Tönisvorst Nur im Sport ist die Rivalität geblieben

Tönisvorst. · Zeitzeugen berichteten über den Zusammenschluss von St. Tönis und Vorst.

Machten bei der CDU-Veranstaltung „Zeugen der Zeit“ mit (v.l.): Heinrich Thelen, Albert Schwarz, Michael Landskron, Mathias Funken, Thomas Goßen und Reinhard Maly.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

Prominent besetzt ist das Rednerpult bei der Veranstaltung „Zeugen der Zeit“, zu der die Senioren-Union und die Junge Union eingeladen haben. Neben dem aktuellen Bürgermeister Thomas Goßen sitzen sein Vorgänger Albert Schwarz, der ehemalige Vorsitzende der CDU-Fraktion Mathias Funken, der ehemalige Schulleiter und langjährige Heimatbundvorsitzende Heinrich Thelen sowie Michael Landskron, Vorsitzender der Jungen Union, und Reinhard Maly, Vorsitzender der Senioren-Union.

Etwa 15 Besucher sind gekommen, um zu hören, wie das damals war, als Vorst und St. Tönis zu Tönisvorst wurden. Dass der Zusammenschluss keine Liebeshochzeit, sondern eine reine Vernunftehe war, daran lässt Mathias Funken keinen Zweifel. „Eigentlich passten die beiden Orte nicht zusammen“, sagt der 90-Jährige, „St. Tönis war damals nichts, worauf man stolz sein konnte. Hier lebte, wer sich Krefeld nicht leisten konnte.“ Vorst hingegen sei ein reiches und hochherrschaftliches Bauerndorf gewesen.

Als es aber hieß, St. Tönis werde Krefeld zugeschlagen und Vorst komme zu Kempen, da verbrüderten sich die beiden kleinen Dörfer zur Gemeinde Tönisvorst. „Und diese Zweckgemeinschaft hat vom ersten Tag an ausgezeichnet geklappt und ist bei heute ein Erfolgsmodell“, sagt Funken, der damals im ersten Tönisvorster Gemeinderat saß.

Thelen, zunächst Lehrer und später Leiter der Hauptschule Kirchenfeld, weiß dagegen zu berichten, dass bei Elternsprechtagen die Vorster Eltern auf der einen Seite und die St. Töniser Eltern auf der anderen Seite saßen. „Und wenn wir im Sportunterricht Fußball spielten, hatte ich sofort zwei Mannschaften, ohne dass gewählt werden musste: St. Tönis gegen Vorst.“ Während die Rivalität der beiden Stadtteile heute im Alltag nur noch Nostalgie sei, habe sie sich im Sport gehalten.

Albert Schwarz ist als ehemaliger Bürgermeister stolz darauf, dass die Verbindung zwischen Vorst und St. Tönis friedlich vonstatten gegangen sei, weil man viel Rücksicht aufeinander genommen habe. Auf beiden Seiten habe man Federn lassen müssen, weil es zum Beispiel nicht zwei Krankenhäuser geben konnte. „Letztlich hat der Zusammenschluss aber die Entwicklung beider Stadtteile positiv vorangetrieben“, resümiert Schwarz.

1979 bekam die Gemeinde Tönisvorst übrigens die Stadtrechte. Heute ist Tönisvorst mit rund 30 000 Einwohnern die kleinste von fünf Städten im Kreis Viersen.