Narren in Anrath: Vom Nordpol bis nach Ägypten
36 Fußgruppen und Wagen sorgten bei mehr als 10 000 Narren für Begeisterung. Doch es gab auch Ärger.
Anrath. Kaum waren die Narren an der Fadheider Straße losgezogen, gab es schon den ersten Stopp: Unmittelbar an der Kirche mussten Betrunkene vom Notarzt versorgt werden, Fußgruppen und Wagen des 45. Tulpensonntagszuges legten deshalb eine unfreiwillige Pause ein.
Sieht man von der Sauferei mal ab (siehe Artikel unten), herrschten optimale Bedingungen für einige unbeschwerte Stunden: Das Wetter war schön, mehr als 10 000 Jecke standen am Straßenrand, feierten, bützten oder schunkelten mit. Insgesamt waren es 36 Fußgruppen, Motivwagen und Kapellen — zählt man den letzten Kehrwagen der Gemeinschaftsbetriebe dazu, der die Straßen wieder sauber und passierbar machte.
Die Freundeskreise, Kegel- und Klönclubs hatten sich eine Menge ausgedacht. Sie kamen nicht nur aus Anrath: so gab es bei der Nordpol & Co. KG einen Mix aus Vorster, Anrather oder Süchtelner Narren. Sogar aus Stuttgart waren als Eisbären die Geschwister Gabriela (18) und Daniela (25) mit von der Partie.
Gefroren wurde nicht. Die Temperaturen waren optimal, erreichten garantiert bei dem einen oder anderen gefühlte 30 Grad — den Narren-Bazillus mit eingerechnet.
Weiße Hosen, lange Haare, knallbuntes Outfit: Auch die den Zug einmal mehr veranstaltenden „Aach Blenge“ waren als Hippies unterwegs. Und „Aach Blenge“-Vorsitzender Frank Klingen meinte kurz vor dem pünktlichen Startschuss: „Wir haben alles bestens geplant, es ist angerichtet.“
Drei Kapellen sorgten für die optimale Einstimmung. Gut drauf waren die Akteure alle: Die Willicher KG Edelweiß, die in diesem Jahr ihr hundertjähriges Bestehen feiert, grüßte aus ihrem Prunkwagen das närrische Volk. Stark war ferner der Motivwagen des Viktoria-Fußballer: Als Ägypter und Archäologen verkleidet, erinnerten sie an die Ausgrabungen und Straßenbauarbeiten in Anrath. Indes kümmerten sich die Torfmöps aus Schiefbahn um die Kulturhalle. Die Halle schien auf ihrem Gefährt fast unterzugehen. In Anspielung auf die vielen Auflagen in dem Veranstaltungssaal.
Für weitere gute Laune sorgten hübsch ausstaffierte gelb-blaue Minions oder einige Superhelden in der „Gerechtigkeitsliga von Clörath und Umgebung“. Mittendrin waren erneut die Katholische Landjugend, diesmal als Piloten, Saunafreunde als jeckes Bodenpersonal in der „Anrath Airlines“ oder die Historischen Zehn mit ihrem Wahlspruch: „Wer trecke emmer to Foot“.