Mordprozess: Die Stolperei geht weiter

Das Verfahren gegen die jungen Leute, die einen Rentner in St. Tönis getötet haben sollen, kommt nur schwer voran.

Mordprozess: Die Stolperei geht weiter
Foto: Archiv

Tönisvorst. Der Ton bleibt hart, bisweilen ruppig. Die Juristen haben offenkundig sehr viel mit sich selbst und noch mehr mit Verfahrensfragen zu tun. In der Sache kommt der Prozess gegen die fünf jungen Leute, die am 1. Oktober 2014 in St. Tönis an der Grenzstraße einen Rentner getötet und bestohlen haben sollen, nur schwer von der Stelle. Gestern hatte die Verhandlung noch nicht begonnen, da lag der nächste Befangenheitsantrag gegen die Richter vor. Ergebnis: Verschiebung wegen Beratung.

Nach einer guten halben Stunde ging’s weiter. Staatsanwältin Anna Stelmaszczyk konnte die Anklageschrift verlesen. Darin wird nochmals betont, wie brutal die Täter zu Werke gingen. Die Angeklagte Madonna R. soll den Elektroschocker bedient haben. Der Rentner starb schließlich an den schweren Verletzungen, die ihm zugefügt wurden. Unter anderem war ein Halswirbel gebrochen.

Gegen die Verlesung von Auszügen aus den polizeilichen Vernehmungen wehrten sich die Verteidiger. Die Aussagen seien nicht verwertbar, weil kein Anwalt beziehungsweise keine Erziehungsberechtigten anwesend gewesen sein sollen. Immerhin folgte auf diese Einlassung mal keine Pause, sondern die nicht sehr souverän wirkende Richterin verschob die Verlesung.

Dafür wurden die ersten Zeugen gehört. So der Mann aus der Nachbarschaft, der Erste Hilfe geleistet und den reglos am Boden liegenden Rentner reanimiert hatte. Er erklärte, er habe eine Gruppe junger Leute gesehen, als er nach Hause kam. „Das kam mir gleich verdächtig vor“, erklärte der Mann. Er arbeitet selbst als Assistent im Rettungswesen. Er wurde von Nachbarn gerufen. „Als ich eintraf, war mir sofort klar, dass es sich um einen Tatort handelte. Dennoch habe ich mich entschieden, ihn zu betreten.“ Er habe den Rentner rund fünf Minuten lang reanimiert, bevor der Rettungsdienst aus Willich eintraf. Die Wiederbelebung war zunächst erfolgreich, allerdings starb der Rentner wenig später.

Ein weiterer Zeuge hatte drei junge Leute weglaufen sehen, die aus dem Haus des Rentners kamen. „Ich hörte, wie jemand sagte: ’Schnell weg!’. Dann verschwanden sie um die Ecke und ich hörte, wie ein Auto wegfuhr. Weil am Wagen des Rentners der Kofferraum offen stand, dessen Haustür aber verschlossen war, sah er nach. Und entdeckte den 81-Jährigen am Boden liegend. Er rief bei Nachbarn um Hilfe. Bei der Aussage zeigt er sich überzeugt, drei Täter gesehen zu haben. Im Polizeiprotokoll soll er von vier Tätern gesprochen haben. „Nein, es waren drei“, erklärte der Mann. Wieso er denn das anderslautende Protokoll unterschrieben habe, wollte ein Verteidiger wissen. Das konnte sich der Mann nicht erklären. Möglicherweise habe er das Protokoll nicht gründlich gelesen.

Der Prozess wird fortgesetzt.