Neue Leiterin: Bekenntnis zum Frauenvollzug
Die neue Leiterin des Gefängnisses wurde ins Amt eingeführt. Sie ist Psychologin.
Anrath. Ein erneutes Bekenntnis zum besonderen Strafvollzug für Frauen. Das ist die feierliche Amtseinführung von Ulrike Böhm als Leiterin der Justizvollzugsanstalt Willich II für Frauen. Da sind nicht nur alle Leiter der nordrhein-westfälischen Haftanstalten anwesend, sondern sogar Justizminister Thomas Kutschaty gibt sich die Ehre und begrüßt Böhm, die bereits seit September 2011 im Amt ist.
Bereits mit ihrer Einstellung hatte das Bangen der Mitarbeiter der JVA in Anrath ein Ende. Seit dem Weggang von Renate Gaddum im November 2009, wenige Monate nach dem Bezug des Gefängnisneubaus, fürchteten sie, dass sie nicht eigenständig bleiben würden, sondern als Unterabteilung des benachbarten Männergefängnisses (JVA Willich I) organisiert werden, wie der Personalratsvorsitzende Stefan Hoster in seiner Begrüßung deutlich machte. Beide Anstalten sind von einer gemeinsamen Mauer umgeben und nutzen die gleiche Außenpforte.
Für dieses Bekenntnis zur Eigenständigkeit bedankt sich auch Ulrike Böhm beim Minister. Der hatte in seiner Ansprache verdeutlicht, dass man in einer gesonderten Anstalt für Frauen (der einzigen in ganz NRW, eine von sechs in Deutschland) ihren Bedürfnissen Rechnung tragen könne, um ihre Chancen auf Wiedereingliederung in die Gesellschaft nach Verbüßung der Haft zu verbessern.
Sie seien wenig gewalttätig weswegen die Sicherheitsanforderungen im Frauenvollzug nicht so hoch und Lockerungen eher angebracht seien. Ihre Rückfallquoten seien niedriger, aber sie empfänden mehr Schuld und Scham als Männer.
„Viele von ihnen sind drogenabhängig“, sagt Kutschaty, „viele von ihnen wurden als Kind missbraucht und sind psychisch krank.“ Insofern sei die Besetzung der Stelle mit der Psychologin Ulrike Böhm folgerichtig. Sie hat im Laufe ihrer Karriere in den JVA Siegburg, Köln, Bielefeld Brackwede im psychologischen Dienst gearbeitet.
Wann das Männerhaus einen Neubau bekommt, der den Erfordernissen des modernen Strafvollzugs entspricht, konnte der Minister auf Nachfrage der WZ nicht sagen.