auf der Hochstraße erfolgen.
Genau das erzürnt die MIT. „Was Jahrzehnte in Ordnung war, soll nun kaputt gemacht werden“, sagt der MIT-Kreisvorsitzende und Stadtratsmitglied Maik Giesen. Wenn nur noch zwei bis drei Stände auf dem Rathausplatz möglich seien, würden einige Marktbeschicker nicht mehr nach St. Tönis kommen, befürchtet die MIT. Das werde die Attraktivität des Marktes erheblich schwächen, was auch Auswirkungen auf die Einzelhändler habe, da der Donnerstagvormittag durch den Markt für sie eine umsatzstarke Zeit sei.
MIT-Vorsitzender Georg Körwer sagt: „Anstatt mit den betroffenen Standbetreibern in einen Dialog zu treten und beide Seiten (Rettungssanitäter und Marktstandbetreiber) zu hören, wird hier offenbar ein Marktbeschicker direkt angegangen.“ CDU-Ratsfrau und Ausschussmitglied Anke Dubberke befürchtet insbesondere eine erhebliche Beeinträchtigung für die ältere Bevölkerung, für die der Einkauf erschwert werde.
Laut Ralf Jeromin, Leiter der Abteilung Sicherheit und Ordnung, der die Vorlage geschrieben hat, habe er speziell den jetzt bemängelten Weg gewählt: „Erst die Politik informieren und dann zusammen mit allen Beteiligten nach einer Lösung suchen.“ Hätte er es andersherum gemacht, hätten sich wiederum einige Politiker außen vor gefühlt haben können, erläutert er.
Das Grundproblem bestehe darin, dass der St. Töniser Rathausplatz nicht allzu groß sei, berichtet Jeromin. Aktuell gebe es sieben bis acht Stände, die seit Jahren wöchentlich dort aufgebaut würden. Einst habe der betroffene Marktbeschicker ihm zugesichert, seinen Stand im Notfall in weniger als zehn Sekunden zurückbauen zu können. „Das habe ich so akzeptiert“, sagt Jeromin. Nun aber seien bei dem Einsatz aus Sekunden Minuten geworden. „Es war nicht lebensbedrohlich, hätte es aber sein können“, sagt der Abteilungsleiter. Das könne er als Verantwortlicher darum nicht weiter dulden, er räumt aber ein, dass er die Verwaltungsvorlage anders hätte formulieren können.
Jeromin betont: „Der Markt muss erhalten bleiben. Wir sind froh, dass wir ihn haben und wollen ihn nicht aus Gründen der Sicherheit kaputt machen.“ Er wolle offen und ohne vorgefertigte Pläne in die Gespräche gehen. „Das wird nicht einfach und auch nicht schnell gehen“, sagt er. „Da wird am Reißbrett etwas verschoben werden und in der Praxis getestet werden müssen.“ Aber einige Anwohner des Rathausplatzes seien eben auf dem zweiten Rettungsweg nur mit dem Leiterwagen der Feuerwehr erreichbar. Vor gut zwei Wochen gab es dazu eine Begehung mit Jens Griese, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Tönisvorst.
Eine Grundlage könne der mit „St. Tönis erleben“ definierte Plan für Feste sein, der Aufstellungsflächen auf Rathausplatz und Hochstraße enthalte, aber „das ist nicht in Stein gemeißelt“, sagt Jeromin. Der zusammenhängende Charakter des Marktes solle erhalten bleiben. Bis dahin werde er „in den sauren Apfel beißen“ und den Zustand weiter dulden. Am Donnerstag will er den Markt besuchen und mit Händlern sprechen.