Neersen: WM verdirbt Halbzeit-Bilanz
Bisher liegen die Besucherzahlen bei den Festspielen in Neersen unter den Erwartungen.
Neersen. Am Freitag ist "Bergfest". Die erste "Halbzeit" der Schlossfestspiele Neersen 2010 ist dann schon vorbei. Doch gibt es Grund zum Feiern? Die WZ hat bei Festspiel-Geschäftsführerin Doris Thiel nachgefragt, wie zufrieden sie mit dem bisherigen Verlauf der Spielzeit ist.
"Der Vorverkauf hat seit Anfang Juli stark zugenommen. Einen richtigen Schub gab es nochmals mit dem Ende der Fußball-WM", berichtet Thiel. Denn zuvor habe vor allem der gute Erfolg von Jogis Jungs in Südafrika der Freilichtbühne in Neersen schwer zu schaffen gemacht. Die Nachfrage lief zu dieser Zeit schleppend, manche Kunden wollten lange vorbestellten Tickets sogar zurückgeben, wenn ihr Theaterabend mit einem wichtigen Spiel kollidierte.
Aus Sicht der Theatermacher wäre ein Vorrunden-Aus des deutschen Teams offenkundig besser gewesen. Aber auch sonst läuft nicht alles rund: "Der Gott des Gemetzels" hat zwar wunderbare Kritiken bekommen, wird vom Publikum aber nicht in diesem Maße nachgefragt.
Auch das Experiment, das Stück "Der kleine Lord" teilweise um 19.30 Uhr als Familienstück zu spielen, ist nicht wie erwartet gelungen: Die Tribünen-Auslastung liegt im Moment bei 68 Prozent - 90 Prozent sind in guten Jahren ohne weiteres zu erreichen. Im Vorjahr kam der "Hotzenplotz" auf 83 Prozent.
Am Sonntag zumindest ist der "Lord" ausverkauft, dann wird auch der 10.000. Besucher erwartet - und nach der Aufführung gibt es ein Kinderfest im Park. Insgesamt sind in dieser Spielzeit bisher knapp 14.000 Tickets verkauft und reserviert worden. "Das lässt sich nach wie vor nicht mit dem Vorjahr vergleichen. Mit dem Verkauf bin ich nicht zufrieden", sagt Doris Thiel. Sie hofft jetzt, bis zum Ende der Spielzeit auf über 18.000 Besucher zu kommen - 2009 waren es noch 21.621.
"Ich bin von den Produktionen überzeugt, künstlerisch ist alles sehr gut", betont Thiel und verweist auf die Pressekritiken, aber auch auf entsprechende Äußerungen der Besucher. Sie sei deshalb überzeugt, dass bis zum Ende der Spielzeit am 22. August noch viele Besucher kommen - gutes Wetter vorausgesetzt.
"Der Raub der Sabinerinnen" sei ja gerade erst angelaufen und werde schon sehr gut nachgefragt. Und auch viele Studio-Produktionen ("Frédéric Chopin und George Sand"; "Ich liebe Dich") sowie die Opern- und Operettengala und das Figurentheater sind teilweise ausverkauft.
Was Doris Thiel außerdem freut: Der gute Ruf der Inszenierungen in Neersen habe sich über das Stammland der Festspiele hinaus herum gesprochen. "Mittlerweile kommen die Besucher auch weit über den Niederrhein hinaus nach Neersen."