Schon wieder „Land unter“
Action medeor hilft bei der sich zuspitzenden Lage.
Vorst. Eigentlich war er nach Deutschland gekommen, um bei der Vorstellung eines neuen Entwicklungshilfe-Projekts dabei zu sein. Jetzt muss er sich zusätzlich um ein ganz akutes Problem kümmern, bei dem dringend Hilfe benötigt wird. Die Rede ist von Dominic Stephen, Pakistani und Gründer der Hilfsorganisation PVDP, die Projekte in der Provinz Singh im Südosten des Landes umsetzt. Stephen arbeitet eng mit dem Vorster Hilfswerk action medeor zusammen. Gestern sprach er dort über seine Arbeit und die sich wieder zuspitzende Situation in seinem Heimatland — abseits von Taliban und Regierungskrisen.
Das Wasser ist wieder da. In Pakistan gibt’s wieder riesige Überflutungen. „Die Menschen hocken an der Straße und brauchen Hilfe“, sagt Stephen. Zwar ist nicht so viel Land überflutet wie im Katastrophenjahr 2010, aber die Lage ist dennoch dramatisch. „Es fehlen Hygiene-Artikel, Decken, warme Sachen, Moskito-Netze und vieles mehr“, so Stephen. Diese Dinge sollen über Spenden finanziert werden.
Abseits der momentanen Schwierigkeiten versucht die Organisation von Stephen, Prävention zu leisten. Damit es bei einer künftigen Katastrophe vielleicht glimpflicher abgeht. Dazu werden in den Dörfer sogenannte Komitees gebildet. „Darin sind alle Familien repräsentiert“, sagt Stephen. Dort wird festgehalten, wo es fehlt und was fehlt — klassische Hilfe zur Selbsthilfe.
Damit das Ganze auch nachhaltig wirkt, wird es über einen sogenannten „revolving fund“ finanziert. Das heißt: Die Menschen zahlen z.B. einen kleinen Beitrag für ein Medikament, das sie bekommen. Davon werden dann neue Medikamente beschafft. „Wenn wir gehen, wird das jeweilige Komitee vor Ort Besitzer des Projekts“, erklärt medeor-Geschäftsführer Bernd Pastors. „Sonst würde nichts bleiben“, betont auch Katharina Wilkin, beim Vorster Hilfswerk zuständige Referentin für Projekte in Pakistan.
Derzeit werden von PVDP zwölf Gesundheitsstationen für 50 Dörfer mit rund 7500 Menschen versorgt. Dabei wird auch Wert auf die Ausbildung medizinischer Helfer gelegt, ein bisschen vergleichbar mit deutschen Sanitätern. Oder: Geburtshelferinnen werden gezielt geschult.
In den Bereich der Vorbeugung fällt aber auch, dass beispielsweise Gärten und Häuser etwas höher angelegt werden, dafür wird Erde aufgeschüttet. Wenn dann das Wasser kommt, kann es nicht einen solchen Schaden anrichten.
Auch die Viehzüchter und Landwirte bekommen eine Schulung: Wie gehe ich mit dem Boden um, vier Monate nach einem Hochwasser? Wie kann ich mein Vieh schützen? Zusätzlich werden in den Dörfern Hallen und Lagerräume gebaut.
Was sind die Kriterien, nach denen die Menschen Hilfe bekommen? „Sie müssen nur arm sein“, sagt Dominic Stephen. Er selbst ist Katholik, was aber für seine Arbeit keine Rolle spielt. „Es ist egal, ob die Menschen Hindus, Moslems oder Christen sind“, sagt er. Letztlich gehe es immer um Gesundheit, Armut und Bildung.