Noch ist nicht alles vorbei
Von leckeren Herzen und jecken Gegebenheiten berichtet heute der närrische Flüsterer.
Willich/Tönisvorst. Ja, liebe Freundinnen und Freunde - am Mittwoch ist schon wieder Aschermittwoch und jetzt kommt die Überraschung: Es ist nicht alles vorbei mit der Narretei. Die jecke Zeit geht in die Verlängerung. Es ist Wahlkampf, geradezu eine Garantie, dass die Verrückheiten fortgesetzt werden. Versprochen! Aber auch in der jüngsten Vergangenheit gab’s jede Menge Närrisches. Der Stadtflüsterer greift zur Flüstertüte und flüstert, was ihm in der Endphase der Session so zu Ohren gekommen ist. Herr Kapellmeister — Einmarsch!
Leicht verrückt und deswegen nicht immer zurechnungsfähig - das ist der normale Geisteszustand von Menschen, wenn sie verliebt sind. Und das will und muss kanalisiert werden spätestens dann, wenn die Hochzeit ansteht. Was dann zu tun ist, das konnte man vorletzten Sonntag bei der Hochzeitsmesse im Classhof erleben. Besonders auffällig: Das riesengroße Erdbeerherz der Bäckerei Greis. Hmmmmmmm, das sah schon so lecker aus, dass man direkt zulangen wollte. Wie heißt es in dem Song der Höhner: „Schenk mir Dein Herz. . .“
„Glauben Sie mir, ich komme in der Fußgängerzone nicht schnell voran, weil mich viele Leute kennen und ansprechen“, sagt Dieter Hackstein vom Tönisvorster Karnevals Komitee. Das ist aber noch gar nichts: Wenn der Mann mit Bauer Harald Gengnagel aus dem Tönisvorster Dreigestirn unterwegs ist, ist an Vorwärtskommen nicht mehr zu denken. „Wir müssen dann ungefähr jeden Meter stehen bleiben“, sagt Hackstein. Tataaaa!
„Die leben doch hinter dem Mond.“ Christian Beckers aus St. Tönis ist ziemlich sicher, dass die Verantwortlichen für den Radweg zwischen Oberbenrad und Krefeld ziemlich närrisch drauf sind. Und das schon sehr lange. „Jetzt haben die den Weg schon wieder mit Lehm geflickt. Das hat man vor 50 Jahren so gemacht. Da müssen Sie mit dem Rad mal drüber fahren“, schlug er dem Stadtflüsterer vor. Der schwang sich auf seinen Drahtesel und klagt seither über Symptome, die einem Leistenbruch ähneln. Über die Bemerkung „Du siehst ziemlich geknickt aus, kann er überhaupt nicht lachen.“
Von irgendwelchen Unebenheiten in Radwegen lässt sich der Willicher Bürgermeister Josef Heyes nicht abhalten, wenn er mit dem Rad weg ist. Was schon immer so war. Heyes erinnert sich unter anderem an die Strecke von Schiefbahn zur Feuerwache nach Clörath. Aber angesichts lockender Bierchen sei dieses Verkehrsmittel für ihn — benutzen wir ruhig dieses anrüchige Kanzlerinnen-Wort — alternativlos. Jaja, um jetzt die Meckerer zufrieden zu stellen: Wenn er zuviel hat, fährt er auch nicht mehr mit dem Rad. Herr Kapellmeister — Klatschmarsch.
Nächstes Thema: die benachbarte Samt- und Seidenstadt und ihre Baustellen. Da wuchert der Ostwall so langsam zu, während die Stadtplaner vermutlich auf jede hundert Meter Stau in ein „Krefeld - Helau“ ausbrechen. Zusätzlich löst die Situation an der St. Töniser Straße mit dem ehemaligen Horten-Kaufhaus, dem Volksbank-Neubau und den vielen Wanderbaustellen wegen klappriger Straßenbahnschienen auch Begeisterungsstürme aus. Dem Stadtflüsterer fällt ein Zitat der „Pappköpp“ ein: Krefeld — Stadt wie Schutt und Asche.
