Nachwuchstalent im Pferde-Fahr-Sport Pia und Pepper – ein gutes Gespann

Tönisvorst/Krefeld · Die Zwölfjährige, deren Eltern Schröter Bürobedarf in St. Tönis und einen Fahr-Stall in Krefeld führen, trainiert mit Pony und Kutsche.

Die zwölfjährige Pia Schleicher liebkost ihren Champion Pepper.

Foto: Kai Schleicher

Pia ist erst zwölf Jahre alt und hat schon die Zügel in der Hand. Mit Seargent Pepper vorne und ihrer Mutter Kai als Beifahrerin im Rücken ist sie Mitte Juli meisterlich durchs Turnier in München-Riem kutschiert. Dressur, Geländeprüfung, Hindernisfahren – drei Aufgaben der M-Prüfung ergaben für Pia in der Endabrechnung die meisten Punkte.

Tagesform, Talent, Trainingsfleiß und die Teameinheit Mensch/Pony brachten ihr den Titel der Deutschen Jugendmeisterschaft in der Disziplin Kutsche ein.

Für die sportbegeisterte Familie Schleicher, die in Tönisvorst den Betrieb Schröter Bürobedarf und EDV-Zubehör und am Wohnort Krefeld-Inrath einen eigenen Reitstall führt, ist es pure Freude. Und Ansporn, den Sport, den sie so lieben, für den sie viele Kilometer auf sich nehmen, mehr in die Öffentlichkeit zu tragen.

Im Pony- und Fahrstall Schleicher an der Widderschen Straße stehen zehn „Einstaller“, betagte, dem Rennen entwachsene ehemalige Sportpferde, die „gehegt und gepflegt werden“, und vier eigene Ponys: Erlein (9 Jahre), Chip Chap Coconut, kurz Caspar genannt (10), Cilena (19) und schließlich Pony Seargant Pepper, der 17-jährige Champion.

Kai Schleicher, geborene Schröter, ist von Kindesbeinen an geritten. „Seit ich acht war.“ Doch dann wurde sie herzkrank. Das Reiten war tabu. Da war sie 29. „Es war der sofortige Schnitt.“ Sicher eine schwere Zeit. Doch dann folgte der Einstieg in den Fahrsport, die Faszination und die Erkenntnis, um wie viel schöner die Atmosphäre bei Turnieren ist, die Gemeinschaft in dieser Szene, bei der die Fahrer sich kennen und bei Erfolgen anderer mitfreuen. Kai Schleicher wurde „Groom“, Beifahrerin hinten in der Kutsche, übernahm dann selbst die Zügel, mit Ehemann Andreas als ihrem Groom. Heute kümmert sich die Krefelderin um die Nachwuchsfahrer im Rheinland. Ihre Tochter Pia gehört bereits seit zwei Jahren zum Bundeskader. Pias Zwillingsschwester Alea ist Reiterin, hilft, die Ponys konditionell fit zu halten. Ihr Bruder Moritz ist ebenfalls Sportler. Er spielt aber Eishockey.

 Pepper ist im vierten Jahr bei der Familie. Er und Pia funktionierten von Anfang an als ein besonderes Zweiergespann: „Seine Ohren sind immer hinten bei mir“, sagt Pia. Beispielsweise beim Kegelfahren, wenn sie mit ihm im Parcours nur zehn Zentimeter Platz zu beiden Seiten hat und Bälle auf den Kegeln nicht durch Berührung abfallen dürfen. Sie hat vom Kutschbock aus 100 Prozent Vertrauen nach vorne zum Pony und nach hinten zur Mutter. Die hat mit Gewichts- und Positionsverlagerung während der Fahrt dafür zu sorgen, dass die Kutsche in der Fahrprüfung nicht kippt. Pia sitzt auf ihrer höhenverstellbaren, 160 Kilogramm schweren Kutsche auf dem Mittelsitz.

Auf Schnelligkeit legen Pia und Kai Schleicher ihren Fahrsport nicht an. „Wir versuchen in der Dressur wenig Punkte liegen zu lassen.“ Ein Video zeigt, wie souverän Pia fährt, ein unaufgeregter, unaufdringlicher Stil. Eine konditionelle und konstitutionelle Überforderung ihrer Tiere lehnen die Schleichers ab. Eher werde ein Start angesagt.

Die Fahrsport-Saison im Freien dauert von April bis Oktober, „Hallen-Cups machen wir nicht.“ In den Wintermonaten werden Fahren, Ver- und Abladen, An- und Ausspannen eingeübt. „Dann wird es für die Tiere zur Routine.“

Pias sportliches Vorbild ist Katja Berlage aus Nettetal, die WM-Erfahrung hat. Ihr eigenes sportliches Ziel ist die Teilnahme an der Europameisterschaft. Die Zwölfjährige besucht die Gesamtschule Uerdingen. Ihre Freundinnen wissen, welchen Sport sie so erfolgreich betreibt. „Ansonsten spreche ich nicht viel darüber.“ Das wird sich ändern. Nach dem Titel der Deutschen Jugendmeisterschaft ist die Kutschfahrt ins mediale Interesse gerückt. Auch der WDR will auf den Hof kommen.