Neue Schule vor dem Start
Die Verantwortlichen in Tönisvorst sind gespannt, wie die Anmeldezahlen ausfallen.
Tönisvorst. Noch 19 Tage, dann ist so ‘was wie Weihnachten für Harald Schramm: der erste Anmeldetermin für die neue Sekundarschule in Tönisvorst. Schramm, Gründungsbeauftragter bei der Stadtverwaltung, macht keinen Hehl: „Ich bin nervös.“
Auch Bürgermeister Thomas Goßen spürt eine besondere Stimmung. „Bald geschieht etwas zukunftsprägendes“, sagt er über die Sekundarschule, die er und Schramm gern die „kleine Schwester der Gesamtschule“ nennen.
Anfang Februar stellen die Eltern die Weichen: 75 Anmeldungen sind für die Gründung der neuen Schule, die die Haupt- und Realschule ablöst, nötig. „Dreizügig zu starten, wäre okay“, sagt Schramm, „Vierzügigkeit wäre mir lieber.“ Das sieht Ansgar Strerath genauso. Er bildet mit Ulrike Höttges das Anmeldeteam.
In einer „Toni-Post“, einem vor einigen Tagen verteilten Schreiben an alle Eltern der 295 Viertklässler in Vorst und St. Tönis, hat Goßen „Klartext“ geredet und Behauptungen, ein Kind sei an einer Sekundarschule nur Versuchskaninchen, sie habe kein Konzept und es gebe noch keine Lehrer, „offensiv“ zurückgewiesen: „An einer Sekundarschule wird nach klaren Vorgaben unterrichtet. Das Konzept wurde in Zusammenarbeit mit vielen Lehrern der weiterführenden Schulen, Grundschulen und Eltern erarbeitet.“ Alle Abschlüsse seien möglich.
Erste Bewerbungen von Lehrerkollegen, die ebenso wie er überzeugt von der Sekundarschule seien, lägen bereits vor, betont Ansgar Strerath. Goßen, Schramm und er weisen auf die Vorteile der neuen Schulform hin: „Wir werden komfortabel ausgestattet. Personell im Ganztagsbetrieb mit 20 Prozent Lehrerstellen-Zuschlag. Die Klassen sind kleiner. Der Richtwert liegt bei 25 statt 28 Kindern pro Klasse. Und wir gehen offensiv die Inklusion an.“
Alle Lehrerstellen würden besetzt, sagt Goßen, der sich in anderen Gründungs-Stätten erkundigt hat. Man könne in den Hauptfächern anfangs sogar mit zwei Lehrkräften in der Klasse arbeiten, kündigt Strerath an. Er bekennt, dass er sich über die Aussage eines Vaters auf einem Elternabend geärgert habe, als dieser ankündigte, mit einer Anmeldung warten zu wollen. Das sei, sagt auch Goßen, „der falsche Weg“: Wird nämlich die erforderliche Anmeldezahl von 75 Kindern nicht erreicht, könnte die Bezirksregierung ein Anmeldeverfahren für die Realschule anordnen.
Goßen: „Die Realschule würde an die Stelle der Sekundarschule treten müssen, ohne die zusätzlichen Förderungen zu erhalten.“ Dann würden dieselben Schüler in Tönisvorst unter schlechteren Voraussetzungen beschult, sagt Goßen, der sofort betont: „Das ist keine Kritik an der Realschule.“
Um eine Hauptschule zu besuchen, müssen Kinder in die Nachbarstädte fahren. Auch aus der Umgebung werden interessierte Signale gesendet: Eltern aus Forstwald, Kampen oder Grefrath haben bei Schramm Informationen eingeholt. Wie viele ihr Ja zur Sekundarschule folgen lassen, erfährt Schramm bald. Er muss noch 19 Tage warten.