Das klingt so richtig verrückt. Das hat närrische Qualitäten. Wenn Eltern ein Kind bekommen haben, müssen sie bei der Kindergeldstelle (sitzt in Krefeld bei der Arbeitsagentur) einen Antrag auf Kindergeld stellen. Wie, glauben Sie, stellt man sicher, dass so etwas ankommt? Es direkt dort einwerfen, persönlich abgeben oder per Einschreiben schicken, wollen Sie jetzt bestimmt sagen. Womit Sie bei den unsichersten Methoden angekommen sind.
So stellen sie nur sicher, dass der Antrag dort im Gebäude ist, die Sachbearbeitung bekommt ihn - scheint’s - nicht zu sehen. So erging es einer jungen Frau aus Schiefbahn, die doch nur gerne das ihr zustehende Geld bekommen hätte. Sie schickte den Antrag per Einschreiben mit Rückschein. Den bekam sie auch. Der Sachbearbeiter dementierte dennoch hartnäckig, diesen Antrag jemals gesehen zu haben. Das hatte er auch schon getan, als er eine erste Version des Antrags nie gesehen hatte. Die war nicht per Einschreiben an ihn gegangen. Auch dazu fällt dem Flüsterer ein Karnevalshit ein: „Wer soll das bezahlen?“
Das ist schon eine Sauerei, findet Erika Fischer aus Vorst, mit Blick auf die Radwege, auf denen immer wieder Glas liegt - Überreste der vergangenen Session, glaubt die Senioren. Noch in der vorletzten Woche hatte sie mit ihrem E-Bike einen Platten. Was also tun? Ein Glasverbot für die Karnevalszüge könnte helfen, davon ist Frau Fischer überzeugt. Das glaubt der Flüsterer auch und stimmt das schöne Lied an: „Jetzt trink’ ma noch a Tetrapak Wein.“
Jetzt wird’s Zeit, Geburtstag zu feiern und dazu auf die auslaufende Session noch ein kräftiges „St. Tönis - klappertüüüt“ auszubringen. Marlies Beckers hat in ihrer Gaststätte an der Gelderner Straße mit vielen Stammgästen und Familienmitgliedern ihren 75. Geburtstag gefeiert. Seit über 50 Jahren steht sie hinter der Theke ihrer Gaststätte und hat es sich auch an ihrem Geburtstag nicht nehmen lassen, für ihre Gäste da zu sein. In der bunt geschmückten Kneipe war reges Treiben, wie auch schon einige Tage vorher beim traditionellen Karnevalsnachmittag der Gemeinschaft Gelderner Straße. Auch an den tollen Tagen wurde auf den 75. Geburtstag nochmal angestoßen.
Der Tulpensonntagszug in St. Tönis war wieder prächtig, das Wetter weckte schon richtig Frühlingsgefühle. Irritierend nur, dass immer noch die Weihnachtsbeleuchtung über der Straße hängt. Und die war sogar eingeschaltet. Was sagen wir dazu: Tätä, täta, täta!
Et wödd werr platt jekallt - Freunde der Anrather Mundart sollten ihr TV-Gerät lautstellen. Am kommenden Montag, 10. März, müssen wieder Dialektbegriffe geraten werden — das geschieht in der Sendung ARD-Büffet. Und weil beide Riesen-Fans dieser Geschichte sind, machen sowohl Friedel Kluth als auch Frieder Nöhles auf diese Sendung aufmerksam.
So ganz ohne Korrektur kommt auch das karnevalistische Stadtgeflüster nicht aus. Da hatte die WZ doch am Samstag vor einer Woche behauptet, Dr. Erich Tizek, Noch-Chefarzt der Inneren Abteilung im Tönisvorster Krankenhaus, könne jetzt in seinem Vorruhestand sein Golf-Handicap verbessern. Was so nicht stimmt. Der Mann könnte an seiner Rückhand arbeiten oder seinen Vorhand-Topspin verbessern, er spielt nämlich Tennis, das Golf-Racket hat er nie ernsthaft geschwungen. Womit wir am Ende wären: Herr Kapellmeister: Ausmarsch!