Gedenken Verpflichtung: Wachsam bleiben

Tönisvorst · Schüler des MEG haben wieder den Lichterzug aus Anlass der Reichspogromnacht 1938 organisiert.

Sie setzen sich für ein respektvolles gesellschaftliches Miteinander ein – auch über die Gedenkveranstaltung anlässlich der Reichspogromnacht hinaus:  Leander Kersten, Lizzy Leineweber, Justus Jansen und Jan Fruhen vom Michael-Ende-Gymnasium.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

„Erzählt euren Mitbürgern, warum wir hier waren. Auf dass es nicht wieder geschieht.“ Mit dieser eindringlichen Bitte beendete Albert Schwarz, damals Tönisvorster Bürgermeister, 2008 die Gedenkstunde zum Jahrestag der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938. Sein Appell an die Jugend ist nicht verhallt. Im Gegenteil. Er scheint an Bedeutung zuzulegen.

Zum elften Mal hat die Schülervertretung des Michael-Ende-Gymnasiums in Zusammenarbeit mit der Rupert-Neudeck-Gesamtschule, den Kirchen und Bürgermeister Thomas Goßen die Gedenkveranstaltung für den 9. November vorbereitet. Ihr Motto für 2018 ist von gesellschaftspolitischer Motivation geprägt: „Unser Erbe – Wachsamkeit!“

Zeichen setzen für Toleranz
und Solidarität

„Diese Gedenkveranstaltung steht ganz klar im aktuellen politischen Kontext“, sagt Justus Jansen. Der Schüler spricht seit drei Jahren gemeinsam im Organisationsteam mit Mathis Spranzel ein Motto ab und lädt Gastredner nach St. Tönis. Ihren Anspruch, dadurch der Veranstaltung noch mehr Gesicht und Gewicht zu geben, trägt die Schülervertretung des Michael-Ende-Gymnasiums aus Überzeugung mit. Justus: „Wir Schüler wollen Zeichen setzen, für Toleranz, Gleichberechtigung und Solidarität.“

Ihre Schule, bekräftigt auch SV-Mitglied Jan Fruhen (16), vertrete den Europa- und Integrationsgedanken stark. Das gebe ihnen Mut und Selbstbewusstsein, für die Dinge, die die freiheitlich-demokratische Gesellschaft ausmache, aufzustehen, sagt Justus.

Rede der Schülersprecherin
am Mahnmal

MEG-Schülersprecherin Lizzy Leineweber hat ihre Rede am Mahnmal gemeinsam mit Nick van den Heuvel und Jan Fruhen formuliert und sich dabei eng an das Stichwort „Wachsamkeit“ angelehnt. „Ich nenne Zahlen.“ Sie machen, sagt sie, das Grauen der Nacht noch deutlicher.

Die Oberstufenschülerin erlebt Szenen der Ausgrenzung und Diskriminierung als aufmerksame Beobachterin in ihrem Alltag. „Ich komme aus Aldekerk, fahre mit dem Zug zur Schule. Da erlebe ich es zum Beispiel, dass Leute Ausländer anpöbeln“, sie mit unflätigen Worten beschimpfen. „Ich schweige dann nicht, sondern frage beispielsweise nach, was denn so anders an dieser Person sei.“ Nicht zugucken, sondern handeln, dafür will sie stehen.

„News of the week“-Debatten im Unterricht zu aktuellen politischen Ereignissen würden regelmäßig zu Diskussionen führen. „Das sind für uns gute Denkanstöße.“

Der Ablauf der Gedenkveranstaltung wurde mitgetragen von Bürgermeister Thomas Goßen, Vertretern der Kirchen und Schülern der Rupert-Neudeck-Gesamtschule. Als Gastrednerin haben die Michael-Ende-Gymnasiasten Claudia Flümann gewonnen, die ein Buch über die Judenverfolgung in Krefeld geschrieben hat.