Nackte Tatsachen und nur ein wenig Regen
Zum Auftakt der Neersener Schlossfestspiele wurde „Ladies Night“ gespielt.
Willich. Extra leichte Kost zum diesjährigen Auftakt der Neersener Schlossfestspiele. Die Sozialkommödie „Ladies Night“ von den neuseeländischen Autoren Stephen Sinclair und Anthony Mccarken ist seit ihrer Entstehung im Jahre 1987 ein beispielloser Erfolg — sie wurde in viele Sprachen übersetzt und 1997 sogar verfilmt.
In Neersen war das Wetter am Samstagabend an der Dramaturgie beteiligt. Mehrfach kamen dunkle Wolken auf, es regnete aber nur einmal ganz kurz. Überwiegend in Herbstgarderobe erlebte das Premierenpublikum eine äußerst spritzige Inszenierung.
Im Mittelpunkt stehen junge Männer, im Leben nicht gerade vom Erfolg verwöhnt. Die bunte Mischung der Typen und Charaktere prägt die Inszenierung entscheidend.
Hartmut Scheyhing spielt einen intellektuell angehauchten Verlierer. Wolf-Guido Grasenick verkörpert einen jungen Türken — auf diese Weise kann ein interkultureller Dialog in Gang gesetzt werden.
Los geht es mit einem Paukenschlag: Die jungen Männer kommen nach einer Schlägerei aus einem Club und haben die verrückte Idee, als Stripper aufzutreten.
Im Laufe der dann folgenden zwei Stunden gab es am Samstag die eine oder andere Länge zu beklagen, aber vor allem das weibliche Publikum spendete immer wieder spontan Applaus, wenn Körper gezeigt wurden, die nicht unbedingt an professionelle Strip-Gruppen denken lassen.
Für frischen Wind sorgt die Fitnesstrainerin Glenda (Christina-Bettina Pfannkuch), die sich der wenig hoffnungsvollen Boygroup annimmt. Regisseur Martin Maier-Bode hat sozialkritische, gegenwartsbezogene Einsprengsel eingebaut, die der Inszenierung etwas Kabaretthaftes verleihen.
Zum Schluss stand fest: Ein nicht ganz überzeugendes Stück wurde durch ausgezeichnete Schauspieler doch noch zu einem Erlebnis. Es ist noch mehrere Male im Rahmen der Festspiele (www.festspiele-neersen.de) zu sehen.