Ambulatorium Große Sorge um die ärztliche Versorgung der Willicher
Willich · Der bevorstehende Abriss des Hospitals bringt die Idee „Ambulatorium“ zurück. In Willich gibt es zu wenig Hausärzte. Die Stadt klagt über explodierende Kosten für den Rettungsdienst.
Der unmittelbar bevorstehende Abriss des Katharinen-Hospitals hat ein Projekt wieder in den Blickpunkt gerückt, das eigentlich schon beerdigt zu sein schien: das sogenannte Ambulatorium. Dieses Ärztezentrum mit einigen Notfall-Betten sollte als eine Art Mini-Krankenhaus die ärztliche 24-Stunden-Versorgung der Willicher sicherstellen. An der Anrather Straße stand schon ein Grundstück bereit, es gab einen Investor, erste Verträge waren unterschrieben – doch dann scheiterte das Ganze Anfang 2018 am mangelnden Interesse der Ärzteschaft.
CDU-Chef Pakusch sieht
Bedarf für ein Ambulatorium
Zum wiederholten Mal hat sich jetzt der CDU-Vorsitzende Christian Pakusch zu dem Thema zu Wort gemeldet. „Die Frage nach einer Notfallversorgung für die Abendstunden und am Wochenende ist seit der Schließung des Katharinen-Hospitals im Jahr 2014 offen“, sagt er. Für ein Ambulatorium gebe es nach wie vor Bedarf. Das hätten jüngst auch die explodierenden Kosten für den Rettungsdienst gezeigt.
Die Stadt Willich war auf den Kosten für sogenannte Fehlfahrten des Rettungsdienstes und des Notarztes sitzen geblieben – und die Zahl dieser Fehlfahrten hatte seit der Krankenhaus-Schließung massiv zugenommen. Zumal 2015 die ärztliche Notfallpraxis in Viersen außerhalb der üblichen Sprechstunden auch die Versorgung der Willicher übernommen hat. Den Bürgern ist die Fahrt in die Kreisstadt aber offenbar zu weit, weshalb oft die 112 angerufen wurde.
„Da wurde schon wegen eines eingewachsenen Zehennagels der Rettungsdienst alarmiert“, sagt Bürgermeister Josef Heyes verärgert. Die Krankenkassen haben sich geweigert, für solche Fahrten die Kosten zu übernehmen. Der Stadtrat hat deshalb jüngst beschließen müssen, die Gebühren für die Einsätze der Rettungswache zu erhöhen. Auch musste 2018 eine Nachzahlung über 300 000 Euro geleistet werden. In den Jahren 2014 bis 2016 hatte der Rettungsdienst noch Überschüsse in Höhe von 524 000 Euro erzielt, 2017 gab es ein Minus von 147 000 Euro.
Gespräch mit der KV in
Düsseldorf hat stattgefunden
„Es ist Druck auf die Kassenärztliche Vereinigung notwendig, dann können in Willich auch mehr Ärzte angesiedelt werden“, sagt Christian Pakusch. Am besten in Form eines Ambulatoriums. Er selbst hatte kürzlich an einem Gespräch mit der KV in Düsseldorf teilgenommen, das auf Anregung des Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer (CDU) zustande gekommen war. Teilnehmer waren die drei Bürgermeister aus Brüggen, Schwalmtal und Niederkrüchten, da es um die ärztliche Versorgung im Westkreis ging. Dabei habe man aber auch erfahren, dass der Willicher Versorgungsgrad mit Hausärzten schlechter als der Kreisdurchschnitt und sogar deutlich schlechter als der in Kempen sei, so Pakusch. Es gebe in der Stadt fünf offene Niederlassungsmöglichkeiten. Außerdem liege die Zahl der Willicher Ärzte in der Altersgruppe 60plus relativ hoch.
„Die Stadt muss aktiver werden“, folgert Pakusch daraus. Sein Eindruck im Gespräch sei gewesen, dass die Kassenärztliche Vereinigung durchaus „bemüht“ sei. Ähnlich wie jüngst in Tönisvorst müsse es auch in Willich ein Gespräch mit Vertretern der KV gegen.
Wie sensibel die Bürger auf dieses Thema reagieren, hatte jüngst die SPD erfahren müssen: Sie hatte Anfang Juni in ihrer Fraktionssitzung beschlossen, dass es für das Katharinen-Hospital eine Gedenktafel geben soll, da dieses „nach Abriss als eines der wichtigsten Gebäude im kollektiven Gedächtnis ganzer Willicher Generationen bleiben“ werde. Als dieser Vorschlag in den Sozialen Netzwerken landete, handelte sich die Partei viel Häme und Kritik nach dem Motto „Haben wir sonst keine Probleme?“ ein.
Eine E-Mail der WZ an Parteichef Lukas Maaßen mit der Frage, ob die SPD Ideen oder Pläne für ein Ambulatorium oder eine ähnliche Einrichtung hat, blieb bis zum Redaktionsschluss am Dienstagabend unbeantwortet.