Schlossfestspiele — wie alles begann
Mit „Der zerbrochene Krug“ startet 1984 das Freilichttheater.
Neersen. Der 13. Juli 1984 ist für die Geschichte der Stadt Willich ein ganz besonderer Tag: Mit der Premiere von „Der zerbrochene Krug“ beginnen vor dem Neersener Schloss die ersten Festspiele.
275 Besucher haben sich dazu auf der Tribüne eingefunden, die von den Soldaten der in Willich stationierten „Royal Engineers“ gebaut worden ist. Sicher kaum jemand ahnt damals, dass die Freilichtbühne 2013 ihren 30. Geburtstag feiern wird. Sie hat sich in diesen drei Jahrzehnten zu einem kulturellen Aushängeschild der gesamten Region entwickelt.
Über die Frage, wer die Festspiele erfunden hat, ist in Willich schon oft gestritten worden. Hans Kothen, Vorsitzender des Festspielvereins, bringt es aber auf den Punkt: „An der Entstehung waren viele Seiten beteiligt.“
An die schönste Anekdote in diesem Zusammenhang erinnert die Jubiläumsfestschrift: Gerhard Ernst und Horst Gurski, damals Schauspieler an den Vereinigten Bühnen Krefeld/Mönchengladbach, machen im Sommer 1983 eine Radtour, kommen am Schloss Neersen vorbei — und erkennen: Das ist die ideale Kulisse für eine Freilichtbühne.
Aber stimmt das? Oder ist es nur ein Märchen, ähnlich wie das „Tapfere Schneiderlein“ im ersten Festspielsommer? „Ich fahre Motorrad. Auf die Idee mit der Radtour wäre ich nie gekommen“, sagte Horst Gurski dazu vor einigen Jahren in einem WZ-Interview.
Sein Kollege Gerhard Ernst, der heute in Wien lebt, erinnert sich dagegen anders. „Ich habe den Spielort tatsächlich bei einer Radtour entdeckt“, erklärte er vor wenigen Tagen der WZ.
Sicher ist auf jeden Fall: Am 8. September 1983 stimmt der Stadtrat der Idee zu — und die Festspielstadt Willich ist geboren. Bedenken wegen der Finanzierung, die es bis heute immer wieder mal gibt, können damals vor allem durch Bürgermeisterin Käthe Franke ausgeräumt werden.
Im ersten Jahr wollen 5700 Frauen, Männer und Kinder die insgesamt 20 Aufführungen sehen. Das Ensemble besteht aus acht Schauspielern, die Kostüme liefert das Theater Krefeld-Mönchengladbach — und die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs machen erste Erfahrungen als Bühnenbauer.
1986 kommen schon 11 500 Besucher — und wiederum drei Jahre später wird erstmals die Marke von 20 000 Besuchern geknackt. Nach einigen Höhen und Tiefen haben sich die Festspiele mittlerweile in dieser Größenordnung eingependelt. Wie sagt doch die aktuelle Intendantin Astrid Jacob dazu: „Das ist für diese Region eine erfreulich große Anzahl.“ WD