Verschwendung beim Sparen?
Bei der Sanierung des Berufskollegs in Willich sind auch fast neue Fenster und eine Tür ausgetauscht worden.
Willich. Energiesanierung ist teuer. Richtig teuer. Das wissen nicht nur viele private Hausbesitzer, sondern auch die Verantwortlichen des Kreises Viersen, die seit geraumer Zeit das aus den 60er Jahren stammende Berufskolleg an der Schiefbahner Straße aufwändig sanieren lassen: Insgesamt 6,4 Millionen Euro kostet der Spaß — wobei sich einige Willicher mittlerweile fragen, ob es an der ein oder anderen Stelle nicht billiger gegangen wäre.
Im Blick haben sie dabei die ehemalige Hausmeisterwohnung des Komplexes. Die war vor vier Jahren an die Kreisvolkshochschule untervermietet worden. In diesem Zuge wurden die etwa 40 Quadratmeter großen Räume auch saniert.
Sechs neue Fenster und eine Tür wurden eingebaut, die Fußböden ausgetauscht, einige Wände versetzt und anschließend gestrichen. Alles war sehr hübsch geworden und die VHS-Mitarbeiter und -Nutzer waren zufrieden.
Die Verantwortlichen beim Kreis Viersen waren es offenbar nicht. Denn im Zuge der laufenden Sanierung des Berufskollegs nahmen sie auch die ehemalige Hausmeisterwohnung nochmals unter die Lupe. Resultat: Die sechs Fenster wurden abermals ausgetauscht, ebenso die besagte Tür.
„Da wird doch das Geld aus den neuen Fenstern geworfen“, ärgert sich ein Anwohner. Er habe einen Bauarbeiter darauf angesprochen, doch der habe nur gleichgültig mit den Schultern gezuckt und erklärt: „Das Geld kommt doch aus Berlin.“
Das stimmt: 3,33 Millionen Euro der Sanierungskosten stammen aus dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung und sind für den Bildungsbereich gedacht. Sieht der Kreis Viersen also keine Notwendigkeit, aufs Sparen zu achten, wenn es nicht ums eigene Geld geht? Axel Küppers, Pressesprecher der Kreisverwaltung, widerspricht.
Der abermalige Austausch, so erklärt der Journalist nach zweimaliger Rücksprache mit der Fachabteilung, sei bautechnisch notwendig gewesen, da die komplette Fassade des Gebäudes 25 Zentimeter dick gedämmt worden sei.
„Fenster und Tür mussten deshalb bündig gemacht werden. Nur so macht das energetisch einen Sinn“, betont er. Von einer überflüssigen Doppelsanierung könne keine Rede sein, sagt Küppers.