Tönisvorst Rauf aufs Rennrad — nicht nur während der Tour de France
Reinhard Dittrich, Vorsitzender des RSV Tönisvorst, steigt oft und gern in den Sattel. Für eine schnelle Tour und für gemütliches Radwandern.
Tönisvorst. Radfahren kann er, seit er acht Jahre alt ist. Gelernt hat er es auf einem 28er Damenfahrrad. „Auf den Sattel kam ich damals nicht. Bin ich halt im Stehen gefahren.“
54 Jahre ist das her. Wie viele Kilometer Reinhard Dittrich seither im Sattel zurückgelegt hat, weiß er nicht. Zumal er „seit Ewigkeiten“ dem Radsportverein (RSV) Tönisvorst angehört, seit sechs Jahren als dessen 1. Vorsitzender.
Fünf Räder hat er. Ein Touren- und zwei aktive Rennräder, dazu ein Nostalgie-Rad und eines der Schweizer Armee, beide aus dem Jahr 1954. Das sind keine Garagenhocker. „In einer gewöhnlichen Woche fahre ich etwa 200 Kilometer Rad“, sagt Dittrich. Zurzeit dürften seine Streckenadditionen sogar noch deutlich höher ausfallen: „Ich absolviere sechs von zehn NRW-Rad-Challange-Strecken. Das sind Marathon—Touren von jeweils 210 Kilometern durch NRW.“
Der Radsport und Dittrich — sie sind also so eng verbunden wie eine Fahrradkette um den Hinterreifen. Sicher, erzählt Dittrich, manchmal „verflucht man den eigenen Sport auch schon mal“. Zuletzt bei Wind und Regen auf der Strecke Köln —Eifel. „Aber am nächsten Tag ist alles vergessen.“
Sport und Geselligkeit - dieses „Tandem“ schätzt der Tönisvorster. Mit der zehnköpfigen Rennradgruppe des RSV, der insgesamt 50 Mitglieder zählt, ist er regelmäßig unterwegs. Im Schnitt mit Tempo 30. Gemütlicher lässt es die Rad-Wander-Gruppe angehen, die sich jeden Freitag mit bis zu 25 Fahrern auf den Weg macht.
Ausflüge — die gehören zum aktiven Vereinsleben dazu. Zuletzt zum Grand Départ, zur zweiten Etappe der Tour de France. Höhe Korschenbroich baute der RSV Tönisvorst Stühle und Grill auf, erwartete über zig gesellige Stunden die Durchfahrt der Profis. Das Vereins-Trikot des RSV, das als Streckenwegesschmuck über ein Radfahrweg-Schild gestülpt war, haben Kittel und Co. bei hohem Tempo und Dauerregen wohl nicht wahrgenommen.
Ob die Begeisterung um den Tourauftakt auch Rückenwind für seinen Verein bedeuten könnte? In den vergangenen Jahren sei das Interesse für den Radsport allgemein eher zurückgegangen, bekennt Dittrich. Seine Mitstreiter im Verein kommen auf ein Durchschnittsalter von 60. Einen Jugendwart hat der Klub nicht mehr, dementsprechend schwierig gestaltet sich eine nachhaltige Nachwuchsförderung. „Wir müssen auch immer mehr Bürokratie bewältigen“, so Dittrich. Er hofft, dass die regelmäßigen Radtouristikfahrten in der Umgebung, die zwischen 40 und 150 Kilometer lang sind, auf mehr Resonanz stoßen. „Von dem Startgeld von drei, vier Euro leben die Radvereine.“
Den Tour-Ausgang kann Dittrich noch nicht richtig einschätzen. „Es gab schon so viele Stürze und Ausfälle.“ Zu beneiden scheint er die Profis nicht. „Sie fahren an der Leistungsgrenze. Es zählt nur der erste Platz.“ Wie wohltuend, dass das in seinem RSV nicht so ist.