NRW Radio in Tönisvorster Mundart

Tönisvorst · Viele Menschen verstehen heute kein Platt mehr – und sprechen können es noch weniger. Dagegen wollen der Heimatbund St. Tönis und der Heimatverein Vorst etwas tun: Die Reihe „En Mönke voll Platt“ startet am 31. August.

 Michael Franken (v.l.) von „studiotv“, Peter Steppen und Ulli Triebels vom Heimatbund St.Tönis, Christa Bürgers, Thomas Wenders und Heinz Josef Köhler vom Heimatverein Vorst im Aufnahmestudio.

Michael Franken (v.l.) von „studiotv“, Peter Steppen und Ulli Triebels vom Heimatbund St.Tönis, Christa Bürgers, Thomas Wenders und Heinz Josef Köhler vom Heimatverein Vorst im Aufnahmestudio.

Foto: Astrid Franken

Die regionale Mundart stirbt immer mehr aus. In ihrem Kampf, sie zu erhalten, stehen die örtlichen Heimatvereine oft auf verlorenem Posten. Dem wollen die Verantwortlichen nun mit einer eigenen Radiosendung entgegentreten. „Wir wollen eine Sendung machen, bei der wir einerseits Eigenheiten der Region präsentieren, andererseits aber auch einfach St. Töniser und Vorster Platt ein Stück weit aufbewahren“, sagt Initiator Michael Franken. Er macht seit Jahren Bürgerradio und hat auch den „Radioführerschein NRW“. „Es ist wichtig, dass Bürgerradio auch in einer gewissen Qualität erzeugt wird. Dafür will und werde ich sorgen“, sagt er.

Für die Inhalte der Sendungen aber zeichnen vor allem die Heimatvereine, der Heimatbund St. Tönis und der Vorster Heimatverein, verantwortlich. „Platt ist eine Sprache, die leider mehr und mehr ausstirbt. Wir wollen das zumindest verlangsamen und die Sprache auch für die Nachwelt festhalten“, sagt Ulli Triebels, der zweite Vorsitzende des Heimatbundes St. Tönis. Platt zu reden ist für ihn nicht selbstverständlich. „Ich han min Frommisch uut de Diaspora, möt der kann ich net Platt kalle“, sagt er grinsend.

Dabei könne die Sprache auch Menschen miteinander verbinden. „Ich arbeite beruflich viel im Innendienst im Vertrieb. Da hört man natürlich schnell raus, ob Sprache in gewisser Art gefärbt ist. Wenn ich dann höre, dass Menschen Platt sprechen, schwenke ich um – und das ist immer eine ganz andere Verbindung. Es hilft mir beruflich wirklich“, erzählt Heinrich Stieger, Triebels Amtskollege im Heimatverein Vorst.

Generell aber sei die Mundart immer seltener anzutreffen. „Früher hat fast jeder Platt gesprochen. Aber in den 70er Jahren galt es als irgendwie primitiv und wurde sogar aktiv unterdrückt. Heute beherrschen deshalb junge Menschen nur noch in absoluten Ausnahmen Mundart“, sagt Franken.

So sei es heute eine zunehmende Seltenheit, beruflich oder privat auf Menschen zu treffen, die es noch verstehen oder gar sprechen. „Wenn ich in Vorst unterwegs bin, dann ist es meist kein Problem. Auch junge Verkäufer oder Verkäuferinnen verstehen es zumindest. Auf der Arbeit in Uerdingen ist es aber bei jungen Azubis schon schwieriger“, erzählt der Vorsitzendes des Heimatvereins Vorst, Heinz-Josef Köhler.

Vor allem Kraftausdrücke
sind meistens auf Platt

Etwas weiter kommt Franken im Berufsleben. „Ich arbeite im Maschinenbau und da sind schon viele ältere Kollegen, die es noch sprechen. So sind vor allem Kraftausdrücke zumeist auf Platt“, erzählt er schmunzelnd. Dabei biete die Mundart aber auch einen großen Vorteil, der im Prinzip Stiegers Erfahrungen nahe kommt: „Es gibt in dem Sinne kein ,Sie’. Es ist dadurch immer eine etwas größere Vertrautheit da“, befindet er.

In der Sendung sollen all diese Vorteile der Sprache transportiert werden. Aber auch historische Begebenheiten oder die historische Umgebung sollen dargestellt werden. „Zum Beispiel wollen wir Zeitzeugen zu Wort kommen lassen, die noch erlebt haben, dass die Kneipenkultur in den Orten viel ausgeprägter war. Dort fand früher ein großer Teil des sozialen Lebens statt – natürlich auch in der entsprechenden Mundart. Wir wollen nicht so sehr über Platt, sondern über Tönisvorst und seine Geschichte reden und dabei die Mundart einfließen lassen“, sagt Franken. Wie das konkret aussieht? „Im Radio spreche ich zum Beispiel ganz anders als normal. Wie das dann auf Platt aussieht, da bin ich selbst gespannt“, sagt Franken. Seine Mitstreiter haben bislang noch gar keine Radioerfahrung. „Wir werden einfach so reden, wie wir sind“, sagt das Trio. In Süddeutschland oder Köln funktioniere Radio in Mundart auch – „warum also nicht hier?“, fragt Franken.