Fahrzeug- und Karosseriebauer starten Hilfsprojekt Seelsorge-Bus für die Flutopfer

Anrath · Am Niederrhein startet am Montag ein umgebauter Bus, der im Katastrophengebiet eingesetzt wird.

Klaus Steinforth (l.) und Norbert Bermes haben sich maßgeblich für das Projekt „Seelsorge-Mobil“ stark gemacht.

Foto: Dieter Staniek/Stan

Er ist knapp elf Meter lang, hat ein Gesamtgewicht von 18 Tonnen und rollte 2006 bei Mercedes vom Band. Viele Jahre tat der Linienbus seinen Dienst bei den Verkehrsbetrieben im niederrheinischen Wesel – doch jetzt warten neue Aufgaben auf den Koloss. Komplett umgebaut und neu lackiert, wird das blau-weiße Fahrzeug am Montag ins Ahrtal gefahren. Dort steht es künftig als Seelsorge-Mobil für die von der Flutkatastrophe betroffenen Menschen zur Verfügung.

Auf den Weg gebracht wird der Bus vom Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF). Dessen Führungsspitze hatte sich schon vor Monaten überlegt, wie er den Hochwasseropfern möglichst effektiv helfen kann. „Mit Spendengeldern haben wir den Wiederaufbau von vier betroffenen Betrieben aus unserer Branche unterstützt“, schildert Vorstandsmitglied Klaus Steinforth, Geschäftsführer zweier Karosseriebaubetriebe in Grevenbroich und Grefrath. Darüber hinaus stellte der ZKF den Helfern auch ein geländegängiges Fahrzeug zur Verfügung. Aber das sollte nur der Anfang sein.

„Wir wollten noch mehr tun“, sagt Steinforth. Seine Idee, der vor Ort tätigen Hilfsorganisation „AHRche“ ein rollendes Seelsorge-Mobil zur Verfügung zu stellen, traf bei der ZKF-Spitze sofort auf offene Ohren. Danach ging alles sehr zügig: Ein in Wesel organisierter Bus wurde von dem bayrischen Fahrzeugbauer Peter Hecka komplett entkernt, mit Trennwänden versehen und zu einem rollenden Büro umgebaut. Den letzten Schliff erhält der Bus zurzeit in einer Halle des Karosseriebetriebs Moll im Industriegebiet Ost.

Elektriker geben dem umgebauten Elf-Meter-Fahrzeug derzeit noch den letzten Schliff.

Foto: Dieter Staniek/Stan

„Das Fahrzeug ist komplett ausgestattet, es verfügt über Strom-Anschlüsse für Computer und Drucker, es hat WLAN an Bord und viele andere Extras“, sagt der Anrather Norbert Bermes, ehemaliger Tourenwagen-Rennfahrer und Chef des Lackierzentrums Krefeld, der das Projekt maßgeblich unterstützt.

Anrather gibt 5000 Euro
für das Projekt

Kürzlich erhielt Bermes den silbernen Meisterbrief – aus diesem Anlass gab die Karosserie- und Fahrzeugbauinnung 5000 Euro für das Projekt. Bermes stockte spontan um weitere 5000 Euro auf. Das Innere des 2,60 Meter breiten Busses bietet einen separaten, mit Teppich ausgelegten Raum für Gespräche, die auch gemütlich auf einem Sofa geführt werden können. Auch eine Kaffeemaschine ist vorhanden. „Gerade jetzt, in der dunklen Jahreszeit, kann ein solches Gesprächsangebot für die Menschen im Ahrtal eine große Hilfe sein“, betont Klaus Steinforth. Damit die Seelsorge ohne neugierige Blicke verlaufen kann, wurden sämtliche Fenster des Fahrzeugs mit Lochfolie versehen.

Im zweiten „Abteil“ des ehemaligen Linienbusses sind vier Schreibtisch-Arbeitsplätze eingerichtet worden. Sie sind bestimmt für Mitarbeiter des sogenannten Wärme-Projekts, das den Opfern der Flutkatastrophe kostenlose Ein-Raum-Heizungen zur Verfügung stellt. „Auch in diesem Raum ist reichlich Platz für Gespräche“, sagt Norbert Bermes. Aktuell werden die Arbeitsplätze von Elektrikern noch untereinander vernetzt. Bereits verlegt worden sind lange LED-Streifen, deren Farbe und Lichttemperatur geregelt werden kann. Im „Himmel“ des Busses integriert, sorgen sie für eine angenehme Beleuchtung.

Viele Kollegen packten gemeinsam beim Bus mit an.

Was das Projekt gekostet hat? „Über Geld sprechen wir nicht. Machen – das war für uns wichtig, alles andere nur Nebensache“, betont Bermes. Viele Kollegen hätten bei dem Vorhaben gemeinsam an einem Strang gezogen – so sei der Bus in den vergangenen drei Monaten auch zu einer Art Hobby geworden. So wird Klaus Steinforth am Montag in Grevenbroich denn auch den Zündschlüssel ins Schloss stecken und den Bus persönlich ins Ahrtal fahren. Nicht aber, um danach gleich wieder zu verschwinden. Der Unternehmer wird einige Tage vor Ort bleiben, um die Helfer der Organisation „AHRche“ mit dem Fahrzeug vertraut zu machen.